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Friedlich durch die Polizeisperren: Wie Tobias Richter von „Nazifrei“ den Tag erlebte - 1. Mai - Berlin - Tagesspiegel
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Friedlich durch die Polizeisperren Wie Tobias Richter von „Nazifrei“ den Tag erlebte

Tobias Richter bei der Sitzblockade - Foto: Anna Sauerbrey

Tobias Richter gehört zum Organisationsteam des Bündnisses "1. Mai Nazifrei". Der 23-jährige Student ist am Samstag früh aufgestanden, um ohne Gewalt gegen den rechten Aufmarsch zu kämpfen.

Das Häufchen Demonstranten steht orientierungslos an der Kreuzung Ibsen- / Stavangerstraße in Prenzlauer Berg. Der Fahnenträger, dem die rund 100 Leute durch eine Laubenkolonie gefolgt sind, ist plötzlich nicht mehr zu sehen. Jetzt, gegen halb elf, liegt nur noch eine Kreuzung zwischen den Demonstranten und der Route des Neonazi-Aufmarsches, doch jetzt ist erst mal Schluss: eine Polizeibarriere. Als sich eine Gruppe Beamter in schwerer Rüstung den Weg bahnt, wird sie plötzlich umzingelt. „Haut ab“, skandieren einige Demonstranten, die Stimmung droht zu kippen.

Tobias Richter steht ein bisschen abseits, sein Blick umwölkt sich. Der schmale junge Mann trägt eine gelbe Weste, er gehört zum Organisationsteam des Bündnisses „1. Mai Nazifrei“. „Das ist jetzt natürlich uncool“, sagt er und beißt die Zähnen zusammen.

Richter ist 23 Jahre alt und studiert evangelische Theologie an der Humboldt-Universität. An diesem Samstag ist er besonders früh aufgestanden. Überhaupt waren die letzten Tage anstrengend. Seit Februar, seit dem Erfolg der friedlichen Blockade einer Neonazi-Demonstration in Dresden, hat er fast jeden Tag drei, vier Stunden in die Organisation der Gegendemo in Berlin investiert. Jetzt wünscht er sich vor allem, dass alles friedlich läuft.

Morgens in der U2, eingezwängt zwischen Hunderten anderer Demonstranten, hat Richter das „Durchfließen“ erklärt, also wie man ohne Gewalt durch eine Polizeisperre kommt: mit erhobenen Händen, einfach durch den Druck der Masse. „Für mich ist das ein legitimes Mittel des zivilgesellschaftlichen Protests“, sagt der Student. Das klingt nach Soziologielehrbuch, doch für Richter ist es mehr als eine Phrase. „Für uns ist der 1. Mai in Berlin eine Chance, den schlechten Ruf von Blockaden zu verbessern“, sagt er, dann drängt ihn die Menge raus auf den Bahnsteig.

Das Handgemenge zwischen Demonstranten und Polizei an der Ibsenstraße ist schnell vorbei, die Sprechchöre verebben, die Eskalation bleibt aus. Die Blockierer geben vorerst auf und ziehen weiter, um in der nächsten Seitenstraße den Durchbruch zu versuchen. „Glücklicherweise ist nichts geworfen worden“, sagt Richter erleichtert. Dann folgt er den anderen Demonstranten. Anna Sauerbrey

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