(Translated by https://www.hiragana.jp/)
Richard F. Burton - NATIONAL GEOGRAPHIC
The Wayback Machine - https://web.archive.org/web/20101230045155/http://www.nationalgeographic.de/entdecker/richard-f-burton

Richard F. Burton

Richard F. Burton führt ein Leben wie aus einem Abenteuerroman. Verkleidet dringt der Engländer in die für Christen verbotene Stadt Harar ein. In Somaliland verliert er fast sein Leben. Als erster Europäer entdeckt er den Tanganjikasee.

England ist Richard F. Burton zu eng. Schon früh zieht es ihn weg aus diesem Land. Nur auf Wunsch seines Vaters, eines britischen Obersten, studiert er 1840 in Oxford Theologie. Nebenher beginnt er, Arabisch zu lernen. Nach zwei Jahren wird er von der Universität verwiesen, weil er sich duelliert hat. Der junge Draufgänger tritt in die Armee ein. Auf diese Weise kommt Richard F. Burton nach Indien, zunächst nach Gudscharat. Dort fängt er sofort an, Gudscharati und Hindustani zu lernen. So wird er zum Dolmetscher der Truppe. Dann geht er nach Sind ins Industal, das die Engländer gerade erobert haben. Verkleidet als arabischer Kaufmann zieht Burton durch das Land, das ein Jahrhundert später Pakistan heißen wird. Ein scharfer Beobachter, der alles aufschreibt, was er sieht. Er lernt Persisch, Afghanisch und verbessert immer weiter sein Arabisch.

Im Jahr 1849 kehrt Richard F. Burton nach England zurück und fragt bei der Royal Geographical Society an, ob sie eine Reise nach Mekka und Medina unterstützen würde. Die Gesellschaft sagt zu. Die heiligen islamischen Städte sind für Christen streng verboten. Burton weiß, dass ihm im Fall einer Entdeckung der Tod durch Steinigung droht. Verkleidet als afghanischer Arzt mit Namen Mirza Abdullah besteigt er im Juli 1853 in Suez ein arabisches Pilgerschiff. Von Janbo macht er sich auf den Weg nach Medina, wo er am 25. Juli ankommt. Nach fünf Wochen zieht er weiter nach Mekka, gelangt auch unerkannt in diese Stadt.

Die Geographen-Gesellschaft ist zufrieden mit den ausführlichen Berichten des Abenteurers. Sie schickt Burton 1854 auf die nächste Erkundungsreise. Er soll das Horn von Afrika durchqueren, das Innere des so gut wie unbekannten Somalilands. Burton organisiert die Expedition von Aden aus. Eine kleine Gruppe englischer Offiziere, darunter John H. Speke , soll ihn begleiten. Vorher will Burton noch in eine andere für Christen verbotene Stadt: nach Harar, ins „Timbuktu des Ostens“, ein Zentrum islamischer Gelehrsamkeit und des Sklavenhandels. Noch nie hat ein Europäer die reiche Stadt betreten. Wieder verkleidet gelingt es Burton sogar, Zugang zum Emir zu erlangen. Dem kann er ungestraft seine Identität offenbaren. In der Hafenstadt Berbera trifft er danach mit Speke und den anderen Männern zusammen, um ins Somaliland zu ziehen. Doch die Expedition wird schon bald von Eingeborenen angegriffen. Einer der Engländer wird getötet, Burton und Speke schwer verletzt. Sie brechen die Reise ab.

1855 kämpft Burton im Krim-Krieg. Dann begibt er sich mit Unterstützung der Royal Geographical Society auf seine bisher größte Expedition. Er will die Quelle des Nil finden.

Das Zeitalter der Entdeckungen ist schon weit fortgeschritten. Die Europäer haben Amerika erkundet, sind um die Welt gesegelt, bis China und Australien vorgedrungen. Doch im Herzen Afrikas liegt immer noch ein großes Geheimnis verborgen, das die Menschen seit mehr als 2000 Jahren beschäftigt. Woher bekommt der Nil sein Wasser? 1500 Kilometer fließt er ohne einen einzigen Zufluss durch die ägyptische Wüste, überschwemmt einmal im Jahr die Ufer – und niemand weiß warum. Auf Ptolemäus’ Weltkarte sind Mitte des zweiten Jahrhunderts im Zentrum von Afrika zwei große Seen eingezeichnet, aus denen der Nilzufluss stammt. Jetzt, Mitte des 19. Jahrhunderts, weiß man immer noch nicht, ob das stimmt.

Richard F. Burton soll mit seiner Expedition die Antwort finden. Bereits 1855 hat er von den deutschen Missionaren Johann Ludwig Krapf und Johannes Rebmann das Gerücht gehört, dass im Inneren Ostafrikas ein riesiger See existiere, der die Quelle des Nil sein könnte. 1856 zeichnet der deutsche Missionar Jakob Erhardt eine Karte, die in Zentralafrika den „See von Uniamesi“ zeigt. Burton rüstet die Expedition in Sansibar vor der ostafrikanischen Küste aus. Speke soll ihn begleiten. Burton erkundigt sich bei arabischen Sklavenhändlern, was er auf seiner Reise benötige. Gemüse könne er von den Eingeborenen kaufen, erfährt er. Doch sei es nicht möglich, in den Dörfern zu übernachten. Seine Leute kaufen ein großes Zelt, Feldbetten, ein aufblasbares Kissen. Außerdem nehmen sie zwei Sextanten, ein Teleskop, drei Kompasse, zwei Uhren und etliche andere Instrumente mit, um geographische Beobachtungen durchzuführen. Dazu 2000 Angelhaken, vier Regenschirme. Und Glasmurmeln, Messingdraht und Stoffe als Geschenke für die Häuptlinge.

Im Juni 1857 brechen sie von Bagamoyo am Indischen Ozean auf. Mit mehr als 100 einheimischen Trägern, 30 Lasttieren, Vorräten für zwei Jahre. «Mir scheint einer der schönsten Augenblicke im menschlichen Leben ist der Moment des Aufbruchs zur Reise in ein fernes, unbekanntes Land», schreibt Burton in sein Tagebuch. Die Expedition nimmt die Route der Sklavenkarawanen. Ein Mann hinter dem anderen ziehen sie auf geschlängelten Pfaden durch den Busch. Schon bald beginnen die Strapazen. Unerträgliche Hitze ab elf Uhr vormittags. Myriaden von Stechmücken. Träger, die nachts auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Viereinhalb Monate benötigt seine Truppe bis Kase, das heute Tabora heißt. Dort erholen sie sich etwas, bevor sie weiter nach Osten ziehen.

Die Regenzeit setzt ein, verwandelt das Gebiet in eine Schlammwüste. Die beiden Engländer erkranken schwer an Malaria. Burton hat Lähmungserscheinungen, Speke kann immer weniger sehen – bis er fast blind ist. Große Strecken müssen sie in Hängematten getragen werden. Aber am 13. Februar 1858 erreicht Burton sein Ziel. Als erster Europäer steht er bei Ujiji am Tanganjikasee: «Da liegt die Wasserfläche im Schoß der Hügel und glitzert im wunderbaren tropischen Sonnenschein. Die Oberfläche ist sanft blau gefärbt, im Ostwind kräuseln sich Wellen, auf denen schneeweiße Kämme reiten.»

Bald ist Speke so weit genesen, dass er in den Dörfern am Ufer nach einem Boot zur Erkundung des Sees suchen kann. Er findet jedoch kein geeignetes Fahrzeug, so müssen sie mit Kanus vorlieb nehmen. Burton ist sicher, dass er mit dem Tanganjikasee den Ursprung des Weißen Nil gefunden hat. Er lässt sich nicht davon abbringen, als sie bei ihren Erkundungen den Abfluss nicht finden. Allerdings können sie mit ihren Kanus auch nicht den ganzen See erkunden. Am Nordufer, das sie nur aus der Ferne sehen, erblicken sie zwar einen Fluss, den Rusisi, der aber fließt in den See hinein. Tief enttäuscht macht sich Burton mit seinen Leuten auf den Rückweg. In Kase legen sie eine Pause ein, ihre Gesundheit ist immer noch schwer angeschlagen.

Richard F. Burton ordnet seine Aufzeichnungen. Speke beschließt, mit einer kleinen Gruppe nach Norden zu ziehen. Er hat Gerüchte gehört, dass es dort einen noch größeren See geben solle. Sieben Wochen später kehrt er zurück. Er hat den 300 Kilometer nördlich liegenden Victoriasee entdeckt – und ist nunmehr felsenfest davon überzeugt, dass der Nil dort seinen Ursprung hat. Burton wirft ihm vor, dafür keine Beweise zu haben, was auch stimmt. Zwischen den beiden Männern kommt es zu ernsthaften Spannungen. Keiner lässt von seiner Meinung ab. Sie reden kaum mehr miteinander.

Speke kehrt zwei Wochen vor seinem Partner nach London zurück. Dort teilt er sofort – entgegen vorheriger Absprachen, so Burton – der Royal Geographical Society die sensationelle Entdeckung des Victoriasees und der vermuteten Nilquelle mit. Er wird prompt mit einer zweiten Expedition beauftragt, um den endgültigen Beweis zu erbringen. Als Burton in London eintrifft, hat Speke den ganzen Triumph der Expedition eingeheimst. Es folgt ein erbitterter Streit, bei dem es bald nicht mehr nur um den richtigen Ursprung des Nil geht. Spekes Vermutung wird erst 1876 von Henry M. Stanley endgültig bestätigt.

Burton reist 1860/61 nach Salt Lake City in Utah und schreibt anschließend ein Buch über die Mormonenstadt. 1861 geht er als britischer Konsul auf die Insel Fernando Po im Golf von Guinea. Auf dem Festland besteigt er als erster Europäer den Kamerunberg. Vier Jahre später zieht Richard F. Burton als britischer Konsul ins brasilianische Santos. Nie verliert er seine Lust am Reisen und Entdecken. Er durchquert den südamerikanischen Kontinent, geht als Diplomat nach Damaskus (1869) und Triest (1872). 1872 nimmt Burton an einer Expediton auf die Arabische Halbinsel teil, die nach Gold sucht. 1881/82 begleitet er eine Expedition nach Ghana – ebenfalls auf der Suche nach Gold.

Als Entdecker ist sein Stern schon gesunken. Da erntet er noch Lorbeeren auf einem völlig anderen Gebiet. 30 Jahre lang hat das Sprachgenie an einer Übersetzung von „Tausendundeine Nacht“ gearbeitet. Von 1883 an erscheint das Werk in 16 Bänden – und macht Burton reich.

Extras

Das Lexikon der Entdecker - Die bedeutendsten Pioniere aller Zeiten
Von Christoph Kolumbus und Magellan bis Ernest Shackleton - das erfolgreiche Lexikon vereint in alphabetischer Reihenfolge die 100 bedeutendsten Entdecker vom 10. bis zum 20. Jahrhundert. Neuauflage in hochwertiger Broschurausstattung mit Klappen. mehr...

DruckenEmpfehlen
  • Artikel bookmarken
  • Firefox
  • IE
  • del.icio.us
  • Mister Wong
  • Yahoo MyWeb
  • Google