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Kapital für Fortschritt
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Kapital für Fortschritt

Die Technologiestiftung Berlin unterstützt kleine Firmen bei der Weiterentwicklung von Innovationen. Ihr neuer Chef Norbert Quinkert will das Angebot ausbauen
Norbert Quinkert ist seit Anfang des Jahres Chef der Technologiestiftung.
Foto: Mike Wolff

Das Problem ist erkannt und bekannt: Berlin steckt voller Ideen, Spitzenuniversitäten bilden laufend schlaue Köpfe aus, zudem lockt die Stadt Unternehmer an, die zwar etwas Bahnbrechendes entwickelt haben, aber nicht wissen, wie sie damit Geld verdienen und Arbeit schaffen können. Diesen Unternehmern hilft die private Technologiestiftung Berlin (TSB) mit Rat, Kontakten und Kapital. Das Problem dabei ist: Viele Unternehmer, die Hilfe der TSB in Anspruch nehmen könnten, wissen noch nicht mal um ihre Existenz. „Die Technologiestiftung ist eine unbekannte Schöne“, sagt der Mann, der das ändern will: Norbert Quinkert wurde Mitte Januar zum hauptamtlichen Vorstandschef der TSB berufen.

Quinkert hat sein gesamtes Arbeitsleben mit Hochtechnologie verbracht. Der 66-Jährige begann seine Karriere 1965 als Systemanalytiker bei der Bull AG in Köln, die später in der Deutschland-Sparte von General Electric (GE) aufging. Dort stieg er mit den Jahren auf und leitete die Geschäfte des US-Technologiekonzerns in Mitteleuropa und Skandinavien. Mit den Jahren konzentrierte sich GE hierzulande auf Gesundheitstechnik. 1995 mit den Anfängen des Mobilfunkbooms wechselte Quinkert zu dem Handyhersteller Motorola und leitete dort das Geschäft in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden. 2006 wechselte er aus der Geschäftsführung in den Motorola-Aufsichtsrat, gründete eine kleine Personalberatungsfirma, die im vergangenen Jahr dann nach Berlin zog.

Eines Tages kam Reinhard Uppenkamp, der Chef des Pharma-unternehmens Berlin Chemie, zu Quinkert ins Büro. Uppenkamp ist zugleich Vorsitzender des TSB-Kuratoriums und überzeugte Quinkert, seine Erfahrung noch einmal einzubringen. Heute ist Quinkert wieder viel unterwegs: Er besucht etablierte Unternehmen, um festzustellen, woran diese derzeit arbeiten. Und er besucht den ganz jungen Nachwuchs, da die Stiftung auch Schulen mit Lehrmaterial, zum Beispiel Chemie-Baukästen, ausstattet. „Wenn man sieht, wie die Kinder damit an Experimenten tüfteln und mit vollem Eifer bei der Sache sind, dann geht einem das Herz auf“, sagt er.

Die Technologiestiftung gewann vor gut zehn Jahren an Bedeutung, als der Berliner Senat das Grundkapital der Stiftung mit umgerechnet rund 32 Millionen Euro aus dem Privatisierungserlös der Wasserbetriebe aufstockte. Heute beträgt das Stiftungskapital rund 37 Millionen. Rund vier Millionen Euro hat die Stiftung jährlich für ihre Arbeit zur Verfügung – auch zum Betrieb der Zentrale an der Fasanenstraße. Die Stiftung ist seither integraler Bestandteil der Standortpolitik des Senats. Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) sitzt im TSB-Kuratorium.

Firmeninfo
| Technologiestiftung Berlin |
Vorstandsvorsitzender:
Norbert Quinkert
Adresse: Fasanenstraße 85,
10623 Berlin
Telefon: 030 / 46 30 25 04
Web:
www.technologiestiftung-berlin.de

In den vergangenen Jahren hat sich das Aufgabenspektrum der TSB enorm erweitert: Die Stiftung mit ihren zwölf Mitarbeitern kommuniziert mit den Unternehmen, versucht förderwürdige Projekte zu identifizieren, neue Technologiefelder zu definieren. Überdies hält sie auch Kontakt zu ausländischen Partnern in Berlin. Und sie verwaltet den Zukunftsfonds, mit dem gute Ideen gefördert werden. Zudem gibt es den Förderverein Technologiestiftung e.V., dessen Mitglieder Aktivitäten unterstützen und zugleich Veranstaltungen organisieren, auf denen die Unternehmer sich treffen. Der Verein lobt den Transferpreis aus.

Als drittes Standbein der TSB fungiert die hauseigene Innovationsagentur, deren Aufgabe es ist, definierte Kompetenzfelder der Berliner Technologiewirtschaft zusammenzuführen. Sechs Felder hat die TSB identifiziert, in denen Berlin förderungswürdige Stärken hat: Die Verkehrssystemtechnik, die Biotechnologie, die Medizintechnik, die optischen Technologien, die IT-Technik und neuerdings auch die Energietechnik – auch bedingt durch die wachsende Bedeutung der Solarindustrie in der Hauptstadt.

Dem neuen Mann auf dem Chefsessel der TSB gehen die abstrakten Begriffe wie „Kompetenzfelder“ und „Innovationscluster“ noch nicht so leicht von den Lippen. Und man hat auch den Eindruck, dass er diese Vokabeln auch gar nicht mag. Quinkert ist ein Mann aus der Praxis – und er will auch künftig praktisch arbeiten. Genau so jemand hat der TSB vielleicht gefehlt, um bekannt zu werden. Und weil er so praktisch veranlagt ist, gibt er auch ganz praktische Tipps: Er verweist auf den neuen Großflughafen in Schönefeld und die Nähe des Forschungsparks Adlershof. „Wenn ich noch 20 bis 30 Jahre jünger wäre, würde ich mir da ein Grundstück kaufen und noch was Neues aufbauen“, sagt er.

Kevin P. Hoffmann


Aus der Ausgabe 4 / 2010

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