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Frederick A. Cook - NATIONAL GEOGRAPHIC
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Frederick A. Cook

Als Schiffsarzt fährt Frederick A. Cook mit Robert E. Peary nach Grönland. Ein paar Jahre später sieht er ihn nur noch als Rivalen. Er behauptet, schon ein Jahr vor ihm den Nordpol erreicht zu haben. Doch kann er sich nicht lange darüber freuen.

Die Menschen treiben monatelang auf Eisschollen übers Meer, frieren, hungern, werden zu Kannibalen. Manche werden von Inuit gerettet, viele sterben in der Eiswüste. Aber sie versuchen immer wieder, so weit wie möglich nach Norden zu fahren. Walfänger durchqueren das Eismeer schon im 17. Jahrhundert, doch ihnen geht es nicht um den Pol. Die Arktisfahrer, die dann folgen, suchen zunächst nur eine schiffbare Nordroute nach Asien. England schickt Henry Hudson , Edward Parry und John Franklin los. Die Seefahrer versuchen es vom Baffinmeer aus, durch den Lancaster Sound und von Spitzbergen aus. Mitte des 19. Jahrhunderts haben sie die Hoffnung aufgegeben, im Polarmeer eine Handelsroute zu finden. Nun wird der Nordpol zum Ziel.

Der Amerikaner Elisha Kane schiebt 1853 die Suche nach dem verschollenen Franklin vor, um zum Pol zu gelangen – und scheitert. Charles Francis Hall, Adolphus Greely – sie starben für ein paar Kilometer weiter nach Norden. Dann verlagert sich der Schwerpunkt der Polarreisen nach Grönland. Fridtjof Nansen überquert als Erster das Binneneis, Robert E. Peary folgt seinen Spuren – Vorstufen des großen Vorstoßes zum Pol.

Der amerikanische Arzt Frederick A. Cook liest 1891 in der Zeitung, dass Peary für seine Nordgrönlandfahrt noch einen Schiffsarzt sucht. Cook bewirbt sich und wird angenommen. Er behandelt den Expeditionsleiter, als dieser sich auf der Überfahrt ein Bein bricht. Die beiden Männer, verstehen sich gut. In Grönland studiert der Arzt die Bräuche der Inuit. Vor allem interessieren ihn deren Überlebenstechniken. Er wird sie in seinem weiteren Leben noch brauchen. Denn von nun an ist Frederick A. Cook von der Polarwelt besessen.

Im Jahr 1897 fährt Frederick A. Cook mit der belgischen Expedition von Adrien de Gerlache in die Antarktis. An Bord der „Belgica“ trifft er Roald Amundsen , mit dem er sich anfreundet. Gemeinsam mit dem Norweger, de Gerlache und zwei anderen Männern unternimmt Cook die erste Schlittenfahrt in der Geschichte der Antarktis. Später friert die Expedition im Packeis ein und muss im Südpolarmeer überwintern. Die Mannschaft leidet an Skorbut: geschwollene Glieder, blutendes Zahnfleisch, geistige Verwirrung, dann der Tod – das ist der Krankheitsverlauf, wenn nichts dagegen unternommen wird. Nur mit Mühe kann Cook die Männer überzeugen, frisches Robben- und Pinguinfleisch zu essen und so die überlebensnotwendigen Vitamine zu sich zu nehmen. Als ein zweiter Winter im Packeis droht, hat Cook gemeinsam mit Amundsen die Idee, einen Kanal zu einer offenen Wasserrinne im Meer freizuhacken und retten die Expedition. Für seine Verdienste wird Frederick A. Cook vom belgischen König Leopold II. geadelt.

Als Nächstes wendet sich der Arzt einem anderen Extrem zu. Der Mount McKinley in Alaska, mit 6193 Metern der höchste Berg Nordamerikas, ist noch nicht bezwungen. Cooks erster Versuch, ihn zu erklimmen, scheitert. Den zweiten Aufstieg bereitet er mit zehn Begleitern vor. Am 16. September 1906 erreicht Frederick A. Cook mit Edward Brill den Gipfel. Seine Erstbesteigung wird später jedoch angezweifelt.

Als Cook nach Hause kommt, hört er, dass Peary mittlerweile bis 87 Grad nördliche Breite vorgedrungen ist. Das bringt ihn auf die Idee, selber den Nordpol zu erobern. Er erhält die finanzielle Unterstützung von John R. Bradley, einem reichen amerikanischen Großwildjäger. Cook kauft in Gloucester einen Fischschoner und lässt ihn gegen Eis verstärken. 1907 bricht er gemeinsam mit Bradley nach Grönland auf.
Sie fahren bis Anoatok, wo sich gerade Inuit zur Winterjagd versammeln. Frederick A. Cook baut sich eine Hütte aus Packkisten und wirbt Eingeborene für die Expedition an. Er erzählt ihnen, dass er den «großen Nagel» ganz im Norden erreichen will. Zum Schluss hilft das ganze Dorf bei den Vorbereitungen. Sie erlegen Wale, Walrosse, Karibus und Seehunde als Vorräte, bauen Schlitten aus Hickory-Holz mit Kufen aus Eisen. Sie fertigen Brustgeschirre aus Segeltuch an, da Eskimohunde gern ihre Lederriemen fressen, wenn das Futter knapp wird. Und sie bauen ein Faltboot für den Fall, dass auf dem Rückweg das Packeis aufbricht.

Am 19. Februar 1908 marschieren sie los: Frederick A. Cook, sein einziger weißer Begleiter Rudolph Francke und neun Inuit. 103 Hunde ziehen elf Schlitten, die mit 1800 Kilogramm Ausrüstung und Vorräten beladen sind. Cook plant, Ellesmere Island zu überqueren, dann an den nördlichsten Punkt des Axel Heiberg Island zu gelangen und von dort direkt zum Pol vorzudringen. 1600 Kilometer liegen vor ihnen – je hin und zurück.
Auf Ellesmere Island, einer der größten Inseln der Welt, legen sie Depots für den Rückweg an. Das unwirtliche Eiland hat zu dieser Zeit noch keinen Namen. Kanada erhebt erst ein Jahr später Anspruch auf das Gebiet. Am 22. Februar zeigt das Thermometer minus 50 Grad. Cooks Leute müssen das Hundefutter – Walrosshaut – mit Äxten zerhacken. Stürme kommen auf, die Temperatur sinkt auf minus 73 Grad. Die Truppe quert den Eureka Sound, dann den Nansen Sound. Sie hat die Grenze menschlichen Lebens längst hinter sich gelassen. «Begeisterung erfüllt mich bei dem Gedanken, dass ich hier ganz allein am Ende der Welt stand», schreibt Frederick A. Cook später darüber in seinem Buch „Meine Eroberung des Nordpols“. «Die kahlen Felsen, die Einöde der Schneefelder, die Berge, die aus alten Eisschichten hervorragten...» Sie erreichen Svartevoeg, im Norden von Axel Heiberg Island. Vor ihnen liegt «die kompakte Masse des weglosen Eismeers». Von dort sind es noch knapp 200 Kilometer bis zum Pol.

Frederick A. Cook zieht mit zwei Inuit und 26 Hunden weiter, der Rest der Truppe kehrt nach Hause zurück. Nun beginnt der wirkliche Kampf. In einer Wüste aus Eistrümmern geht es über gefrorene Kämme, die wie Wände vor ihnen aufragen. In einer Nacht bricht das Eis unter ihrem Iglu auf. Die Inuit retten Cook im letzten Moment aus dem Wasser. Am 7. April erreichen sie 86 Grad. Seit Wochen ernähren sie sich von nichts anderem als getrocknetem Rindfleisch und Talg. Ihre Kräfte lassen nach, und doch sind es immer noch 160 Kilometer. Die Inuit weinen vor Erschöpfung. Nur mit Mühe kann Cook sie zum Weitergehen bewegen.

Am 21. April 1908 stehen sie, wie Frederick A. Cook später angibt, an dem magischen Punkt. «Alle Zeitberechnungen verloren ihren Sinn. Die Stundenkreise von Greenwich, New York, Peking und der ganzen Erde laufen hier zusammen. Bildlich gesprochen ist es also möglich, ... übergangslos von Mittag zu Mitternacht überzugehen... von einer Seite der Erdkugel zu anderen.» Die Inuit hingegen sind enttäuscht von dem trostlosen Ort. Sie haben sich den „großen Nagel“ anders vorgestellt.

Der Rückmarsch ist fürchterlich. Sie werden von der Meeresdrift nach Westen in die Kronprinz-Gustav-See abgetrieben, in eine Welt, «die nicht für Wesen mit schlagenden Herzen geschaffen war». Auf ihrer Route liegen nun keine Vorratsdepots, sie verhungern fast. Sie fahren mit dem Faltboot die Küste von Devon Island entlang. Als sie das erste Mal wieder ein Tier erlegen, essen sie das Fleisch roh. Sie überwintern beim Kap Sparbo am Jones Sound, immer noch fast 500 Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt. Im Frühjahr quälen sie sich weiter, essen Lederfetzen. Als sie Anoatok erreichen, sind sie so schwach, dass sie auf Händen und Füßen kriechen. Ihre Rückreise hat ein Jahr gedauert.

Frederick A. Cook kann sich nicht lange über seinen Triumph freuen. Fünf Tage nach ihm kehrt Peary vom Nordpol zurück und nimmt für sich in Anspruch, diesen als Erster erreicht zu haben. Er tritt eine schmutzige Kampagne gegen seinen Konkurrenten los. Cook wird als Lügner dargestellt, der gar nicht bis zum Pol gekommen ist. Cook hatte keine genauen Messinstrumente dabei und kann daher nicht beweisen, dass er tatsächlich am Ziel war. Amundsen, der nach seiner Meinung gefragt wird, antwortet: «Es ist müßig darüber zu spekulieren, an welchen Punkten die beiden Forscher angekommen sind. Es ist unwichtig, ob der genaue mathematische Punkt erreicht wurde oder nicht; wichtig ist aber, dass an jener Stelle die geographischen Verhältnisse erforscht wurden. Wahrscheinlich muss noch weiter geforscht werden und damit werden wir alle vollauf beschäftigt sein.» Das sehen zu jener Zeit aber die wenigsten so. Heute gilt Peary als Eroberer des Pols.

In den zwanziger Jahren wird Frederick A. Cook in einem Finanzskandal zu 14 Jahren Haft verurteilt. Nach fünf Jahren wird er auf Bewährung entlassen. Präsident Roosevelt begnadigt den Nordpolfahrer erst kurz vor dessen Tod.

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