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Seit 1999 schreibt Thomas Wiegold für FOCUS über Verteidigungspolitik. Die Truppe hat er schon länger im Blick: 1993 berichtete er aus Somalia und seitdem aus fast allen Einsatzgebieten der Bundeswehr.
Melde mich in den (Rest)Urlaub ab: Bis zum 24. Januar bleibt das Blog geschlossen. Ich wünsche allen meinen Lesern einen guten Start ins neue Jahr! Und bin gespannt, was sich bis zu meiner Rückkehr so tut – sei es im Untersuchungsausschuss zum Luftangriff von Kundus, der ja im Januar mit der Arbeit beginnt, sei es in Afghanistan selbst oder in meiner anderen area of concern, dem Horn von Afrika...
Während meiner Abwesenheit muss ich (ab heute Mittag) aus rechtlichen Gründen die Kommentarfunktion vorübergehend einschränken – alle Kommentare werden dann erst freigeschaltet, wenn ich drauf geguckt habe. Im Extremfall erst in dreieinhalb Wochen. Ich bitte um Verständnis, aber es geht leider nicht anders.
Als - wenn auch begrenzte - Diskussionsmöglichkeit kann ich die Facebook-Seite von Augen Geradeaus! anbieten – da kann das Gespräch weitergehen, wenn auch leider nur für Facebook-Mitglieder.
Zum Jahresende noch ein, sozusagen, Bonus Track: Das Magazin loyal hat in seiner Januar-Ausgabe eine Geschichte des (meinen Lesern schon bekannten) Kollegen Marco Seliger. Der sich mal angeschaut hat, wie sich die Lage in Kundus in den vergangenen Jahren verändert hat.
(Die Bezieher der loyalhaben das Blatt des Reservistenverbandes heute – oder spätestestens morgen – in ihrem Briefkasten. Deshalb hat mir die Redaktion netterweise erlaubt, für die Nicht-Bezieher die Story hier einzustellen. Dafür vielen Dank! Der Text ist dem Zeitschriftenlayout entnommen, für den bisweilen hier merkwürdig anmutenden Zeilenumbruch bitte ich um Verständnis.)
Kunduz – Was läuft falsch?
Die politische Debatte um die Folgen des 4. September 2009 kreist um sich selbst. Auf diese Weise werden die wirklich entscheidenden Fragen nicht gestellt. Denn die Ereignisse waren nur der vorläufige Höhepunkt einer Eskalation, die vor sechs Jahren kaum für möglich gehalten wurde
Über den Afghanistan-Einsatz berichtet Marco Seliger
Das eisenbewehrte Tor öffnet sich. Oberst Ferdinand Baur tritt hinaus. Die Pistole steckt im Halfter, auf dem Kopf trägt er das weinrote Barett der Fallschirmjäger. Vor ihm liegt die Straße, hinter ihm verbergen drei Meter hohe Mauern Gebäude und Fahrzeuge des Wiederaufbauteams (PRT) Kunduz. Unter seinen Stiefeln knirscht der feine Sand, jeder Schritt produziert eine kleine Staubwolke. Baur marschiert Richtung Stadtzentrum, einfach so. Die Menschen grüßen ihn freundlich, „Salam aleikum“, antwortet er mit fester Stimme und einem Lächeln im Gesicht. Je weiter er sich vom Feldlager entfernt, desto dichter wird das Gedränge um ihn. Er erreicht das Marktviertel, selbst in den unübersichtlichen Gassen hier fühlt er sich sicher. „Die Leute sind uns wohl gesonnen“, sagt er, „sie sind dankbar für unsere Anwesenheit.“ Die Afghanen – sie sind Freunde, nicht Feinde.
Es geht ein großer Irrtum um dieser Tage in Deutschland. Der Irrtum, dass nach dem fatalen Luftangriff von Kundus endlich eine sicherheitspolitische Diskussion in diesem Lande begonnen habe, die Diskussion, vor der sich Politik und Öffentlichkeit lange gedrückt haben. Weit gefehlt. Es gibt derzeit zwei Debatten, die sich unglücklich überschneiden: Die Diskussion, was in Afghanistan künftig nötig ist und in welcher Weise Deutschland dazu beitragen sollte, will und kann. Und die Diskussion, wie Politik und Gesellschaft künftig ihre bewaffneten Streitkräfte einsetzen wollen. Die beiden Themen hängen zwar eng miteinander zusammen – aber die emotional geführte Auseinandersetzung über den Krieg am Hindukusch verhindert sowohl ein klares Auseinander halten der beiden Felder. Und tut keiner der beiden Diskussionen gut.
Nehmen wir die Frage über das weitere Engagement in Afghanistan. Seitdem die Umstände des Luftangriffs von Kundus am 4. September, angeordnet von einem deutschen Oberst, (scheinbar) klarer zu Tage treten, entwickelt sich die öffentliche Wahrnehmung in eine Richtung, und die Politik folgt überwiegend: der stark von Militär geprägte Ansatz ist, so die herrschende Meinung, ein Fehler. Und die Überlegung, stärker werdenden Aufständischen zumindest übergangsweise mit stärkeren militärischen Mitteln zu begegnen, erst recht der falsche Weg.
Statt dessen sollte, so die vorherrschende Meinung auch über die Grenzen von Koalitions- und Oppositionsparteien im Bundestag hinweg, anderes im Vordergrund stehen: Wiederaufbau, und, wenn es denn schon Militär sein muss, dann bitte möglichst nur Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte. Damit die Deutschen möglichst schnell da raus kommen.
Nun ist schon das Thema Ausbildung mit dem falschen Verständnis behaftet, das sei ja quasi ein deutscher Übungsplatz in Afghanistan, wo man in relativ friedlicher Umgebung den Afghanen beibringen kann, wie sie taktisch vorgehen oder richtig funken sollen. Dazu ein Video von natochannel.tv:
Auffällig: beide Schiffe wurden im Golf von Aden Opfer der Seeräuber. Dabei wird doch gerade dieses Seegebiet von den internationalen Seestreitkräften weit genauer überwacht als die anschließenden Weiten des Indischen Ozeans.
Nachtrag: Die EU-Anti-Piraten-Operation Atalanta bestätigt die Entführung der St James Park: Das Schiff war im besonders überwachten Transitkorridor im Golf von Aden unterwegs. Und bei den Seestreitkräften angemeldet, nahm aber nicht an einem so genannten Group Transit teil.
In this October 2009 file photo, showing the British registered tanker St. James Park at Tilbury, England, and made available Tuesday Dec. 29, 2009. The St. James Park tanker ship is reported to have sent a distress message late Monday, seeking help from pirate attacks and on Tuesday the ship owner reported the vessel has been seized by pirates. (AP Photo/MANDATORY CREDIT Derek Lilley)
Gut ein Jahr sind die Kriegsschiffe verschiedener Nationen jetzt am Horn von Afrika im Einsatz, um die zunehmende Piraterie vor der Küste Somalias zu bekämpfen. Mit Erfolg? Wie man's nimmt. Zwar wurden in diesem Jahr weniger Handelsschiffe gekapert - aber die Zahl der Angriffe nahm keineswegs ab. Sie verlagerte sich nur zunehmend vom Golf von Aden, der von den Seestreitkräften der EU, der Nato, Der USA, Chinas, Russlands und anderer Nationen mittlerweile recht engmaschig überwacht wird, in die Weite des Somali-Beckens im Indischen Ozean, bis hinunter zu den Seychellen.
Ich bitte um Nachsicht: Noch so ganz in den Feiertagen steckend, und mein bevorstehender Urlaub wirft seine Glanzlichter voraus...
Deshalb nur ein par gemischte Hinweise:
Die somalischen Piraten stehen offenbar kurz davor, den entführten chinesischen Frachter De Xin Hai freizulassen, nachdem sie 4 Millionen US-Dollar Lösegeld erhalten haben.
Der internationale - und deutsche - Einsatz in Afghanistan dauert nun acht Jahre, aber noch nie war bisher die Stimmung in Deutschland so stark vom Gefühl einer Kriegsweihnacht geprägt. Ob die Feldpost-Ausgabe des SZ-Magazins gestern oder die Aussagen der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann heute: Es scheint, als hätten die Deutschen erstmals mit Schrecken erkannt, dass es hier zu Lande Militär nicht nur gibt, sondern dass es auch in einem teilweise blutigen Einsatz ist.
German Bundeswehr army soldiers of the International Security Assistance Force (ISAF) wear Santa Claus hats as they attend a Christmas tombola at Camp Marmal in Mazar-e-Sharif, north of Kabul, December 22, 2009. REUTERS/Fabrizio Bensch
Ehe sich viele meiner Leser in Richtung Weihnachten verabschieden (sei es, weil sie heute den Bürocomputer früher als sonst runterfahren, sei es, weil die Familie drängelt, dass nun Schluss ist mit dem dauernden Rummachen im Internet...), von mir an alle, die sich hier als Lesende und auch zum großen Gewinn aller (!) als Kommentatoren einbringen: Frohe, vor allem friedliche Weihnachtstage wünsche ich Ihnen. Ohne Stress, sei er nun selbst gemacht oder von außen aufgedrückt... (und hoffentlich auch ohne Aufreger wie an den Weihnachtstagen des vergangenen Jahres)
Der Wunsch für eine ruhige und hoffentlich friedliche Zeit gilt natürlich vor allem den Soldaten im Einsatz. Ich hoffe, Sie kommen dazu, einen Moment innezuhalten. Und ich wünsche, dass Ihnen nichts passiert...
Zu Weihnachten noch ein kurzer Blick auf die Karten, die mich erreicht haben – vielen Dank! Im Gegensatz zu früheren Jahren waren es weniger mit typisch militärischen Motiven, aber ein paar habe ich unten mal aufgestellt und fotografiert:
(Im Uhrzeigersinn v.o.l.: Weihnachtskarte des Wehrbeauftragten, Grüße vom Marinefliegergeschwader 3, Weihnachtsgruß des britischen Militärattachés in Deutschland, Weihnachtskarte des Teams Luftwaffe und die Weihnachtskarte des Marineinspekteurs)
Über die Weihnachtstage richten sich die Augen Geradeaus! noch auf die aktuellen Ereignisse - und nach den Feiertagen gehe ich auch in Urlaub. Aber vorher melde ich mich noch.
Die heutige Gratulation geht an den Kollegen Steffen Hebestreit von der Frankfurter Rundschau. Er hat das bislang ausführlichste - öffentlich zugängliche - Prokoll des Luftangriffs von Kundus am 4. September geschrieben, nachzulesen hier.
Auch wenn ein paar Details nicht ganz korrekt sein mögen (so war das Rufzeichen des deutschen Joint Terminal Attack Controllers nicht, wie in der FR steht, Red Baron 21 sondern Red Baron 20): Dieser Einblick in den geheimen Untersuchungsbericht des ISAF-Kommandeurs und diese Timeline helfen doch sehr bei der weiteren Aufarbeitung. Wie ich neidlos eingestehen muss.
Hoppla, das ist mal was Neues: Die größte Oppositionspartei schreibt einen Weihnachtsbrief an die Soldaten (und zivilen Mitarbeiter) im Afghanistaneinsatz. Eigentlich etwas, was man sonst nur vom jeweiligen Verteidigungsminister kennt. Sozusagen die SPD-Weihnachtsoffensive, die ich hier mal im Wortlaut dokumentiere:
Liebe Soldatinnen und Soldaten, sehr geehrte Damen und Herren!
Heute vor acht Jahren, am 22. Dezember 2001, hat der Deutsche Bundestag erstmals den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan beschlossen - mit großer Mehrheit, über alle Parteigrenzen hinweg. Die völkerrechtliche Grundlage dafür sind die Beschlüsse des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen.
Erst vor wenigen Tagen hat der Bundestag das ISAF-Mandat erneut verlängert, auch mit den Stimmen der SPD. Ziel des Einsatzes war und ist es, das von Bürgerkrieg und Talibanherrschaft zerstörte Land militärisch zu stabilisieren und Afghanistan wirtschaftlich und politisch wieder aufzubauen. Auch zu unserem eigenen Schutz haben wir uns an der internationalen Intervention gegen den islamistischen Terrorismus beteiligt. Wir wussten, dass dies keine einfache Aufgabe wird, und dass in Teilen des Landes bewaffnete Konflikte und bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen.
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