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Milliardär Adolf Merckle nahm sich das Leben
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Milliardär Adolf Merckle nahm sich das Leben

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06.01.2009 | 17:22

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Milliardär Adolf Merckle nahm sich das Leben

Er war einer der reichsten Männer Deutschlands - bis er sich an der Börse verzockte und sein Imperium mit 100.000 Mitarbeitern an den Rand des Zusammenbruchs führte.

Am Montag hat sich der Ulmer Milliardär Adolf Merckle unweit seines Wohnorts Blaubeuren südwestlich von Ulm von einem Zug überfahren lassen. Bekannt wurde die Tragödie Dienstag Nachmittag. Der 74-Jährige hinterließ einen Abschiedsbrief. Die Finanzkrise und die daraus folgende wirtschaftliche Notlage seiner Unternehmen hätten Adolf Merckle gebrochen, hieß es am Dienstag in einer kurzen Erklärung seiner Familie. "Er hat sein Leben beendet."

Merckle war ein Kämpfertyp. "Mir ist fremd, etwas aufzugeben", lautete sein Lebensmotto. Wenn die Wirtschaft um ihn herum in der Krise steckte, nutzte Merckle die Gunst der Stunde und baute sein Imperium durch günstige Zukäufe weiter aus. 30 Milliarden Euro Umsatz macht seine Gruppe, zu der unter anderem der Pharmaproduzent ratiopharm, Deutschlands größter Baustoffhersteller HeidelbergCement und der Pharmagroßhändler Phoenix gehören.

In der Öffentlichkeit gab sich der verschwiegene Clan-Chef eher bescheiden. Er machte nicht gern viel Aufhebens um seine Person - geschweige denn um sein Privatvermögen. Die Bewohner seiner Heimatgemeinde Blaubeuren sahen den Selfmade-Milliardär hin und wieder auf dem Fahrrad statt in einer Luxuslimousine durch den Ort fahren.

Fünftreichster Deutscher

Doch im Hintergrund hielt Merckle alle Fäden in der Hand, setzte Vertrauensleute an entscheidende Stellen, kontrollierte alles genau - und setzte sich immer durch. Dem Juristen wurde stets ein gutes Näschen für Geschäfte nachgesagt. Laut "Forbes" war Merckle mit einem geschätzten Vermögen von 9,2 Mrd. Dollar der fünftreichste Mann Deutschlands.

Doch dann verzockte sich der gewiefte Taktiker: Mit VW-Aktien verlor er bis zu einer Milliarde Euro. Fast zeitgleich vermieste die Finanz- und Börsenkrise Merckle die Geschäfte. Die Banken forderten zusätzliche Sicherheiten für hohe Kredite - und Merckle steckte plötzlich in finanziellen Schwierigkeiten. Nach früheren Informationen aus Finanzkreisen beläuft sich der Finanzierungsbedarf auf 700 Millionen bis 1 Milliarde Euro. Weitere Quellen sprechen davon, dass auf Merckles Holding VEM mindestens Schulden in Höhe von drei bis fünf Milliarden Euro lasten.

Eigentlich war Merckle jedoch nach einem monatelangen Ringen mit den Gläubigerbanken auf der Zielgerade angelangt. Alle beteiligten gut 30 Banken unterzeichneten kurz vor dem Jahreswechsel eine Kreditstundung für die nächsten Monate. Merckle sollte dadurch mehr Zeit bekommen um, um sein Imperium zu sanieren.

Aber der Preis wäre hoch gewesen: Merckle sollte sich von den Filetstücken seines Imperiums trennen, so die Forderung der Banken. Seinen Ulmer Generikahersteller ratiopharm hätte Merckle auf lange Sicht verkaufen müssen. Auch sollte er seine Anteile an HeidelbergCement verlieren. Sein Lebenswerk hätte tiefe Kerben davongetragen. Der Druck der zähen Verhandlungen und die Aussicht, diesmal nicht als strahlender Sieger aus einem Streit hervorzugehen, haben ihn gebrochen, berichtete seine Familie. Adolf Merckle hatte mit seiner Frau drei Söhne und eine Tochter.

Banken: Vereinbarungen halten

Der tragische Selbstmord des in Geldnöte geratenen Milliardärs hat nach Angaben aus deutschen Bankenkreisen keine Auswirkungen auf das Rettungspaket für das Firmenimperium des Unternehmers. Die Vereinbarungen seien von diesen tragischen Ereignissen nicht betroffen, sagten Banker am Dienstag Nachmittag. Unter den rund 30 Gläubigerbanken Merckles herrschte Fassungslosigkeit angesichts des Tods des Unternehmers. "Einfacher wird die ganze Situation dadurch sicher nicht", sagte ein Banker.

Merckle hatte sich in den vergangenen Wochen nach zähen Gesprächen im Grundsatz auf ein Rettungspaket für sein Firmenimperium geeinigt. Er benötigte nach Fehlspekulationen laut Finanzkreisen kurzfristig rund 400 Mio. Euro, die die Banken mittels Überbrückungskredit bereitstellen wollen. Mittelfristig ist der Finanzbedarf aber höher - daher stehen in den nächsten Monaten weitere Verhandlungen über eine umfassende Umschuldung der Gruppe an.

Merckles Firmenimperium war durch die Finanzkrise und nach Verlusten bei Spekulationen mit VW-Aktien ins Wanken geraten. Im weit verzweigten Merckle-Imperium sind mehr als 100.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Jahresumsatz liegt bei 30 Milliarden Euro. Rund 100 Unternehmen sollen zu Merckle gehören.

(Agenturen)

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2 Kommentare

Mein Unverständnis

wenn ich mit einem Bruchteil solches Reichtums mache ich ab 50 nicht mehr, wozu mit 74 noch an der Börse spekuliert, ist das einfach unbegreiflich. Mein Beileid gilt auch den Hinterbleibenen.

Von Gast: Gast: Durchschnittsbürger am 07.01.2009 um 16:27

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Mein Beileid gilt den Hinterbleibenen,

das Mitleid mit Merckle selbst hält sich in Grenzen. Masslose Gier und der Versuch, durch massive Leerverkäufe Aktienkurse zu beeinflussen um andere Menschen um ihr Vermögen zu bringen, gehen eben manchmal schief.
Vor allem, wenn man glaubt, gegen einen Profi wie Wiedeking von Porsche spielen zu müssen...

Von Gast: Gast: schwarzepest am 06.01.2009 um 18:49

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