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Alexander G. Laing - NATIONAL GEOGRAPHIC
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Alexander G. Laing

Der Schotte Alexander G. Laing zieht durch die Sahara, wird von den Tuareg überfallen. Nach mehr als einem Jahr erreicht er als erster Europäer das legendäre Timbuktu. Von dort möchte er die Niger-Frage klären – doch vorher wird er ermordet.

Nil, Kongo, und Niger, die großen mytischen Ströme Afrikas beschäftigen die Fantasie der Menschen seit alters her. Scheinen sie doch der einzige Weg ins Innere des schwer zugänglichen Kontinents zu sein. Quelle, Mündung, Verlauf – auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat jeder der drei Flüsse noch sein eigenes Geheimnis. Auf dem Nil segelten die Menschen schon zu biblischen Zeiten – doch niemand weiß, wo er entspringt. Die Kongo-Mündung wurde im Jahr 1482 von dem portugiesischen Seefahrer Diogo Cão entdeckt – doch niemand kennt seinen Lauf. Der Niger ist den Europäern nur vom Hörensagen bekannt. Viele Geographen glauben, dass er ein Zufluss des Nil sei. Aber hängen die Flüsse wirklich zusammen?

Im Jahr 1796 steht der Schotte Mungo Park als erster Europäer am Ufer des Niger. Neun Jahre später bricht er zu seiner zweiten Expedition auf. Er will den Schwarzen Fluss hinunterfahren, hat seine eigene Theorie über dessen Verlauf. «Die Aussichten stehen gut, dass ich auf der Mündung des Kongo wieder aus Afrika herausfahre.» Doch der Forscher wird auf dem Fluss von Eingeborenen umgebracht.

Der Schotte Alexander Gordon Laing, Mitglied der britischen Armee, will das Rätsel des Niger als einer der Nächsten in Angriff nehmen. Er hat bisher in Westindien gedient, 1822 wird er als Adjutant des britischen Gouverneurs in Sierra Leone an der afrikanischen Westküste stationiert. 100 Kilometer vom britischen Stützpunkt entfernt liegt für die Weißen völlig unbekanntes Land. Laing soll es besser erschließen und Handelskontakte zu den Eingeborenen knüpfen.

Im Januar 1822 erkundet Alexander G. Laing das Mandingo-Land nordöstlich von Freetown. Er erreicht das Ufer des Malagia, besucht die Stadt Mallecory. Bei der Rettungsaktion für den verbündeten Häuptling Sannassee gelangt Laing in ein Lager der Sulimana-Armee. Die Eingeborenen führen Kriegstänze auf, doch er kann sie durch Verhandlungen davon abhalten, Sannassee zu töten. Es scheint ihm, dass die Sulimana reich seien. Er beschließt, bei nächster Gelegenheit in ihr Gebiet zu ziehen.

Am 16. April 1822 bricht Alexander G. Laing, begleitet von zwei Soldaten und elf Trägern, ins Landesinnere auf. Laing nimmt astronomische und barometrische Messungen vor, zeichnet jeden Tag die meteorologischen Daten auf. Zunächst zieht er durch das Land der Timani. Eine Frau erstarrt zur Salzsäule, als er den Ort Toma betritt. Sie hat nie zuvor einen Weißen gesehen. Mütter bieten ihm ihre Kinder zum Kauf an, Laing ist entsetzt. Das Land der Kuranko gefällt ihm besser. Die Eingeborenen bestellen ihre Felder, haben Vieh. In ihrer Stadt arbeiten Schmiede, Weber und Schuster.

Alexander G. Laing und seine Männer ziehen weiter durch das hügelige Land. In Komato, dem letzten Dorf auf Kuranko-Boden, erwartet sie bereits ein Bote Amaras, des Königs der Sulimana. Er geleitet sie den Fluss Rokel hinauf in die Hauptstadt Falaba. Dort werden sie von 2000 Männern mit Salutschüssen empfangen. Doch die überschwengliche Begrüßung trügt. Obwohl der Niger nur noch drei Tagesreisen entfernt ist, verwehren die Sulimana Laing die Weiterreise. Er ist enttäuscht, immerhin zeigen ihm die Eingeborenen von einem Hügel aus den Berg Loma im Südosten. Sie erzählen ihm, dass der gesuchte Strom dort entspringe. Durch zwei Höhenpeilungen ermittelt der Forscher, dass der Berg auf knapp 500 Meter liegt. Zu niedrig, findet er, als dass der Niger von dort zum Nil fließen könne. Laing ist einer der Ersten, der diese Theorie aufstellt. Und er kommt noch zu einem zweiten Schluss, der sich als richtig erweisen wird: dass es sinnlos ist, die Niger-Frage von der Nordküste Afrikas aus zu lösen, was zu seiner Zeit der gängige Ansatz ist. In England wird seinen Beobachtungen allerdings nur wenig Beachtung geschenkt.

Alexander G. Laing verlässt Falaba am 17. September 1822. Sein nächster Auftrag ist militärischer Art. 1823 reist er ins Gebiet der Goldküste, um mit britischen und eingeborenen Truppen den Aufstand der Ashanti niederzuwerfen. Nördlich der Ashanti-Gegend gelangt Laing ins Gebiet der Niger-Quelle. Dort stellt er weitere Forschungen an, die ihn in seinen Vermutungen über den Fluss bestärken. Das tropische Klima hat Laings Gesundheit stark angegriffen. Im August 1824 kehrt er zurück nach London, doch viel Zeit zur Genesung gönnt er sich nicht. Mittlerweile Major, ist Laing Berater des englischen Staatssekretärs für Kolonialfragen, Lord Batthurst. Von diesem erhält er den Auftrag, nach Timbuktu zu gehen und von dort den Verlauf des Niger zu erkunden. Laing kann sich mit seiner Meinung, dass es besser wäre, den Strom von der Westküste aus zu erreichen, nicht durchsetzen.

Im Februar 1825 reist Alexander G. Laing nach Tripolis. Dort lernt er Emma Maria Warrington kennen, die Tochter des britischen Konsuls. Sie heiraten im Juli. Wenige Tage später schließt sich Laing einer kafila – Karawane – durch die Sahara an. Ein Diener und zwei Schreiner, die am Niger das Boot für die Flussfahrt bauen sollen, begleiten ihn. Am 13. September erreicht Laing als erster Europäer die Wüstenstadt Ghadames, in der er freundlich empfangen wird. Von dort zieht er weiter nach Süden. Knapp drei Monate später kommt er in der Oase In-Salah an. Hunderte von Bewohnern laufen vor dem Haus, in dem er wohnt, zusammen und bestaunen den Weißen. Er erhält einen Vorgeschmack auf die Sitten des Landes, das er noch durchqueren muss. «Die Eingeborenen des Ortes gehören zum Stamm der Musticarab. Sie leben ohne Gesetze, niemand kontrolliert sie. Sie verdienen ihr Geld nicht mit Handel oder Ackerbau, sondern streifen wie eine Bande Gesetzloser durch die Wüste, überfallen und plündern kafila, wenn immer sich eine Gelegenheit bietet», schreibt er in einem Brief nach Schottland.

Am 10. Januar 1826 reist Laing weiter, durch die Wüste Tanezrouft. Im Februar wird er von den Tuareg überfallen, ausgeraubt und fast ermordet. Mit Knochenbrüchen und Stichwunden erreicht er Sidi Mokhtar, das Lager von Scheich Sidi Mohammed, wo er sich bis zu seiner Genesung aufhalten kann.

Im Juni 1826 – mittlerweile ist Laings Diener an Fieber gestorben, die beiden Bootsbauer haben ihn im Stich gelassen – setzt er seine Reise allein durch die Wüste fort. Am 13. August erreicht Alexander G. Laing Timbuktu. Hier treffen sich «Kanu und Kamel», wie es landläufig heißt. Waren aus dem Westen des Landes werden auf dem Niger herangeschafft. Salz aus der Sahara erreicht mit Karawanen den wichtigen Umschlagplatz. Hier wird gehandelt, gerastet, umgepackt und weitertransportiert. Laing ist der erste Europäer, der die legendäre Stadt am Niger nachweislich erreicht hat.

Allerdings ist wenig über seinen Aufenthalt bekannt. In seinem letzten Brief berichtet er, Scheich al Saidi Boubokar habe ihm empfohlen, Timbuktu zu verlassen. Er könne sein Leben nicht weiter vor den fanatischen Muslims schützen. Am 22. September verlässt Laing Timbuktu in Richtung Ségou. Er hat vor, den Fluss von dort aus zu erforschen. «Ich bin nun ganz sicher, dass meine Annahme über den Verlauf des Nigers richtig ist», schreibt er in seinem letzten Brief.

Der britische Forscher überlebt die Rückreise nicht. Der Franzose René Caillié , der Timbuktu zwei Jahre später erreicht, stellt Nachforschungen über Laings Schicksal an. «Dabei erfuhr ich, dass die Karawane, mit der der Major gereist war, einige Tagesreisen nördlich der Stadt angehalten worden war. Man behandelte Laing furchtbar schlecht und hörte nicht auf, ihn mit Stöcken zu schlagen, bis man glaubte, dass er tot sei», notiert er. Laing wird in der Nähe von Araouane von zweien seiner arabischen Begleiter ermordet. All seine Aufzeichnungen gehen verloren.

1910 veranlasst die französische Kolonialmacht, dass seine sterblichen Überreste von dort nach Timbuktu gebracht und in der Nigerstadt beigesetzt werden.

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