Nationalspieler Philip Zwiener herzte den Pokal, als habe er ALBA Berlin soeben im Alleingang zum sechsten Cup-Sieg geführt. Dabei hatte der Olympia-Teilnehmer bei der Endrunde in Hamburg als einziger Profi im Luxus-Kader des deutschen Meisters keine Sekunde auf dem Feld gestanden.
Sein Nationalmannschafts-Kollege Johannes Herber konnte wenigstens auf etwas Einsatzzeit zurückblicken. Beim Berliner 69:44-Finalsieg gegen die Telekom Baskets Bonn stand der 26-Jährige die letzten 81 Sekunden auf dem Parkett, musste sich nach seiner Einwechslung erst einmal die Schuhe schnüren. «Ich war schon etwas überrascht, dass ich noch aufs Feld durfte», gestand Herber.
Die beiden Nationalspieler stehen exemplarisch für ein großes Dilemma in der Bundesliga: Die deutschen Profis bekommen kaum Einsatzzeit. «Du kannst nur besser werden, wenn du auch spielst», sagte Detlef Schrempf. Der frühere NBA-Star war extra für das Top- Four-Turnier aus seiner Wahlheimat Seattle eingeflogen, um sich in einer Sitzung der BBL über den Zustand des deutschen Basketballs zu informieren. «Da muss viel getan, hart gearbeitet und jede Menge Geld in die Hand genommen werden», umriss der Europameister von 1993 seine Bestandsaufnahme.
In welchem Umfang er sich engagieren wird, ließ Schrempf offen. «Ich will helfen, aber wenn, dann richtig. Ich werde nicht einfach meinen Namen hergeben.» Eine Rückkehr nach Deutschland sieht sein Lebensplan auf jeden Fall nicht vor. «Meine Familie und meine Arbeit sind in den USA», sagte der frühere Leverkusener.
Doch die Aktivitäten, die Schrempf und Co. anstoßen wollen, betreffen sowieso mehr den Nachwuchs und würden Zwiener und Herber in Berlin keine zusätzlichen Einsatzzeiten verschaffen. Dafür müssen die beiden schon selbst sorgen. «Wenn sie besser als die anderen wären, würden sie spielen», sagte Berlins Trainer Luka Pavicevic. «Sozial- Minuten gibt es bei unserem Trainer nicht», fügte Alba- Geschäftsführer Marco Baldi hinzu. Auch bei Marco Beens, Geschäftsführer der Artland Dragons, hält sich das Mitleid in Grenzen. «ALBA hat definitiv bessere Spieler. Und außerdem hätten beide ja auch wechseln können.»
Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketball Bundes (DBB), blutet dennoch das Herz, wenn er sieht, dass seine Nationalspieler auf der Bank versauern. «Natürlich stört mich das. Ich will mich nicht in die Dinge eines Trainers einmischen, doch ich frage mich schon, warum Philip und Jo überhaupt nicht zum Einsatz kommen.»
Wie dem Problem beizukommen ist, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Bonns Trainer Michael Koch befürwortet eine Lösung wie in der russischen Supro-League. Dort müssen stets zwei Einheimische auf dem Feld stehen. «Mir ist klar, dass das nicht von heute auf morgen geht, aber wir müssen mit kleinen Schritten anfangen.» Auch Konrad Wysocki, der in Frankfurt seine Spielminuten bekommt, ist für eine Deutschen-Quote: «Die BBL muss Maßnahmen ergreifen. In anderen Ländern steht ja auch ein Minimum an Ausländern auf dem Feld. Das muss auch in Deutschland Pflicht sein. So stirbt der deutsche Basketball langsam aus.»
dpa, 02.03.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa
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