(Translated by https://www.hiragana.jp/)
Lehrer sammelt Spickzettel - Der Schummler-Schreck - Schule - sueddeutsche.de
The Wayback Machine - https://web.archive.org/web/20090502161918/http://www.sueddeutsche.de:80/jobkarriere/178/466757/text/
  •  |  Passwort vergessen?  |  Jetzt registrieren

Interview: Julia Bönisch

Mogelnde Schüler haben bei ihm keine Chance: Lehrer Johannes Gröger sammelt Spicker. Auf sueddeutsche.de zeigt er seine schönsten Exemplare - und erklärt, wie Tricksereien funktionieren.

Lehrer sammelt Spickzettel TrinkpäckchenGrossbild

Einfallsreicher Spicker: Das Trinkpäckchen ist mit Magneten präpariert, so dass die Naht nicht auffällt. (Foto: oh)

Johannes Gröger ist seit 17 Jahren Lehrer - und hat in dieser Zeit 250 Spicker gesammelt. Seine Heimatstadt Münster stellt nun sein Material aus, unter anderem ein liebevoll präpariertes Trinkpäckchen, ein getuntes Paket Taschentücher und eine kunstvolle Grafik im Anspitzer. Im Interview erklärt der 48-Jährige die besten Schummeleien und wie Lehrer sie erkennen.

sueddeutsche.de: Herr Gröger, in Ihrer Schule sind Sie als Schummler-Schreck bekannt. Aber mal ehrlich: Haben Sie in der Schule früher nie gemogelt?

Johannes Gröger: Doch, habe ich - und natürlich bin ich prompt erwischt worden. Das war in der siebten oder achten Klasse im Biologieunterricht. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie der Lehrer reagiert hat, aber der Schock war so heilsam, dass ich danach nie wieder gespickt habe.

sueddeutsche.de: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Spickzettel zu sammeln?

Rahmen
Spicker-Sammlung Die besten Exponate des Schummler-Schrecks Rahmen
Rahmen

Gröger: Als ich als Lehrer angefangen habe, habe ich sie einfach einkassiert und weggeworfen. Dann sind mir aber Zettel begegnet, die so liebevoll gemacht waren, dass das einfach zu schade gewesen wäre. Viele Schüler investieren ja unglaublich viel Zeit und Mühe und stellen so filigrane Kunstwerke her, dass ich beschloss, die schönsten Spicker zu sammeln. Mittlerweile habe ich 250 davon.

sueddeutsche.de: Haben Sie einen Lieblingsspickzettel?

Gröger: Mir fällt es wirklich schwer, mich zu entscheiden, aber das Trinkpäckchen voller Englisch-Definitionen ist schon etwas besonderes: Dafür hat ein Schüler die Rückseite der Verpackung aufgeschnitten und anstelle der Rückwand den Spicker angebracht. Die eigentliche Verpackung konnte er darüber klappen. Und damit die Konstruktion auch naht- und übergangslos schloss, hat er sie mit Magneten versehen: einen auf der Lasche, den anderen innen im Trinkpäckchen. Der Schüler muss daran Stunden gebastelt haben.

sueddeutsche.de: Haben Sie diesen Spicker selbst entdeckt?

Gröger: Nein, der ist mir entgangen. Der Schüler kam Jahre nach seinem Abschluss zu mir und hat ihn mir für meine Sammlung geschenkt. Obwohl er mich getäuscht hatte, habe ich mich dann doch sehr darüber gefreut. Seitdem unter den Schülern bekannt ist, dass ich Spickzettel sammele, schenken mir viele anonym ihre Mogelhilfen. Eine Abschlussklasse hat mir im vergangenen Jahr sogar ein Kuvert mit all ihren Spickern als Geschenk überreicht.

sueddeutsche.de: Dann müssen Sie ja einige übersehen haben. Wie hoch ist denn Ihre "Aufklärungsquote"?

Gröger: Das kann ich schwer einschätzen, aber ich glaube schon, dass ich die meisten erwische. Ein Lehrer bemerkt schnell, wenn Schüler schummeln. Sie sind viel nervöser als ehrliche Schüler. Außerdem suchen sie ständig den Augenkontakt, um den besten Zeitpunkt abzupassen, auf ihren Spicker zu schauen. Mit der Zeit entwickelt man ein sehr gutes Gespür dafür, wenn etwas nicht normal ist.

sueddeutsche.de: Was tun Sie, wenn Sie einen Schüler erwischen?

In diesem Artikel:

  1. Sie lesen jetzt: Der Schummler-Schreck
  2. "iPhone und MP3-Player haben das Schummeln verändert"

Weitere Artikel in Schule

Leserkommentare (11)



30.04.2009 17:36:40

agtrier: Kampf den Raubkopierern!

Egal wofür sie verwendet wurden, und ob der Gebrauch illegal war: Das Urheberrecht an diesen Spickzetteln liegt bei den Verfassern, und jede unauthorisierte Veröffentlichung ist eine (gewerbsmäßige!) Urheberrechtsverletzung.

Also, wenn mein Spickzettel veröffentlich würde, würde ich erst einmal die Meut^WAnwälte von der Leine lassen...

;-)


1 Besucher hat diesen Kommentar bewertet




vorherige Kommentare neuere Kommentare 1 | 2 | 3 ältere Kommentare nächste Kommentare

Wir wollen die Qualität der Nutzerdiskussionen stärker moderieren. Bitte haben Sie deshalb Verständnis, dass wir die Kommentare ab 19 Uhr bis 8 Uhr des Folgetages einfrieren. In dieser Zeit können keine Kommentare geschrieben werden. Dieser "Freeze" gilt auch für Wochenenden (Freitag 19 Uhr bis Montag 8 Uhr) und für Feiertage.


Geld
Wie führt man Gehaltsverhandlungen? Wie und in welchen Jobs Sie noch absahnen können.
Wie viele Bundesländer gibt es? Warum fiel Brandt in Warschau auf die Knie? Machen Sie den Staatsangehörigkeits-Test!
Mein Kollege sagt
Die lieben Kollegen: Es geht nicht ohne, aber auch nur sehr schwer mit ihnen. Über das alltägliche Miteinander im Job.
Tests
Kennen Sie die verschlüsselten Botschaften im Arbeitszeugnis? Machen Sie den Test!
Logik, Rechtschreibung, Englisch: Können Sie die häufigsten Fragen aus Assessment-Centern beantworten?
Was zeigt Ihre Handschrift über Ihre Arbeitsweise und Persönlichkeit? Machen Sie den Test!
Sind Sie schlau? Zahlenreihen vervollständigen, fehlende Elemente finden: 20 Fragen, um die eigene Intelligenz zu testen.
Friseurin oder Architektin? Testen Sie Ihre Menschenkenntnis!
Wie wird der Frosch zum Prinzen? Woher kommt der Panama-Hut? 20 Fragen, deren Lösungen klar scheinen, es aber nicht sind.
Wenn Mitarbeiter Überstunden machen, freut sich jeder Chef. Doch manchmal kann die Arbeit zur Sucht werden. Sind Sie ein Workaholic?
Kennen Sie sich nach der Rechtschreibreform noch aus - oder schleicht sich bei Ihnen der Fehlerteufel ein?
Spiele
Zahlen, bitte!
"Hey Droog, die Knödelfee macht ewig Münzmalle!" Nichts kapiert? Verstehen Sie, wie deutsche Schüler reden?
Pilot sticht Unternehmensberater
Verdienen Sie, was Sie verdienen?
Dresscode-Rätsel
Wer trägt was?
SV-Bilderdienst
Das deutsche Schulsystem auf dem Prüfstand II
In der Diagnose ist Deutschland durch Pisa und andere Studien vorangekommen, doch die langwierige Therapie für das kränkelnde Bildungswesen hat erst begonnen. Es muss noch viel geschehen, doch konkrete Reformen sind umkämpft und mühsam. mehr...