Fast war ich der Meinung, es werde wohl nie offizielle, relativ aktuelle Videos vom Einsatz der Bundeswehr aus Nordafghanistan und vor allem aus Kundus geben. Inzwischen bin ich eines besseren belehrt (danke für den Leserhinweis!):
Nur zwei Kleinigkeiten stören mich an diesem Video, das am 17. Juli bei natochannel.tv und am 18. Juli bei YouTube eingestellt wurde, kurz vor den jüngsten Operationen und Gefechten: Zum einen - wo ist der zweite Teil, der sich inhaltlich aufdrängt? (Wie auch ein Kommentar bei YouTube anmerkt). Und zum anderen: Wenn ein Nato-Kamerateam so was drehen kann, warum können das nicht deutsche Einsatzkamerateams? Oder dürfen sie nicht?
Der 2.Teil ( evtl. auch noch mehre Teile) wird in den nächsten Tagen kommen. Im Natochannel ist es üblich das Reportagen in mehrere Teile ( besonders bei Militäroperationen) geteilt werden und zeitlich versetzt veröffentlicht werden. Manch eine Reportage ist schon in fünf Teilen gekommen. Da gibt es sehr interessante Berichte zu finden, auch aus Kampfsituationen, bisher gab es aber fast nix von der Bundeswehr. Sie hat sich wohl bisher nicht so gern bei ihrer Arbeit filmen lassen.
Kommentiert von: Alexander F. | 21. Juli 09 um 22:50 Uhr
Mir fiel auf, dass das Englisch der Bundeswehr-Soldaten ziemlich grauenvoll ist. Und zwar im Vergleich mit dem, was man von Soldaten anderer Nationen so hört (nein, ich meine weder Briten noch Amerikaner), wenn ich da zB mal an die Videos der schwedischen Marine erinnern darf, die auch hier zu sehen waren. Es zeigt sich unter anderem daran erneut, welche Qualität die Öffentlichkeitsarbeit der Bw hat, nämlich keine gute. Ins Bild passen da die wirklich mickrigen EKT-Beiträge sowie die sehr mäßigen Webseiten, über die ich schon gelegentlich mal geschimpft habe (auch der Bw.de-Server war heute Vormittag mal wieder längere Zeit down, ich kenne echt keine "seriöse" Seite, bei der das öfter der Fall wäre...). Woran liegts? Auf mich als Außenstehenden macht das in summa einen echt katastrophalen Eindruck und ich frage mich zwangsläufig, ob die Bw ein Qualitätsproblem auch hinsichtlich des Personals hat, das ihr zur Verfügung steht.
Kommentiert von: DML | 21. Juli 09 um 23:06 Uhr
Natürlich ist das Englisch der Soldaten nicht top, aber ich finde es klasse, dass sie sich trauen, frei vor der Kamera zu sprechen. Niederländer, Dänen und Schweden haben immer noch den großen Vorteil, dass Kinofilme in ihren Heimatländern nicht synchronisiert werden. Davon losgelöst gehört eine Sprachausbildung zu den wesentlichen Grundlagen der Interoperabilität, wäre also eine militärische Führungsaufgabe.
Kommentiert von: Sascha Stoltenow | 21. Juli 09 um 23:36 Uhr
Niederländer und Skandinavier können generell sehr gut Englisch sprechen, da dort das Fernsehprogramm nur untertitelt wird. Dadurch lernt man die Sprache von klein auf nebenbei.
Ja, die Soldaten machen ein paar ziemlich dumme Fehler und man merkt dass sie kein Gefühl für die Sprache haben (sie übersetzen praktisch Wort für Wort im Kopf). Aber es kommt eher auf den Inhalt an. Und eine Beschreibung eines Gefechts aus erster Hand ist mal was neues. Sowas gibt es von der BW nicht.
Kommentiert von: Stefan | 21. Juli 09 um 23:37 Uhr
Wozu braucht es hier EKT-Beitraege zu Patroullien? Erst kuerzlich wurde ein laengerer Beitrag ueber einen derartigen Einsatz bei FOCUS-TV gezeigt. Was hat die Oeffentlichkeit von der Authentizitaet von Kampfhandlungen deutscher Soldaten, die per EKT-Beitrag oder per Handycam im Internet verbreitet werden? Soll damit gezeigt werden, dass deutsche Soldaten auch kaempfen koennen und dass der Einsatz in Afghanistan auch eine gefaehrliche Seite fuer Leib und leben hat? Ich denke, das ist alles hinlaenglich bekannt. Es gibt meines Erachtens genug Gelegenheiten fuer die Presse, sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und das Erlebte in einen erklaerenden Zusammenhang zur Bereicherung der Veroeffentlichten Meinung beizutragen.
Kommentiert von: pbeschnidt | 22. Juli 09 um 10:38 Uhr
Gute Fragen Kamerad Beschnidt. Das Problem ist, dass das BMVg sich diese Fragen bislang vermutlich nicht gestellt hat. Oder vielleicht doch, denn warum verbereitet das BMVg entsprechende Beiträge von EKT und bwtv? Oder anders gefragt: Warum verbreitet das BMVg einen Beitrag über eine Generalsreise, nicht aber Beiträge über die Patroullien oder die QRF. Wenn ich es richtig verstanden habe, sind das doch die Hauptaufgaben unserer Soldatinnen und Soldaten. Oder ist es Tourismus?
Darüber hinaus geht es nicht darum, willkürlich Bilder im Internet zu verbreiten, sondern im besten Sinne um eine professionelle Unternehmenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, die der Organisation Bundeswehr die nötigen Handlungsspielräume sichert. Klingt nicht nur nach OpInfo, ist es im Kern auch. Es geht also darum, ein möglichst realistisches Bild vom Einsatz zu zeichnen, um ihn zu legitimieren und die Leistung der Soldaten als sinnvoll und richtig anzuerkennen. Dass dies bisher nicht gelungen ist, dürfte kaum zu bestreiten sein.
In diesem Zusammenhang: Woher beziehen Sie eigentlich die Einsicht, dass "das alles" hinlänglich bekannt sei. Die Bevökerungsumfrage des SOWI spricht da eine andere Sprache. Und ja, die Performance deutscher Medien in der Berichterstattung über Afghanistan ist fast genauso mau, wie die Öffentlichkeitsarbeit des BMVg. Das ist aber keine Grund, es nicht besser zu machen.
Dazu gehörte bspw. auch eine offenere Zusammenarbeit mit Journalisten. So hat u.a. Christoph Fröhder (der im Zweifelsfall mehr Einsatzerfahrung hat, als die gesamte Truppe für Operative Information und vor allem bessere Filme dreht) sehr glaubwürdig von einer Situation berichtet, in der deutsche Soldaten erfolgreich in einem Konflikt vermittelt haben, aber ihm gegenüber keine Stellung nehmen durften. Weiterhin ist der Aufpasswahn deutscher Presseoffiziere und Redakteuren fast schon legendär.
Das Ergebnis sind Berichte, die zwar eins zu eins dem entsprechen, was deutsche Gefechtfeldtouristen in AFG sehen (ganz schön staubig hier), die aber so gut wie nichts mit dem Erleben der Soldatinnen und Soldaten zu tun haben. Genau diese Lücke aber ist es, die den inneren Zusammenhalt, das Verständnis der Menschen in der Heimat und damit die Legitimation des Einsatzes gefährdet.
Am Ende des Tages fühlen sich die Soldaten nicht anerkannt und greifen (siehe Nazgul Videos der Heeresflieger) zu Bordmitteln, um sich selbst zu feiern, denn sie wollen sich und anderen ein Bild von sich machen. Die EKT schaffen das nicht, weil sie schlecht geführt werden. Auch das sollte sich ändern. Die NATO versucht, in diese Richtung zu gehen (natochannel, AFG matters), wird aber vom BMVg geblockt. Warum? Auch dafür mag es eine gute Antwort geben, aber warum gibt sie niemand? Und warum macht die NATO das? Sind die Entscheider dort dümmer als das BMVg? Ist das BMVg best in class und intellectual leader in der Medienarbeit? Mag sein, aber mir ist das bislang entgangen.
Abschließend: Es geht hier nicht darum in quasi pornographischer Absicht blutige Bilder zu produzieren, an denen sich Fetischisten am PC erregen können. Es geht darum, einer zutiefts friedlichen Gesellschaft zu vermitteln, was die Bundeswehr leistet, um Anerkennung und Zustimmung zu gewinnen - und das unter den Bedingungen der modernen Mediengesellschaft. Nicht mehr, nicht weniger. Und man kommt nicht umhin, zu vermuten, dass die Bundeswehr und das BMVg hier nicht optimal agieren.
Kommentiert von: Sascha Stoltenow | 22. Juli 09 um 12:23 Uhr
Lieber Herr Stoltenow, danke für die ausführliche Antwort auf meine Anmerkungen. Ich hoffe, daß die Punkte, Sie in Bezug auf die Pressearbeit der Bundeswehr gemacht haben, auch dort mal artikuliert wurden und dies vielleicht zu einer vernünftigen Diskussion über den besten Weg führen wird, die "Unternehmenskommunikation" mit der Öffentlichkeit, wie Sie argumentierten, zu verbessern . Ich teile ihre Anmerkungen, daß ein realistisches Bild der Situation der Soldaten im Einsatz gezeigt werden soll - hierzu gibt es neben diesem Blog von Thomas Wiegold auch andere Foren ( wie z.B. Ihren Bendler blog oder auch die traditionellen Medien ).
Nun, hinsichtlich des Bekanntheitsgrades der Thematik in der Bevölkerung? O.k. mir ist die SOWI-Studie nicht bekannt, aber meiner Beobachtung nach, wird das Thema Kampfhandlungen zunehmend ereignisorientiert von den Medien aufgegriffen. Was nun davon im "Gedächtnis" der Staatsbürger hängen bleibt kann ist bestimmt von deren Interesse an und ggf. persönlicher Betroffenheit mit diesem Thema. Hierin sehe ich die wesentliche Aufgabe von guten Journalisten ( die gibt es tatsächlich!), aufgrund gründlicher und umfassender Recherche ( auch "vor Ort" ), mit einer differenzierten Berichterstattung, das Interesse und die Betroffenheit in der Bevölkerung und bei den Entscheidungsträgern in der Politik zu schaffen.
Kommentiert von: pbeschnidt | 22. Juli 09 um 14:35 Uhr
Lieber Herr Beschnidt,
"Ich hoffe, daß die Punkte, die Sie in Bezug auf die Pressearbeit der Bundeswehr gemacht haben, auch dort mal artikuliert wurden."
Mache ich in der mir verbleibenden Freizeit quasi ständig, nur Raabes Palastorchester mag nicht nach solchen Noten spielen. Man will ja als i.G. nicht beim OTL hängen bleiben ;-)
Vernünftig ist die Diskussion m.E. auch, denn ich habe mich sowohl als Soldat, als Kommunikationswissenschaftler und auch als Kommunikationspraktiker aus allen mir verfügbaren Perspektiven mit der Thematik befasst. Mehr geht nicht, und etwas Polemik ist dann nicht nur intellektuelle Notwehr, sondern auch ultima ratio.
Tja, und die Nachrichtenauswahl der Medien orientiert sich eben an den klassischen Nachrichtenkriterien, ist also genau so, wie sie sie beschreiben. Genau deshalb plädiere ich ja dafür, dass die Bundeswehr stärker eigenständig medial agiert, quasi im Sinne einer erweiterten internen Kommunikation, die auch einen Teil der Öffentlichkeit (vor allem Familien, Angehörige, Freundeskreis) einbezieht. Dafür gibt es in der Truppe bereits vielfältige, sehr gute Konzepte. Und wenn man fragt, warum diese nicht umgesetzt werden, kommt man regelmäßig an den - frei nach Harry Potter - schwarzen Lord des BMVg. Und weil das in hierarchischen Systemen nun mal so ist, müssen wir auf einen anderen hoffen, damit sich was bewegt. Zwischenziel hierfür: Bundestagswahl.
Kommentiert von: Sascha Stoltenow | 22. Juli 09 um 16:56 Uhr
Und selbst wenn es nicht um Kampfhandlungen geht, könnte man da so viel mehr tun. Bundeswehr-Videos und auch Interviews der Medien wirken fast immer sehr offiziell, künstlich und verkrampft. Alles wirkt sehr einstudiert.
Aus anderen Ländern gibt es dagegen ansprechende Beispiele. Natürlich sind Reportagen und Interviews immer gestellt, aber man kann es trotzdem so produzieren, dass die Personen spontaner und natürlicher wirken.
Kommentiert von: Stefan | 22. Juli 09 um 17:02 Uhr
Bw und offene Kommunikation ?
Die Bw hat es schwer mit einer offenen Kommunikation. Einerseits haben viele Angehörige der Bw ein Sprechverbot zu Bw-Themen bei den Medien und müssen bei aktuellen Themen auf die zuständigen Pressestabsoffiziere verweisen. Auf der anderen Seite werden mögliche Äußerungen von Bw-Angehörigen von den Medien meist sehr reißerisch gegen die Bw verwendet. Also man kann verstehen, warum vieles so zurückhaltend geäußert wird, aber genau dies ist auch wieder das Problem der Bw. Wie soll eine offene, positiv besetzte Kommunikation mit und in die Gesellschaft funktionieren, wenn die Presse nur darauf wartet der Bw eins auswischen zu können.
Beispiele gefällig ?
Das "Weißbuch 2006" sollte die Bw positiv in die Schlagzeilen bringen. Etliche Jahre verschoben, endlich vorhanden. Am gleichen Tag der Pressekonferenz packt BILD die Schädelfotos aus der Schublade. Dort lagen sie mindestens 2 Wochen und warteten auf einen geeigneten Veröffentlichungstermin.
General von Kirchbach, der "Held des Oderhochwassereinsatz der Bw" brachte die Bw 1997 sehr positiv in die Schlagzeilen. Die Bw als Freund und Helfer, so wie die Deutschen sie mögen ! Deshalb musste in der Öffentlichkeit die Bw wieder im Ansehen gesenkt werden. Dazu kam 1998 die Kampagne "Rechtsradikalismus in der Bw" gerade recht. Prozentual gesehen, eine statisch verschwindene Minderheit in der Bw, weit unterhalb der Werte der Zustimmung von Rechtsradikalismus in einigen ostdeutschen Bundesländern, aber in den Medien hochgepuscht zum Schaden der Bw. Nun könnte man sagen, die Medien sind halt so, aber dies wäre zu einfach.
Linksextreme Soldaten, wie die Mitglieder des "Darmstädter Signal" werden kaum behelligt. Ein MdB Oberst d.R. wie der FDP Mann Dr. Stinner muss den BMVg auffordern gegen Angehörige des "Darmstädter Signals" ein Disziplinarverfahren einzuleiten. Die "Heute"-Redaktion befragt Mitglieder dieser Vereinigung zu aktuellen Geschehen in AFG. Kein Mensch erklärt dabei wer diese Gruppe ist.
Ich will hier keine Verschwörungstheorien aufbauen, aber fakt ist, das bestimmte gesellschaftliche Kreise etwas gegen ein zu hohes Ansehen der Bw in der Gesellschaft haben. Sie tun auch alles um das Ansehen der Bw in Öffentlichkeit zu schädigen.
Diesen Hintergrund muss man verstehen, wenn die Bw zu den Medien so restriktiv ist. Leider haben die Entscheidungsträger für die positive, strategische Kommunikation des "Unternehmensziel der Bw" noch nicht begriffen, dass man zwar mit restriktiver Kommunikation event. Schaden von der Bw abwenden kann, aber nur mit positiver, auf die Gesellschaft zugehender Kommunikation die Unterstützung in der Öffentlichkeit gewinnen kann.
Kommentiert von: Georg | 22. Juli 09 um 21:36 Uhr
@Georg
Sorry, aber Medien machen keine PR-Berichterstattung (sollten es zumindest nicht)! Dann würden sie sich unglaubwürdig machen. Nachrichten können also nicht nur positiv sein. Medien decken Misstände auf, erzwingen so eine politische Diskussion und Handlungen durch alle Richtungen. Ja es gibt auch Medien, die der einen oder anderen politischen Richtung näher stehen als andere, das ändert aber nichts an dem oben gesagten.
Dabei geht es doch primär nicht gegen die Bundeswehr an sich oder um ihr "ein auszuwischen", sondern um die dahinter stehende politische und damit gesellschaftliche Verantwortung.
"Schreibst Du mir einen lieben Artikel, dann rede ich auch mit Dir" ist da keine Lösung
Kommentiert von: yogi322 | 23. Juli 09 um 22:38 Uhr
Och, die böses, böse Bild hat uns die Vorstellung des Weissbuches verdorben? Gemein aber auch. Davon abgesehen, dass das WB inhaltlich eher dürftig ist, wird u.a. an diesem Beispiel die Selbstbezüglichkeit der aktuellen Führung des Hauses deutlich. Es soll gesendet und geschrieben werden, was WIR für wichtig halten. Vor lauter Eigenliebe werden issues wie problematische Bilder aus dem Einsatz nicht behandelt (und es ist keine Großmäuligkeit, dass ich die BW schon relativ frühzeitig darauf hingewiesen habe, dass sie präventiv Gegen-Bilder herstellen muss, um sich Handlungsspielräume zu erarbeiten. Im konkreten Fall: Wenn die BW schon vorher geplant und strategisch die Härten des Einsatzes zu vermitteln und gleichzeitig nach Innen für die Wirkung solcher Bilder sensibilisiert hätte, wäre die Fallhöhe deutlich geringer gewesen.)
Stattdessen: Wir bauen Brunnen, wir machen, dass Mädchen in die Schule gehen - und sind sowieso ganz weit weg von Sex und Gewalt, denn eigentlich besteht die BW aus bewaffneten Mönchen.
Kommentiert von: Sascha Stoltenow | 24. Juli 09 um 09:50 Uhr
ach der krieg in verbindung mit medien berichterstattung. ich glaub da kein wort von, vllt die hälfte aber mehr auf keinen fall.
Kommentiert von: Flüge | 01. Februar 10 um 14:00 Uhr