Die größte Gefahr für die Menschen im Katastrophengebiet geht von 35 natürlichen Dämmen aus, die nach Bergrutschen entstanden und große Stauseen bildeten. Wegen heftiger Regenfälle und Nachbeben drohen diese Dämme zu brechen, Flutwellen könnten hunderttausende Menschen in Gefahr bringen. Evakuierungspläne für mehr als eine Million Menschen wurden vorgelegt. 35.000 sind schon in Sicherheit gebracht.
Einsatztruppen erwägen in Tangjiashan oberhalb der Kreisstadt Beichuan, mit Dynamit einen Teil einer großen Barriere aus Felsen und Erdmassen wegzusprengen, um das Wasser möglichst kontrolliert abzulassen. Mit Hubschraubern wurden Bagger und Schaufellader zu dem schwer zugänglichen mittelgroßen Reservoir geflogen, dessen Wasserstand stündlich steigt. Die Nachrichtenagentur China News Service berichtete, die zuständige Stadtregierung von Mianyang wolle bei einer 30-prozentigen Gefahr einer Flutwelle mehr als 150.000 Menschen in Sicherheit bringen. Drohe eine 50-prozentige Chance eines Dammbruchs, sollen sogar mehr als eine Million weggebracht werden. Eine Evakuierungsübung sei für Dienstag geplant.
Ein heftiges Nachbeben der Stärke 6,4 hat am Sonntag erneut acht Menschen das Leben gekostet, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Rund 900 Menschen seien verletzt worden. Beschädigte Häuser seien eingestürzt. Es habe neue Erdrutsche gegeben. Das Beben hatte außer der Erdbebenprovinz Sichuan auch die Provinzen Shaanxi und Gansu betroffen. Die Zahl der Toten des Erdbebens vom 12. Mai stieg bis Montag auf 65.080, wie die Regierung mitteilte. Es werden noch 23.150 Menschen vermisst. Regierungschef Wen Jiabao befürchtet, dass die Zahl der Toten auf mehr als 80.000 steigen könnte.
Die Familienplanungsbehörde in der Provinzhauptstadt Chengdu kündigte eine Lockerung der Ein-Kind-Politik für Überlebende an. Wer sein einziges Kind verloren habe und im gebärfähigen Alter sei, dürfe erneut ein Kind bekommen, berichtete die Pekinger Zeitung "Xinjingbao". Das gelte auch für Paare, deren Kind langfristige Behinderungen erlitten habe. Ältere Paare über 50 Jahre, deren einziges Kind getötet worden sei, erhielten finanzielle Zuschüsse. Auch dürften Familien, die bereits ein Kind haben, ein Waisenkind adoptieren, was nach dem Gesetz eigentlich nicht erlaubt ist.
Nach dem Aufbau des mobilen Hospitals aus Deutschland in der Stadt Dujiangyan wurden am Montag 160 Patienten behandelt. "Es läuft sehr gut", berichtete DRK-Sprecherin Svenja Koch. Das elfköpfige Team aus Deutschland arbeite die rund 100 chinesischen Ärzte und Schwestern ein, die das Hospital übernehmen werden. Es gebe eine "unglaubliche Effizienz". Die ersten Patienten seien überrascht gewesen, dass die Behandlung kostenlos sei. Das Hospital könne 120 Patienten stationär aufnehmen und entspreche von der Größe her einem Kreiskrankenhaus. Rund 360.000 Menschen waren durch das Beben verletzt worden. 23.000 Verletzte müssen noch in Krankenhäusern medizinisch behandelt werden.
Am Montag begann unterdessen ein 22-köpfiges Team des deutschen Technischen Hilfswerks mit der Verteilung von sechs Trinkwasseranlagen auf mehrere Standorte im Erdbebengebiet. Deutsche Experten nahmen mit mit sechs Wasseraufbereitungsanlagen ihre Arbeit auf. Jede der Anlagen kann bis zu 6 000 Liter Wasser in der Stunde aufbereiten. Für die fünf Millionen Obdachlosen bringt die Caritas am Dienstag mit einem zweiten Hilfsflug weitere 2 150 Zelte nach Chengdu. Damit steigt die Zahl der gelieferten Zelte auf 4 050. Darin können insgesamt rund 20.000 Menschen untergebracht werden, wie die Caritas mitteilte. Nach Angaben der Regierung sind insgesamt eine halbe Million Zelte ins Erdbebengebiet gebracht worden.
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dpa, 26.05.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Getty Images
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