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Maxeiner und Miersch: Standpunkte. Thema Klimaskeptiker
The Wayback Machine - https://web.archive.org/web/20080607024021/http://www.maxeiner-miersch.de:80/standp2001-07c.htm
Wortmarke Maxeiner und Miersch

Standpunkte

Klimaskeptiker

Hintergrund:
Auf der Klimakonferenz in Bonn wird im Sommer 2001 um das Kyoto-Protokoll gerungen. Es beruht auf einem angeblichen Konsens der Wissenschaft über die Ursachen der Erderwärmung. Bei näherem Hinsehen gibt es diesen Konsens jedoch nicht.

 

Es lebe der Zweifel

von Dirk Maxeiner

Der Zweifel ist das methodische Prinzip der gesamten modernen Naturwissenschaft. Auch die zahlreichen Hypothesen zum Klimawandel müssen sich dem Feuer der Kritik stellen, sonst sind sie nichts wert. Doch wie immer, wenn es um die Rettung der Menschheit geht, gibt es bald Wörter, die man nicht benutzen, Wahrheiten, die man nicht aussprechen, und Fragen, die man nicht stellen sollte. Das erste Gebot im Klimaschutz lautet: Du sollst nicht Zweifeln. Dies hat wenig mit Wissenschaft und viel mit Religion zu tun. Entsprechend wir mit moralischer Empörung reagiert - obwohl fast alle so genannten Skeptiker ausdrücklich darauf hinweisen, dass sie Energiesparen für notwendig und sinnvoll erachten.

Gern wird in diesem Glaubenskrieg auch vom Sachargument auf die Bezweiflung der wissenschaftlichen Reputation der Gegenseite umgeschaltet. In der letzten Ausgabe von Profil ist beispielsweise SPÖ-Umweltsprecherin Ulli Simla voller Lob für die "renommierten internationalen Wissenschaftler" des UN-Klimarates ("Intergovermental Panel on Climate Change") während Sie sich unter den wissenschaftlichen Skeptikern nur "irgendwelche Hobbyforscher aus dem Hinterland" vorstellen kann. Dieses Weltbild ist in sofern problematisch, als dass es sich teilweise um die gleichen Personen handelt: Viele der skeptischen Wissenschaftler arbeiten im IPCC mit.

Das Dilemma: Politiker sollen Entscheidungen treffen und wollen diese durch einen breiten wissenschaftlichen Konsens legitimeren. Das IPCC wurde gegründet, um den weltweiten Sachverstand zusammenzutragen und eine einheitliche Aussage daraus zu kondensieren. Das Verfahren ist kein wissenschaftliches, sondern ein diplomatisches. Schlüsselpositionen haben eine handvoll Wissenschaftsfunktionäre inne, die den Wortlaut einer kurzen Zusammenfassung der umfangreichen Studien festlegen. Vor der Veröffentlichung wird sie allen Regierungen vorgelegt und noch einmal redigiert. Keineswegs alle dem IPCC zuarbeitende Experten können und wollen als Kronzeugen für die politische Interpretation ihrer Arbeit in Anspruch genommen werden.

Der Atmosphären-Wissenschaftler Richard Lindzen vom Massachussets Institute of Technologie (MIT) beispielsweise war als ein federführender Autor am IPCC-Fachkapitel über die Atmosphärenphysik beteiligt, ist aber zugleich einer der pointiertesten Kritiker der gängigen Treibhausprognosen. Lindzen hält heutige Computer-Simulationen des Klimas für fragwürdig, weil eine Schlüsselgröße des Treibhauseffektes nicht richtig verstanden und auch nicht im Rechner simulierbar ist: Die Wolkenbildung und die Verteilung von Wasserdampf, dem wichtigsten Treibhausgas. Deutliche Hinweise auf diese fundamentalen Verständnislücken, so beklagt Lindzen, sucht man in der politischen Konsensfassung jedoch vergebens. Er gesteht aufgrund menschlichen Zutuns bis 2100 "allerhöchstens" ein Grad Temperaturanstieg zu.

Auch IPCC-Autor John Christy glaubt, dass Prognosen über einen Temperaturanstieg um bis zu 5,8 Grad weit übertrieben sind: "Die Welt ist in einem erheblich besseren Zustand, als er in diesem Untergangsbild gemalt wird." Christo wertet seit 1979 zusammen mit NASA-Experten die von Satelliten ermittelten Temperaturen für die Luftschichten bis zu fünf Kilometern Höhe aus. Und im Gegensatz zu den Bodenmessungen zeigen diese seitdem keine signifikante Erwärmung (dies gilt auch nach einer jüngsten Korrektur der Daten). Auch Wetterballone bestätigen dies. Computer-Simulationen können die Diskrepanz nicht erklären. Die Konfrontation von Hypothesen und Prognosen mit der richtigen Welt bringt so immer wieder Überraschungen hervor.

Und dies gilt auch für zahlreiche Klimamythen. Laut SPÖ-Umweltsprecherin Sima sind "Horrorszenarien" in weiten Teilen der Erde "bereits Realität". So seien "zahlreiche Inselstaaten durch den Anstieg des Meeresspiegels buchstäblich vom Versinken bedroht." Die Aussage wird umso fragwürdiger, je näher man diesen Atollen kommt. Wolfgang Scherer, Direktor des südpazifischen Umwelt-Monitoring-Programms erläuterte auf einer Pressekonferenz auf Tarawa (Kiribati): "Wir haben bislang kein Anzeichen, das auf einen beschleunigten Meeresspiegelanstieg durch die Klimaerwärmung hindeutet." Das IPCC korrigierte in seinem aktuellen Bericht den zu erwarteten Anstieg des Meeresspiegels gegenüber früheren Schätzungen auch nach unten (und nicht wie häufig insinnuiert wird nach oben). Von mehreren Metern ist man jetzt bei nur noch 11 bis 88 cm angelangt. Prinzipiell steigt der Meeresspiegel seit mindestens 10.000 Jahren ganz langsam an.

Auch Sonnenforscher glauben, dass natürliche Schwankungen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Mit Hartnäckigkeit und Skepsis haben sie aber immerhin durchgesetzt, dass neuerdings zumindest für die Erwärmung vor 1940 ein großer solarer Anteil zugestanden wird. Damit kann allenfalls etwa die Hälfte der 0,6 Grad Temperaturzunahme der letzen 100 Jahre dem Menschen zugeschrieben werden. Das mag für politische Aktivisten misslich sein, für die Wissenschaft ist es ein Gewinn.

In der hitzigen Debatte wird ohnehin übersehen: Egal in welcher Form das Kyoto-Protokoll nun umgesetzt wird, auf das Klimageschehen hat es zwar einen großen symbolischen, aber fast keinen praktischen Einfluss. Der IPCC-Wissenschaftler Tom Wigley hat einmal kalkuliert, welche Auswirkungen es haben würde, wenn sich tatsächlich alle Länder (inklusive der USA) brav an die Vorgaben halten würden. Einmal unterstellt, die derzeitigen Klimamodelle rechnen richtig, ergäbe sich laut Wigley für das Jahr 2050 eine Verminderung des Temperaturanstiegs um 0,07 Grad. Dies liegt unterhalb der praktischen Nachweisbarkeit.

 

Erschienen in Profil vom 30.07.2001