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13.10.2011, 15:33
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Aktuelle Studie:
Jeder vierte Manager ist Burn-out-Kandidat
Die permanenten Veränderungen in Unternehmen erzeugen bei Führungskräften so genannten Innovationsstress. Wo er überhand nimmt, sind Erschöpfung und Burn-out die Folge. Forschern zufolge könnte so ein Szenario für jeden vierten Entscheider Realität werden.
von Sabine Meinert
Führungskräfte und Erschöpfung sind im Berufsleben längst kein ungewöhnliches Paar mehr. Jüngste Fälle wie der des Fußball-Trainers Ralf Rangnick zeigen das. Auch in der Wirtschaft spüren Manager nahezu täglich, wie der Druck steigt, stetige Veränderungen an den Nerven zerren, das Zeitmanagement flöten geht. Die Arbeitstage erscheinen immer länger, da das sowieso schon anstrengende Tagesgeschäft ständig mit Projekten aufgestockt wird. Wer dem irgendwann nichts mehr entgegen zu setzen hat, dem droht Erschöpfung und möglicherweise sogar ein Burn-out.
Wohl eher kein Mittagsschlaf: Erschöpfte, müde Manager riskieren einen Herzinfarkt
Forscher des Instituts für angewandte Innovationsforschung (IAI) der Ruhr-Universität-Bochum und Gesundheitsexperten der Kliniken Essen-Mitte haben jetzt festgestellt: Jede vierte Führungskraft hierzulande bewegt sich derzeit immer schneller auf eine so genannte vitale Erschöpfung zu. Diese zeigt sich darin, dass Betroffene entmutigt und niedergeschlagen erscheinen, sie fühlen sich müde und angespannt. Von 229 Befragten bewegte sich jeder Vierte im roten Bereich. In dieser Gruppe ist zudem das Risiko deutlich höher, einen Herzinfarkt zu bekommen.
Drei Gruppen mit unterschiedlicher Ausprägung
Thomas Kley, Projektleiter beim IAI und einer der Studienautoren, konkretisiert: "Vor allem Führungskräfte aus dem mittleren Management haben ein deutlich höheres Risiko, einer vitalen Erschöpfung zu erliegen. Sie sind die so genannten Umsetzer in den Unternehmen, sie müssen Zusatzarbeit stemmen und Schwierigkeiten beseitigen. Aber auch die nächst tiefere Hierarchieebene - die passiv Betroffenen - kämpfen am Limit. Top-Manager sind eher in der Position der Impulsgeber. Sie schieben Projekte und Veränderungen an, haben es aber besser als die ihnen unterstellten Führungskräfte gelernt zu delegieren."
Die Studie stellt fest: Kreativität, Kompetenzentwicklung und die Suche nach Verbesserungen werden zu Daueraufgaben, parallel zum Termin- und Leistungsdruck des operativen Tagesgeschäfts. Jede Innovation wächst sich damit zum Stressfaktor aus. Innovationen bringen so nicht nur Chancen, sondern auch Risiken und Nebenwirkungen. Hier müsse nicht nur reagiert werden, um die Gesundheit der Führungskräfte zu schützen, sondern auch zugunsten der Unternehmenszukunft, so das Fazit der Wissenschaftler.
Barrieren beseitigen, Prävention anschieben
Kley hält die Ergebnisse der Studie für ein nicht zu übersehendes Warnsignal. Seine Empfehlung: Prävention. Häufig gebe es in den Großunternehmen sogar jede Menge Möglichkeiten, der Erschöpfung vorzubeugen oder erster Symptome Herr zu werden: Betriebssport, Gesundheitskurse, medizinische Check-ups, Weiterbildungsangebote. "Leider werden sie von Führungskräften zu wenig genutzt, aus Scham oder Zeitmangel oder der Unsicherheit heraus, 'ob das auch Chefs nutzen dürfen'. Hier muss sich vor allem die Unternehmenskultur ändern." Kley plädiert dafür, kulturelle Barrieren abzubauen, damit sich kein Manager mehr Gedanken darüber machen muss, "wie das wohl aussieht", wenn er zum Beispiel ein Entspannungsprogramm nutzt.
Teil 2: Was die Forscher zur Prävention empfehlen
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FTD.de, 13.10.2011
© 2011 Financial Times Deutschland,
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