Seine Weihnachtsansprache ans Volk, zeitgleich mit der Rede des Bundespräsidenten zu Heiligabend veröffentlicht, ist garniert mit ein paar drolligen Fotos. Thilo Sarrazin, strenger Blick, auf dem Kopf eine Weihnachtsmannmütze, sitzt in der Kutsche eines Kinderkarussells, Fahrtrichtung linksherum, immer im Kreis, vor sich ein paar Holzpferde, und schwingt die Verbalrute.
Vom Hass aus der politischen Klasse und einem Teil der Medien ist die Rede, von einem Index, auf dem sein Buch gelandet sei, und von Verleumdung, unter Bezug auf ein Zitat des Bundespräsidenten auch davon, „wie schön es wäre, wenn unsere politischen Führer nicht nur über die Halbbildung ihrer Redenschreiber, sondern über eigene Bildung verfügten“, und, ja wirklich, von der Heiligen Inquisition, derer sich die Bundeskanzlerin schuldig gemacht und unter der er zu leiden gehabt habe.
„Mit ein bisschen Michael Kohlhaas im Blut“, raunt Sarrazin, „hätte ich eine Staatskrise herbeiführen können.
Seinen Kleist kennt der Bildungsbürger Sarrazin, auch dessen Kohlhaas, diesen rechtschaffenen Pferdehändler, aus dem die Obrigkeitswillkür einen rachsüchtigen Mörder und Brandstifter macht. So muss die politische Klasse trotz der harschen Worte Sarrazins wohl konstatieren, dass sie da gerade noch mal Glück gehabt hat. Was Sarrazin betrifft, so bescheinigt er sich selbst auch nach mehrfacher, kritischer Lektüre des eigenen Werkes eine
gemäßigte Sprache, doch haben ihn offenbar Zorn und Verachtung, die er sich ebenfalls attestiert, maßlos werden lassen.
Die Bundeskanzlerin hat seine Äußerungen – nicht sein Buch, wie er behauptet – als wenig hilfreich bezeichnet. In einer repräsentativen Funktion mochte sie ihn deshalb nicht mehr gerne sehen. Heilige Inquisition? Heiliger Bimbam. Ein Teil von Sarrazins Weihnachtsbotschaft ist ganz offensichtlich, dass der Oberkritiker der gesellschaftlichen und politischen Zustände die Folter der Kritik nicht erträgt. Kohlhaas war da wirklich anders gestrickt. Am Ende wird er geköpft, aber sieht das als gerechte Strafe an. Früher war auch nicht alles besser.
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188 Kommentare
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Kritik
lebt eigentlich von Sachlichkeit, denn dann kann sie auch angenommen werden, gibt es die Möglichkeit, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Wenn Herr Maroldt von der "Folter der Kritik" schreibt, hat er offenbar ihren Sinn nicht verstanden....nun..
..ich fürchte, Sie haben Maroldt hier nicht ganz verstanden?- Mir fällt seit langem auf, dass offenbar viele Sarraziniasten Schwierigeiten haben, in Zusammenhängen zu denken, subtexte zu lesen u.ä. anstrengendes Zeugs...Ich
glaube nicht, dass ich mich von Ihnen a) als Sarrazinistin bezeichnen lassen muss; zu diesem äußere ich mich nicht, sondern zu der sprachlichen Leistung von Herrn Maroldt und mir b) hier von Ihnen meine intellektuellen Fähigkeiten in Frage stellen lassen muss...witzig..
..nun, leider belegen Sie diese Defizite gerade schon wieder..denn Sie haben meinen Einwand gar nicht verstanden. Mir ist schon klar-und das schreibe ich ja auch, dass Sie L. Maroldt meinten..:-)nun
Ihr Defizit scheint zu sein, dass Sie meine Aussagen in einen falschen Zusammenhang stellen, aber was soll´s, schön, dass Sie den Intellekt völlig wildfremder Menschen beurteilen könnenunter uns..
..nun, tun Sie doch auch..wenn Sie den Ihnen völlig unbekannten Sarrazin so leidenschaftlich verteidigen, nicht wahr? Sie haben etwas von ihm gelesen und meinen, ihn verstanden zu haben.Und deshalb verteigen Sie ihn und seine Positionen.- Sehen Sie, so geht es mir mit Ihnen: ich habe Ihre Art der Argumentation verfolgt und bilde mir aus Satzbau und gedanklicher Logik, meinen Reim..und komme zu einem Schluss. Natürlich kann ich mich irren. Aber eigentlich habe ich mich beim Lesen sehr sehr selten geirrt-denn Sprache ist "verräterisch"..;-)Ich
verteidige ihn NIRGENDWO, sie scheinen mir hier etwas andichten zu wollen, ich setze mich mit der journalistischen Leistung des Artikelverfassers auseinander. Bleiben Sie doch lieber beim Kommentieren von betrunkenen Hertha-Spielern, da sind Sie vielleicht besser dran.Und
vielleicht sollten Sie den Text von Sarrazin in der FAZ lesen, auf den sich Maroldt bezieht, ein paar Fetzen aus dem Zusammenhang nehmen und populisitsch würzen ist für mich kein guter Journalismus, zumal ein Drittel des Textes auf irgendwelche Äußerlichkeiten bezogen ist.:-)
Komisch. Genau das Gleiche kann man über Haerrn Sarazzins Buch sagen.
Von daher ist das sehr guter Journallsimus, weil verhältnismässig zu 100% angemessen.
?
Die Bundeskanzlerin hat seine Äußerungen – nicht sein Buch, wie er behauptet – als wenig hilfreich bezeichnet. Das habe ich in mehreren Quellen anders gelesen.das
ich in diesem Jahr nochmal mit Herrn Maroldt übereinstimme, hätte ich auch nicht gedacht. Muss eigentlich dieser Mann nochmal seine Verkaufszahlen puschen? Weil er mal wieder loslegt, oder ist ein neues Buch fertig. Zeit hat er ja, wenn auch nicht mehr auf Kosten der Steuerzahlerund ausserdem,
seit wann verträgt dieser Mann Kritik?Doch, doch, @uwe,
Kritik verträgt er schon, solange sie sachlich, konstruktiv und damit auch inhaltlich mit seinen kruden Theorien übereinstimmt.Aber dieses Rumgesülze der kreischenden Illusionisten, linken Krakeeler, Chaoten und Salonkommunisten kann einem schon wirklich auf´n Keks gehen.
Wirklich !
@lupo
Das sehe ich auch so. In diversen Fernsehsendungen hat er, wenn Kritiker mehr oder minder gezwungen waren sachlich zu bleiben, sehr wohl bewiesen, dass er mit Kritik umgehen kann. natürlich hat er provoziert, er hat vielleicht in einigen, aber sehr wenigen, Fällen etwas (sicher bewusst) überzogen. Sonst hätte aber wohl niemand darüber gesprochen. Übrigens provozieren unsere Herren Komiker fast jeden Tag. Da regt sich aber keiner auf. Da lacht man! Auch die verdienen damit ihr Geld!Ich sage immer. Wenn man Sarrazins Buch verfilmen wollte, bräuchte man keine Schauspieler. MANN MUSS NUR DAS TÄGLICHE LEBEN FILMEN!
Wobei das Diffamieren
von Andersdenkenden als "linke Krakeeler, Chaoten und Salonkommunisten" natürlich äußerst sachlich ist.Uns Thilo !
Hat wieder mal seine Verbalkeule rausgeholt und einen Rundumschlag abgesondert.Ja, das kann er.
Dann noch in allerfeinster Oberklassen-Larmoyanz gegen seine Gegner ausgeholt und hingelangt.
Oh yeah, lasst ihm seine Millionen, sein Buch, seine Illusionen und seine treuen Anhänger, aber lasst uns mit ihm in Ruhe, keine Bilder, keine Berichte, Ende, Aus, Schluss.
Er hat fertig !
Schöner
Wunschtraum, die Diskussion, die Sarrazin los getreten hat, lässt sich nicht so einfach totschweigen.Im übrigen habe ich bisher noch nie so eine widerwärtige Vernichtungskampagne von Politik und Journalismus erlebt, wie im Fall S. Ohne auch nur sein Buch gelesen zu haben, wird wild drauflos diffamiert und ihm jede Kompetenz abgesprochen. Das Lieblingswort der "Kritiker" war "krude", ohne inhaltlich auf die Argumente einzugehen. Das verwendet man nur zur Abwertung und Herabwürdigung, wenn die Argumente fehlen. Insoweit hat S durchaus recht, die Debatte war von einen geradezu manischen Vernichtungswillen geleitet, die Furcht vor der Meinung der Bevölkerung und vor einer rechtlichen Auseinandersetzung in der Bundesbankangelgenheit war geradezu mit Händen zu greifen.
Ich bin mal gespannt, wie das Parteiausschlussverfahren laufen wird. Vermutlich wird sich die SPD bis auf die Knochen blamieren.
wie kommen
Sie und diese anderen Anhänger dieser beleidigten Person eigentlich immer dazu, Menschen, die nicht seiner Meinung sind zu unterstellen, diese grässliche Schwarte nicht gelesen zu haben.@uwe
Selbst die Kanzlerin ging mit diesem Beispiel voraus. Deutschlands selbsterkorene, oberste Buchkritikerin.icke
dann lesen Sie mal nach was genau die Kanzlerin gesagt hat, jedenfalls nicht zum Buch@uwe
Ich brauche nicht die persönlichen Auslegungen von Herrn Maroldt wie Sie 1:1 übernehmen! Sie scheinen generell Ihre Meinung direkt auf den Artikel zu beziehen.Ich gehe da in wenig weiter und besinne mich, was wirklich geschehen ist.
ach,
interessant, was ist geschehen. Frau Merkel hat gesagt, das die Äusserungen nicht hilfreich sind. Sie hat nichts über die Qualität des Machwerks gesagt@uwe
Etwas feinsinniger bitte, denn mit "Äußerungen" kritisiert Sie eben genau das Buch mit seinen Aussagen. Denken Sie, dass sie sich sonst zu "Äußerungen" eines Herrn Sarrazin zu Wort gemeldet hätte???Ich bitte Sie!
Standard...
Dies sagr sie doch immer!
W
aha..und?
das beantwortet noch nicht mal im Ansatz die Frage??