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Hernando de Soto - NATIONAL GEOGRAPHIC
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Hernando de Soto

Ein Konquistador will sich ein Denkmal setzen. Hernando de Soto landet in Florida, um den neuen Kontinent nach Gold zu durchsuchen. Drei Jahre lang rauben und morden seine Leute unter den Indianern – und sind am Ende ärmer als zuvor.

Es scheint, als werde eine Fiesta auf See gefeiert. Adlige Männer und Frauen in geschlitzten Seidengewändern und mit Dienergefolge mischen sich unter alte Haudegen in zerschlissenen Kleidern. Bauern und Buchhalter sind an Bord, Schneider und Zimmerleute, Händler, Priester und Soldaten. Einige haben ihre Häuser verkauft, andere ihre Weinberge, alle sind sie wie im Rausch. Diese Fahrt ist der Aufbruch ins Paradies. Jubelnde Massen stehen am Kai, Fanfaren erklingen und eine Kanone feuert zum Abschied Salut.

Sieben Galeonen, zwei Brigantinen und eine Karavelle laufen Anfang April 1538 aus dem spanischen Hafen San Lucar de Barrameda aus. 26 Handelsschiffe, deren Ziel Neuspanien (Mexiko) ist, geben ihnen bis Kuba Geleit. Der König und ein reicher Herr von Rang haben diese gewaltige Expedition ausgestattet. Die Galeonen quellen über von Schilden und Schießpulver, Armbrüsten und Gewehren, aber auch Werkzeugen und Nägeln, Pflügen und Saatgut. In Kuba werden noch Hunde, Maultiere und Schweine dazukommen.

Der Magnat, der hier die Investition seines Lebens tätigt, heißt Hernando de Soto. Er hat schon reichlich Erfahrung in den spanischen Kolonien gesammelt. Ab 1514 diente er in Panama als Offizier. Von 1516 bis 1520 kartierte er die noch unbekannte Küste Mittelamerikas. 1523 machte er als Hauptmann den Eroberungszug von Francisco Fernández de Córdoba nach Nicaragua mit. 1531 bis 1535 half Soto als Truppenkommandant bei der Zerschlagung des Inka-Reichs in den Anden. Die 18000 Unzen Gold, die er als Lohn für seine Dienste erhielt, haben den Sohn eines Edelmanns auch in den Geldadel erhoben. 1537 hat er Isabella de Bobadilla geheiratet, eine Schönheit aus einer angesehenen kastilischen Familie. Nur eines fehlt ihm noch: Er möchte in der Geschichte neben den größten Konquistadoren, Hernán Cortés und Francisco Pizarro , stehen.

Nördlich von Kuba, davon ist Hernando de Soto überzeugt, gibt es noch mehr Gold als in Mexiko und Peru. Zwar haben seine Vorgänger, die in Florida an Land gingen, nichts dergleichen gefunden. Aber Legenden sterben nicht so schnell; schließlich haben die Berichte über die Schätze der Azteken und Inka am Ende ja auch gestimmt. So legt er, zum Gouverneur von Kuba ernannt, die Verwaltung der Insel in die Hände seiner Frau und des Leutnants Gonzalo de Guzmán, um noch einmal auf große Fahrt zu gehen – sie wird, davon ist er überzeugt, die Fahrt seines Lebens werden.

Der Glaube ans Gold macht sie alle stark. 570 Soldaten mit 223 Pferden, die militärische Vorhut des Unternehmens, segeln im Mai 1539 von Havanna aus in eine Bucht von Florida. Sie haben wie üblich Halseisen, Ketten und Handschellen für den zu erwartenden Sklavenfang dabei. Sie kidnappen wie üblich ein paar Indianer, die ihnen als Führer dienen sollen.

Bei einer ihrer Exkursionen aber kommt ihnen plötzlich ein Weißer auf einem Pferd entgegen. «Bringt mich nicht um!», schreit er auf Spanisch, «ich bin ein Christ!» Es ist Juan Ortíz, ein Teilnehmer der Expedition von Pánfilo de Narváez im Jahr 1528. Er geriet damals in die Gefangenschaft des Häuptlings Hirrihigua, entkam dann mit Hilfe von dessen Tochter, die ihm bei Häuptling Mococo, ihrem späteren Mann, Zuflucht verschaffte. Ortíz wird zum wichtigsten Dolmetscher für Soto.

Die Spanier ziehen durch Dschungel und Sümpfe nach Norden bis zum Fuß der Appalachen. Überall stoßen sie auf offene Feindschaft – kein Wunder nach den Erfahrungen, die die Ureinwohner mit den Konquistadoren gemacht haben. Die Worte des Häuptlings Acuera, den Soto bei einem Gespräch freundlich stimmen will, beschreiben prägnant, was die weißen Invasoren anrichten: «Was ist denn eure Beschäftigung? Von Land zu Land zu vagabundieren, die Armen auszurauben, Menschen zu verraten, die euch vertrauen, und Menschen kaltblütig umzubringen, die sich nicht verteidigen können. Nein! Mit solchen Leuten will ich weder Frieden noch Freundschaft. Krieg für immer, Krieg bis zum Ende, das ist alles, was ich will. Ihr brüstet euch eurer Tapferkeit – meinetwegen. Aber meine Krieger sind nicht weniger tapfer. Eines Tages werdet ihr den Beweis dafür sehen. Denn ich habe schonungslosen Kampf geschworen, solange der weiße Mann auf meinem Land bleibt. Nicht in offener Schlacht werden wir kämpfen, obwohl wir selbst da euch nicht fürchten, sondern mit List und aus dem Hinterhalt und mit Überraschungsattacken um Mitternacht.»

Wie üblich fordern ihn die Weißen auf, die Hoheit des spanischen Königs anzuerkennen. Als Antwort darauf sagt Acuera stolz: «Ich bin König in meinem eigenen Land, nie werde ich Untertan eines anderen Sterblichen sein. Elend und feige ist, wer seine Freiheit gegen ein Joch eintauscht. Mein Volk will lieber sterben, als seine Freiheit verlieren und sich von eurem Land unterwerfen lassen.»

Auch für Hernando de Soto sind Indianer nichts anderes als Wilde, die wie Tiere gejagt oder bestenfalls für die eigenen Zwecke ausgenutzt werden. Nach der ersten Überwinterung in der Küstenebene zieht er über die Berge nach Norden, wo eine reiche Prinzessin herrschen soll. Auf dem Savannah River kommt ihm die ahnungslose Herrscherin in einem Kanu entgegen, das mit Schultertüchern, Häuten und anderen Geschenken gefüllt ist. Sie nimmt lächelnd eine Perlenkette von ihrem Hals und hängt sie Soto um. In ihrem Dorf werden die Spanier mit Truthähnen und Wild bewirtet.

Soto genießt die Gastfreundschaft, solange er sie braucht. Dann nimmt er die Herrscherin als Geisel. Sie entkommt nach einiger Zeit – auch sie, die den Weißen vertrauen wollte, ist jetzt zu einem Todfeind geworden. Im Dorf Mauvila, im heutigen Alabama gelegen, liefern die Indianer den Eindringlingen die blutigste Schlacht. Nach neun Stunden Kampf sind 82 Weiße und 11 000 Ureinwohner gefallen.

Der Expeditionsleiter hat den Hauptmann Diego Maldonado nach Havanna zurückgeschickt. Er soll im Oktober 1540 an die Bucht von Achusi (Mobile Bay) mit Schiffen für die Rückfahrt kommen. Im Herbst erhält Soto die Nachricht, die bestellten Schiffe seien da. Der Konquistador aber will nicht zur Küste, denn er hat noch immer kein Gold gefunden. Unter seinen Leuten kommt es fast zur Meuterei, eine Gruppe will sich heimlich fortstehlen, um nach Mexiko oder Peru zu segeln. De Soto aber zwingt seine Truppe noch tiefer ins Landesinnere. Am 8. Mai 1541 steht er als erster Europäer am Mississippi. Am 18. Juni setzen die Spanier mit selbst gebauten Booten über. Sie dringen nach Westen bis an die Caddoan Mounds (Hügelland von Caddo) vor. Dann gibt Soto endgültig auf. Am Quachita River überwintert er zum dritten Mal, dann lässt er am Mississippi Schiffe für einen Rückweg an die Küste bauen. Im Frühjahr 1542 packt auch ihn, wie schon so viele seiner Leute, das Fieber. Hernando de Soto stirbt am 21. Mai. Seine Leute wollen den Tod vor den Indianern geheim halten, denn sie haben ihnen immer von der Unsterblichkeit der Weißen erzählt. So legen sie seine Leiche in einen ausgehöhlten Baumstamm, füllen den Natursarg mit Sand und versenken ihn nachts im Fluss.

Die Resttruppe unter Führung von Luis de Moscoso versucht vergeblich, sich durch Texas zum Meer durchzuschlagen. Die Spanier überwintern noch einmal am Mississippi. Sie bauen sieben Boote, mit denen sie am 18. Juli 1543 den Golf von Mexiko erreichen. Dort fahren sie die Küste entlang, bis sie in Pánuco (dem späteren Tampico) in Neuspanien ankommen. 311 Mann, gerade noch die Hälfte der ursprünglichen Truppe, haben diese Expedition überstanden. Sie haben viel geraubt – und sind doch ärmer als je zuvor.

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