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Stadtleben - "Irgendwas ist immer – Berichte aus einer lauten Stadt"
The Wayback Machine - https://web.archive.org/web/20100423121718/http://stadtleben.tagesspiegel.de:80/

Das verhinderte Dinner

Nana Heymann | 22.04.2010

Der Betreiber eines bekannten Clubrestaurants stöhnt: Für den gestrigen Abend wurde ihm kurzfristig eine Reservierung für 60 Personen abgesagt, der Laden blieb fast leer. Der Grund? Die berühmt-berüchtigte Aschewolke verhinderte, dass der Flieger der geselligen Großrunde starten und selbige in Berlin landen konnte. Ein verpasstes Dinner wegen eines Vulkanausbruchs auf Island: ein Drama, das die Ausgehpläne des europäischen Party-Jet-Sets durchkreuzt. Und für den betroffenen Laden-Betreiber ein Problem, von dem man bis vor kurzem noch nicht geahnt hat, dass es das überhaupt gibt. Er blieb auf dem vorbereiteten Drei-Gänge-Menü sitzen.

Wer ist hier erwachsen?

Sebastian Leber | 21.04.2010

Morgen startet die sehr vergnügliche Verfilmung von “Kick-Ass” in den deutschen Kinos. Der zugehörige Comic ist – wie Kollege Lars von Törne hier treffend beschreibt – über weite Strecken “gewalttätig, zynisch und menschenverachtend”, und Regisseur Matthew Vaughn konnte einiges davon auf die große Multiplexleinwand hinüberretten. Bei der Geschichte über Normalsterbliche, die in Superheldenkostüme schlüpfen und auf eigene Faust das Böse in der Welt bekämpfen, ragt vor allem die erst 13-jährige Chloë Moretz heraus, die als “Hit Girl” auffallend brutal im Gangstermilieu aufräumt. Dass ein kleines Mädchen derart unnachgiebig andererleuts Extremitäten abtrennt Mafiabosse zur Rede stellt, mag manchen Zuschauer befremden.
Noch viel befremdlicher wirkt es allerdings, wenn Chloë Moretz deutsche Journalisten zum Interview empfängt, zum Beispiel kürzlich in Berlin im Soda Club der Kulturbrauerei. Da drängen sich acht Print- und Radioredakteure an einem kleinen Holztisch um die junge Schauspielerin, 20 Minuten haben sie, ihre drängendsten Fragen zu stellen, und je länger das Gespräch dauert, desto offensichtlicher wird, dass die einzig halbwegs erwachsene Person im Raum Chloë Moretz ist.
Ob sie mit ihren 13 Jahren denn nicht Angst beim Drehen hatte, will der Mitarbeiter eines bekannten deutschen Radiosenders wissen – wegen all der Waffen und Kämpfe und Bösewichter am Set. Ob das nicht richtig gefährlich war, fragt ein anderer. Und ob sie im wahren Leben auch so brutal veranlagt sei, zumindest mal ab und zu daran denke, alles um sich herum kurz und klein zu hauen. Die Hälfte des Interviews verbringt Chloë Moretz damit, Männer mittleren Alters darüber aufzuklären, dass die Schläge der Stuntmen ja gar nicht sie selbst getroffen hätten, dass niemand auf sie geschossen oder nach ihr gestochen habe und was man am Computer heute so alles tricksen könne. Doch die Männer geben nicht nach, erkundigen sich nach ihren liebsten Nahkampftechniken, und Moretz wiederholt irgendwann nur noch mantraartig: “Ich bin doch nicht Hit Girl”.
In der Regel geraten Round-Table-Interviews mit prominenten US-Schauspielern viel zu kurz, man möchte überziehen und noch schnell wenigstens zwei, drei Fragen stellen. In diesem Fall war man irgendwie froh, als die Managerin das Gespräch unterbrach und die Zeit für abgelaufen erklärte. Da sollte sich Chloë Moretz nämlich gerade dafür rechtfertigen, warum sie mit 13 noch keine Jungs date.

Der Weggang – R.I.P.

Nana Heymann | 19.04.2010

Peter Woelck, Ureinwohner der Kastanienallee, lebt hier nicht mehr. Leise und unbemerkt ist er verstorben, der Krebs raffte ihn am 1. März dahin. Die Fenster seiner ehemaligen Erdgeschoss-Wohnung an der Ecke zur Schwedter Straße sind nun frisch geputzt, weg sind Woelcks Fotografien, die seit Mitte der 80er an den Scheiben klebten. Wenn man jetzt durch die hohen Fenster ins Innere des einstigen Wohnateliers blickt, sieht man gelangweilte Verkäufer, die darauf warten, dass sich Passanten für ihre Klamotten interessieren. Aber interessant ist das alles nicht – spätestens, seit Woelck weg ist.

UPDATE: Soeben hat der Businessmanager der Mode-Boutique angerufen, in der sich noch bis vor kurzem Peter Woelcks Wohnatelier befand. Wütend Enthusiastisch wies er darauf hin, dass seine Verkäufer keineswegs gelangweilt darauf warten, dass sich Passanten für ihre Klamotten interessieren. Wir glauben es ihm.

Mode im Anflug

Nana Heymann | 16.04.2010

Dieser  verdammte Vulkanausbruch auf Island. Seinetwegen ist Modedesigner Alexander Brenninkmeijer einen Tag zu spät zum Verkauf seiner aktuellen Frühjahrs-/Sommerkollektion in Berlin angekommen. Seit Donnerstag gastiert sein Label “Clemens en August” in der Galerie Sprüth Magers an der Oranienburger Straße 18 in Mitte. Noch bis einschließlich Sonnabend. Am späten Freitagnachmittag schaffte es der Schöpfer, endlich persönlich vor Ort zu sein. Weil der halbe europäische Flugverkehr durch die dicke Vulkanwolke lahmgelegt ist, kam er mit dem Zug. Direkt aus den Niederlanden, der Heimat seiner Vorfahren, der C&A-Gründer Clemens und August Brenninkmeijer. Die zogen im 19. Jahrhundert als Textilhändler durchs Land. An dieser Tradition orientiert sich auch Ururenkel Alexander. Die Teile seiner Herren- und Damenkollektion gibt es nicht im Laden, sondern nur auf einer Verkaufstour, auf die sich der in München lebende Designer zweimal im Jahr begibt: im Frühjahr und Herbst. Für drei Tage macht er dann Halt in ausgewählten Städten. “Roadshow” nennt Brenninkmeijer das. Als nächstes stehen unter anderem London, Tokyo und New York auf dem Plan. Sofern kein neuer Vulkanausbruch dazwischen kommt. Weitere Infos auf www.clemensenaugust.com

Das haben sich die Jugendlichen selbst aufgebaut

Sebastian Leber | 16.04.2010

Sonnabend und Sonntag spielen Tocotronic im Astra die Konzerte 24 und 25 ihrer “Schall+Wahn”-Tour. Beide Termine sind seit Wochen ausverkauft, nur mit viel Glück bekommt man vielleicht hier noch eine Karte, auf Ebay wird bereits das Doppelte verlangt, ansonsten kann man sich höchstens der seelenlosen Schwarzmarktmafia vor der Halle ausliefern – oder bis Mitte Juli warten, da kommt die Band aufs Melt. Konzertbesucher aus anderen Städten hyperventilieren berichten von “einer ungewöhnlich durchrockten Show”, angeblich wurden “Jungs, hier kommt der Masterplan” und Arnes “Bitte gebt mir meinen Verstand zurück” wieder ausgegraben. Das hier spielen sie auch:

Und wer am frühen Sonntagabend einen Film gucken möchte, dem sei Volker Meyer-Dabischs “Der Adel vom Görli” wärmstens empfohlen.

Gute Momente und mehr

Sebastian Leber | 15.04.2010

Die Party war großartig. Oder extrem mies. Die neue Bar in Mitte kann man getrost vergessen. Oder weiterempfehlen. Auf dem roten Teppich wurde wieder getuschelt – aber viel mehr noch auf der Aftershowparty.

Es gibt so vieles, was es jede Woche nicht in die Zeitung schafft, obwohl man es eigentlich gerne aufgeschrieben hätte. Dieser Blog soll das ändern. Die Tagesspiegel-Autoren Nana Heymann, Sonja Pohlmann, Sebastian Leber und Jan Oberländer werden hier ab sofort über das Berliner Stadtleben berichten. Über Neuigkeiten aus der Clubszene, über Entwicklungen im Kulturbetrieb, über schöne Orte, interessante Künstler, über kurze Momente und nächste große Dinger.

Irgendwas ist immer, so hieß das erste Album der Berliner Band Britta, vor elf Jahren ist es erschienen. „Ich kam vom Winterschlaf in die Frühjahrsmüdigkeit, von der Frühjahrsmüdigkeit ins Sommerloch, ich kam vom Sommerloch in die Herbsttraurigkeit in den Winterschlaf, und zwischendurch gab’s Momente, die waren gut.“ Die guten Momente gibt es immer noch, jeden Tag. Wir wollen sie aufschreiben.Wer etwas beisteuern möchte, ist herzlich eingeladen: stadtleben@tagesspiegel.de

Stadtleben - "Irgendwas ist immer – Berichte aus einer lauten Stadt"

Christine-Felice RöhrsIn Berlin kommt man nicht zur Ruhe. Zum Glück. Hier bloggen vier Tagesspiegel-Autoren über Kultur, Szene und Nachtleben der Stadt.

Kommentare

1. Mehr als gute Momente [0]
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