Nicht leicht: Der Schritt an die Börse
Galt die Platzierung von Unternehmensanleihen am Kapitalmarkt bis vor Kurzem noch als Konzept für Konzerne und Großinvestoren, haben jetzt auch Mittelständler und Kleinanleger das Thema entdeckt. Die Börsen Stuttgart, Düsseldorf, München und Hamburg-Hannover haben neue Handelssegmente für Anleihen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich eröffnet und in diesem Jahr bereits über 700 Mio. Euro emittiert. Seit der Krise suchen viele Firmen nach Finanzierungsalternativen.
Unabhängiger werden
Auch die Diskussion um steigende Eigenkapitalanforderungen der Banken treibt manchen Unternehmer um. "Wir haben intensiv über die Möglichkeit nachgedacht, unsere Projektfinanzierung unabhängiger von den Banken zu machen", sagt Jürgen Bruns. Der Finanzchef der Dresdner Solarwatt hat im vergangenen Herbst erfolgreich eine 25-Mio.-Euro-Anleihe an der Stuttgarter Börse platziert.
Voraussetzung für die Emission ist allerdings ein tragfähiges Geschäftsmodell, das die versprochene Verzinsung auch erwirtschaften kann. Diese liegt meist zwischen fünf und acht Prozent und die Rückzahlung steht in der Regel nach fünf Jahren an. Einkalkuliert werden muss auch der Platzierungsaufwand mit bis zu sechs Prozent des Emissionsvolumens.
"Das ist schon ein teures Vergnügen", sagt Uwe Hack, Finanzvorstand bei Grenkeleasing. Der IT-Leasingspezialist deckt schon seit 2004 rund die Hälfte seines jährlichen Finanzierungsbedarfs mit neuen Anleihen. Und die gewonnene Unabhängigkeit birgt auch neue Risiken. Hack: "Wenn es mal nicht so läuft wie geplant, setzt man sich mit Banken an einen Tisch und findet eine Lösung, mit Kapitalmarktpartnern kann man nicht mal eben nachverhandeln."