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Wertlose Zertifikate - Banken zahlen an Lehman-Opfer - Finanzen - sueddeutsche.de
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    Banken zahlen an Lehman-Opfer

    Wertlose Zertifikate

    17.03.2009 , 17:22

    Von M. Völklein

    Kulanz, aber keine Entschädigung: Die Frankfurter Sparkasse entschädigt die Anleger, die Geld mit Lehman-Zertifikaten verloren haben.

    Sparkassenlogo, Foto: dpaGrossbild

    Die Sparkassen zahlen, aber Beratungsfehler durch Bankmitarbeiter räumen sie nur im Ausnahmefall ein. (Foto: dpa)

    Nach der Hamburger Sparkasse (Haspa) haben nun auch andere Geldinstitute damit begonnen, Käufer von Zertifikaten der US-Pleitebank Lehman Brothers zu entschädigen.

    So verschickt die Frankfurter Sparkasse (Fraspa) seit Anfang März nach eigenen Angaben Schreiben an Kunden, die Papiere der amerikanischen Bank über die Filialen der Fraspa gekauft hatten. Nach der Insolvenz der US-Bank sowie ihrer deutschen Tochter sind diese Zertifikate fast wertlos. Auch einige Volks- und Raiffeisenbanken entschädigen nun Anleger.

    Nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau erhielt eine alleinerziehende Mutter aus Frankfurt, die 15.000 Euro für ihre Altersvorsorge in Lehman-Papiere gesteckt hatte, nun 8000 Euro von der Fraspa erstattet.

    Konkrete Summen werden nicht genannt

    Offiziell allerdings schweigt sich die Fraspa über konkrete Summen aus. Wie viele Anleger entschädigt werden, sei wohl erst Ende April klar, hieß es weiter. Zudem betont das Geldhaus, die Kunden seien "im Rahmen der anleger- und anlagegerechten Beratung auf die bestehenden Chancen und Risiken hingewiesen worden".

    Die Zahlung an die Anleger sei daher "keine Entschädigungszahlung", sagte ein Fraspa-Sprecher. Vielmehr biete das Institut "in einigen wirtschaftlichen Härtefällen aus Kulanzgründen eine Beteiligung am entstandenen finanziellen Schaden an".

    Was sich nach juristischer Wortklauberei anhört, ist für die Geldhäuser extrem wichtig. Sie wollen die Zahlungen keinesfalls als Schuldeingeständnis gewertet sehen. Auf ein solches Eingeständnis würden sich vermutlich viele weitere Lehman-Anleger berufen und ebenfalls Entschädigungen einfordern.

    Schließlich werfen viele Lehman-Anleger den Banken vor, sie falsch beraten zu haben. Statt eine sichere Geldanlage zu vermitteln, hätten Berater bei den Banken und Sparkassen vor allem auf die Provision für das Geldhaus geschaut und die Lehman-Zertifikate verkauft, ohne die Anleger auf das Risiko eines Totalverlusts im Falle einer Pleite hinzuweisen.

    "Meiner Erfahrung nach kommen die Banken den Anlegern nur in absoluten Extremfällen entgegen", sagt der Münchner Anwalt Peter Mattil, der sich auf Anlegerrecht spezialisiert hat und etwa 100 Lehman-Geschädigte vertritt.

    "Als Held darstellen"

    Nur wenn die Bank sehe, dass sie in einem Streitfall ganz schlechte Karten habe, lasse sie sich auf eine Entschädigung ein - wenn beispielsweise im Protokollbogen zum Beratungsgespräch der Anleger als "konservativer Sparer" klassifiziert wurde und der Kunde auch noch einen Zeugen stellen kann, der bestätigt, dass die Bank das Zertifikat als nahezu risikolose Anlage angepriesen hat.

    "Zugleich kann sich das Geldinstitut so auch noch nach außen als Held darstellen", kritisiert Mattil. Die große Zahl der Lehman-Zertifikate-Käufer gehe bislang leer aus. Nach Schätzungen der Verbraucherzentrale Hamburg sind bundesweit etwa 40000 Anleger von der Lehman-Pleite betroffen.

    Zuletzt hatte die Hamburger Sparkasse, kurz Haspa, Mitte Februar etwa 1000 Kunden entschädigt und ihnen 9,5 Millionen Euro angeboten. Insgesamt hatte das Institut allerdings Lehman-Zertifikate in einem Volumen von 54 Millionen Euro an etwa 3700 Sparer verkauft. Auch die Haspa hatte bei den Entschädigungen für die 1000 Betroffenen betont, dass es sich dabei zumeist um wirtschaftliche Härtefälle handele und das Geldhaus aus Kulanz zahle. Nur in etwa 250 Fällen habe es Beratungsfehler durch Bankmitarbeiter gegeben.

    Ähnlich argumentieren nun auch die Genossenschaftsbanken. "Einige Banken", so formuliert es ein Sprecher des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), hätten betroffene Kunden angeschrieben und über zu erwartende Entschädigungszahlungen informiert. Der Verband habe aber keinen Überblick darüber, ob die Institute alle Lehman-Anleger entschädigten. Jedes Geldhaus "prüft für sich selbst, ob und welche Fälle entschädigt werden". Bei den Zahlungen handle es sich um ein Entgegenkommen der Institute.

    (SZ vom 18.03.2009/pak)

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    Leserkommentare (3)



    19.03.2009 16:47:06

    ades: Wetten daß,......

    ... 95 % der von der Frankfurter Sparkasse beratenen Anleger nicht wußten, daß sie ihr Geld Lehman Brothers anvertrauten? So wie man hört, war das Prospekt in der Corporate Identity der Sparkasse gehalten und irgendwo auf Seite xy stand dann, daß es sich um ein Produkt von Lehman Brothers handelte. Lehman Brothers, ein Institut welches vermutlich 99 % der Bundesbürger bislang nicht gekannt haben und sie allenfalls an die "Fulham-Boys" (trottelige Ganoven aus dem Film "Die Gentlemen bitten zur Kasse") erinnert haben könnte. Und diesem Institut sollen die Kunden ihr Geld aufgedrängt haben? Nein, ohne die nachdrückliche "Beratung" der Sparkassenmitarbeiter wäre vermutlich kaum ein Mensch auf die Idee gekommen, sein Geld bei Lehman anzulegen. Man kann nur jedem Geschädigten raten, nicht aufzugeben. Auch ist wichtig zu wissen, daß in Bankkreisen sehr wohl bekannt war und ist, daß Institute wie Lehman, Goldman Sachs und ähnliche im Risiko deutlich höher einzustufen sind als "normale" Banken. Nachweise gibt es hierfür in den Banken genug, man muß nur an der richtigen Stelle suchen. Die Kunden hat man offensichtlich an dieser Erkenntnis nicht teilhaben lassen und so mancher Richter hinter seinen verstaubten Akten hat davon auch noch nichts gehört.


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