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Citroën drängt in VW-Stammgeschäft

von Lutz Meier (Paris)

Mit seinem jüngsten Automodell startet der französische Konzern PSA Peugeot Citroën eine gewagte neue Strategie. Mit der neu entwickelten Mittelklasselimousine Citroën C5 will PSA europaweit die Dominanz der deutschen Hersteller in diesem Segment angreifen - vor allem den VW Passat.

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"Der Passat ist das Ziel Nummer eins", sagte Vincent Besson rundheraus, Chef für Produkte und Marketing bei Citroën. Der Passat freilich ist ein übermächtiger Gegner. Im vergangenen Jahr wurden vom VW-Modell in Europa 224.000 Autos abgesetzt, das Vorgängermodell des C5 kam auf 51.000 Verkäufe. Um dennoch Chancen zu haben, hat Citroën das neue Auto für jene Zielgruppe konzipiert, die für den Erfolg des Passat - und von Konkurrenzmodellen wie Audi A4 oder BMW 3er - verantwortlich ist: die Einkäufer von Firmenflotten und die Fahrer von Dienstwagen.

"Der klassische Mittelklassewagen ist die sichere Niederlage", sagte Besson. "Man muss in den Markt für Geschäftslimousinen einbrechen, das ist unsere einzige Möglichkeit", ergänzte er. Er verwies darauf, dass VW sogar Absatzwachstum verzeichne. "Der Passat zeigt, dass Autos, die punktgenau die Erwartungen dieser speziellen Kundenschicht erfüllen, trotz der Negativentwicklung des Segments Erfolg haben können", sagte Besson. Bei den Dienstwagen in Deutschland solle der C5, der vom Wochenende an in Deutschland verkauft wird, drei bis vier Prozent erreichen, gegenüber derzeit 0,5 Prozent, sagte Deutschlandchef Christophe Musy. Insgesamt will Citroën 150.000 der C5 pro Jahr verkaufen, deutlich mehr als vom Vorgänger, trotz des schwindenden Markts.

PSA-Chef Christian Streiff
 PSA-Chef Christian Streiff

PSA sucht mit dem Modell den Ausweg aus einem Dilemma. Die Verkaufszahlen der Mittelklasse in Europa sind im freien Fall. Der einzige Teil des Marktes, der dem widersteht, ist der Markt für Firmenwagen. Rund zwei Drittel der Mittelklasseautos gehen an Geschäftskunden. Hier aber ist Citroën, etwa in Deutschland, "quasi inexistent", wie Musy bekennt. Zudem sucht PSA, bei der Marke die Fehler der letzten Jahre hinter sich zu lassen. So wurden Citroëns vor allem über Rabatte verkauft, Design und Innovation lange vernachlässigt - und die einst starke Marke beschädigt. Der C5 muss dementsprechend eine Neudefinition verkörpern und den deutschen Konkurrenten Paroli bieten, indem er möglichst alle "deutschen Qualitäten" erfüllt, wie Manager Besson sagte.

So wird der C5 der Prüfstein für die Strategie von Konzernchef Christian Streiff. Dieser setzt seit vergangenem Jahr einen ehrgeizigen Sanierungsplan um. Er will trotz des schrumpfenden Automarkts in Westeuropa wachsen. Am Donnerstag meldete PSA für das erste Quartal ein Absatzplus und ein kleines Umsatzplus. Doch viele Analysten blieben so skeptisch wie Merrill-Lynch-Experte Thomas Besson, der angesichts der Marktmisere in einer Notiz schrieb, die Ziele Streiffs würden "immer herausfordernder".

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Auf Dauer kann der Konzernchef seine Ziele ohnehin nur erreichen, wenn er seinem erklärten Vorbild, dem VW-Konzern, näher kommt - zumindest in Sachen Profitabilität, Modellpolitik und Marktaufteilung. Der neue C5 wurde daher bewusst als Auto nach deutscher Art konzipiert, mit einem Ex-Designer von Audi, mit klassischen Formen, die immerhin noch französischen Stil erkennen lassen.

Konsequenterweise erklärt sich Citroën in England in einer witzigen Werbekampagne zum C5-Start als "deutsche Marque". Das Auto ist betont breit, lang und schwer, was, zumindest in den Benzinversionen, für einen hohen Kraftstoffverbrauch sorgt. "Die Einkaufsmanager für Geschäftswagen haben ihre Checklisten", sagte Citroën-Manager Besson. "Wir haben das Auto genau an diesen Checklisten entlang konzipiert." Musy ergänzte, man habe das Billigimage der Marke korrigiert und "die Verkaufsstrategie radikal umgestellt".

"Die Ziele bei den Geschäftskunden sind sehr ambitioniert, aber nicht völlig utopisch", sagte Angela Böhm, die Chefin des Flottenmarktspezialisten Dataforce. "Im unteren Drittel der Top Ten der Mittelklassewagen kann das Auto schon für Bewegung sorgen." Aber es werde dauern. Das weiß auch Citroën-Marketingchef Besson. "Wir sind auf einem Eroberungsfeldzug", sagte er. "So etwas ist immer schwierig und langwierig."

Kursinformationen

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Aus der FTD vom 25.04.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP

 

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