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FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND
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Ingredienzen der Fête Nationale. III Garden Party bei Carla und Nicolas Sarkozy

Meier | 23. Juli 2008 22:33 Uhr

Die Garden Party des Präsidenten ist ein Mythos. Jeder sagt Garden Party in Frankreich, dabei steht auf der Einladung gar nicht Garden Party. "Der Präsident der Republik und Madame Carla Sarkozy bitten Monsieur XY ihnen die Ehre seiner Anwesenheit zu erweisen bei dem Empfang, den sie anlässlich des Nationalfeiertags im Élysée-Palast geben, am Montag 14. Juli um 12 Uhr". Wer eine solche Karte hat und wer keine hat, fragt man besser nicht, wenn man eine hat. Wenn man keine hat, fragt man natürlich, sich, andere, oder eventuelle Freunde bei Hofe, die einem noch eine besorgen können.

Um kurz nach 13 Uhr kollabieren vor der Porte Marigny zum Garten des Élysée schon die ersten Gäste, noch bevor sie eingelassen werden. "Ein Stuhl, ein Stuhl," ruft einer der Sicherheitsbeamten am Einlass. Einer von ihnen redet beruhigend auf den Pulk ein. Die Leute möchten sich doch bitte nicht noch mehr nach vorne drücken. Schon im Alltag ist Frankreich ein gutes Land, wenn man lernen will, wie man sich durch- und vordrängelt, -schlängelt, -trickst und dabei gleichzeitig würdig, unschuldig und bestimmt zugleich dreinblickt. Ein festes "Pardon, Pardon" auf den Lippen macht man seinen Weg. Der Élysée-Palast hat heute einige Meister der Kunst eingeladen und man muss zugeben, dass Journalisten unter den Besten sind. Als es nicht vorangeht, verweisen einige mit Nachdruck auf ihre Profession.

Eine Besucherin bricht in Tränen aus, weil der Wachmann es ihr nicht durchgehen lassen will, dass sie den Namen auf der Einladungskarte geändert hat. Ein soignierter kleiner Herr im grauen Einreiher sagt, dass seine Frau da hinten die Karte habe und versucht sich schon mal durchzudrücken, wird festgehalten. Da kommt Madame, und sie hat tatsächlich eine Karte, aber nur eine für sich allein. "Dann kann ich Sie leider nicht hereinlassen," bedauert der Wachmann. "Marie-George!," sagt Monsieur unendlich beleidigt zur Gattin. "Das war's."

Ist man dann erst im Garten des Élysée stellt man fest, dass es hier ist, wie mit allen exklusiven Veranstaltungen, die ihren Wert dadurch haben, dass welche draußen bleiben müssen, nicht durch das, was drinnen vor sich geht.

Sicher, der Garten des Élysée hat eine gewisse Erhabenheit. Aber die lässt sich an einem frühen Frühlingstag im März, wenn man sich nach einer Veranstaltung nach draußen schleicht und den Vögeln lauscht und rätselt, wo Carla woll ihren Liegestuhl aufzubauen pflegt, an einem solchen Tag lässt sich die Erhabenheit des Parks besser genießen.

Das soll sich jetzt nicht wie eine Klage über die Garden Party anhören. An den Seiten sind Spezialitäten von allen Ufern des Mittelmeers aufgebaut und es dürfte definitiv die erste Veranstaltung im Élysée-Palast sein, auf der tunesischer, türkischer, kroatischer Wein ausgeschenkt wird und montenegrinischer Käse. Die meisten Gäste nehmen aber französischen Champagner.

Jetzt kommen Carla und Nicolas und Ingrid auf die Terasse, also Ingrid Bétancourt. Die Harmonie des Guten. Madame Bétancourt wird Ritterin der Ehrenlegion. Nicolas sagt, es gelte alle Leidenden und Gefesselten dieser Welt zu befreien. Ingrid blickt selig. Carla blickt mit Anmut nach oben. Die Sonne scheint. Der Gastgeber hat den Gästen des Festes einen historischen Moment serviert.

Nun kommt er mit einem drängeligen Pulk von Kameras zu dem kleinen Pavillon, der von unten aus gesehen rechts der Terasse steht. Dort streichelt er behinderte Kinder und gebrechliche Kriegsveteranen, wechselt ein paar Worte mit ihren Betreuen.

Wo ist eigentlich Carla? Bald nach der Ingrid-Erhöhung haben sich die Gastgeber in die Salons zurückgezogen oder in die kleine private Grünfläche, die nur von den Gemächern aus zugänglich ist. Man kann es ihnen nicht einmal verdenken, denn nicht einmal unter diesem exklusiven Publikum kann sich der Präsident frei bewegen. Der zusammendrängende Pulk um ihn herum gibt noch dem banalsten Schritt Sarkozys den Anblick des Unauthentischen, des Inszenierten. Nun gut, das hat er vorher gewusst, man muss ihn auch nicht bedauern, wie er da zu seinen Vertrauten hinter die Fenster des Salons flüchtet.

Mit zunehmendem Fortgang der Dinge wird die Stimmung aufgeräumter. Im nassen Kunstrasen rund um den Springbrunnen am unteren Ende des Parks lümmeln sich Anzugmenschen und Damen in Sommerkleidern zwischen einem Grüppchen von drei Jung-Feuerwehrleuten, die, sie zu ehren, hier eingeladen worden sind. Vor dem Crêpe-Stand hat sich ein Bürgerpärchen ins Gras gelegt zum Knutschen. Die Kellner schenken den letzten Champagner aus.

Jetzt beginnt ein bemerkenswertes Schauspiel. Wer immer schon mal überlegt hat, wie er sein Gartenfest effektiv aber hinreichend dezent räumt, kann es sich beim französischen Präsidenten abgucken. Man braucht nichts als eine kleine Marschkette uniformierter Gardetruppen. Die stellen sich oben an der Terasse auf. Alle Minute machen sie einen Marschschritt nach vorn. Langsam werden die verbliebenen Gäste unten zusammengetrieben, den Ausgängen zu.

Nur der Eismann hat nicht verstanden, was die Stunde geschlagen hat, Waffel für Waffel gibt er unten noch aus, allerdings hat er nur noch Karamel und Schokolade.

Es ist 17 Uhr 30, für den Abend hat der Präsident auf das Marsfeld zu Konzert und Feuerwerk geladen, aber da darf jeder kommen (und Sarkozy wird sich, anders als vergangenes Jahr, nicht blicken lassen). Aber halt. Selbst bei dieser Veranstaltung gibt es offenbar exklusivere Gäste - in den Handtaschen der eleganten Damen kann man einen Blick auf die Karten erhaschen, die vielleicht zu einer Sonderzone oder VIP-Loge führen. So beginnt nach der Garden Party das Spiel um die Exklusivität von Neuem.

Es lebe die Republik!

Fotos zum Vergrößern bitte anklicken!

Foto 1: Am Nachmittag bei der Garden Party

Foto 2: Der Präsident lässt räumen

Foto 3: Eis bis zuletzt

Foto 4: Abschiedsbild mit Fremdenlegionären


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