(Translated by https://www.hiragana.jp/)
Giovanni da Verrazzano - NATIONAL GEOGRAPHIC
The Wayback Machine - https://web.archive.org/web/20111021182051/http://www.nationalgeographic.de/entdecker/giovanni-da-verrazzano

Giovanni da Verrazzano

Ein Italiener will für Frankreich den Seeweg nach Asien finden. Giovanni da Verrazzano wählt eine nördlichere Atlantikroute als Kolumbus. Wochenlang fährt er an der amerikanischen Ostküste entlang – und an der wichtigsten Bucht vorbei.

Jeder König möchte etwas tun, das ihm einen Ehrenplatz in der Geschichte sichert. Franz I. von Frankreich, seit 1515 an der Macht, ist da nicht anders als andere Regenten seiner Zeit. Als typischer Renaissance-Herrscher ist er besonders darauf erpicht, Glanz aus einem Land der klassischen Antike an seinen Hof zu bringen. Er umgibt sich mit italienischen Künstlern wie den Malern Leonardo da Vinci, Andrea Solario und Francesco Primaticcio, dem Goldschmied und Bildhauer Benvenuto Cellini. Er hat italienische Minister und Banker, Köche und Geliebte.

Seine Konkurrenten in den Nachbarländern haben nicht gezögert, italienische Seefahrer in ihre Dienste zu stellen, wenn sie sich einen Nutzen davon versprachen. Spaniens Königspaar Ferdinand und Isabela haben einen Vertrag mit Christoph Kolumbus geschlossen, der englische Herrscher Heinrich VII. mit Giovanni Caboto . Beiden ist es nicht gelungen, den erhofften Seeweg zu den Küsten Asiens zu finden. Aber vielleicht gibt es noch einen dritten Weg?

Die Stadt Lyon ist im 16. Jahrhundert das Zentrum der französischen Seidenindustrie. Die italienischen Geschäftsleute, die hier residieren, wären glücklich, einen direkten Handelsweg nach Asien zu haben und auf diese Weise die Frachtkosten senken zu können. In ihren Diensten steht ein seefahrender Landsmann, dem sie einiges zutrauen. Giovanni da Verrazzano wurde 1485 in der Toskana geboren. Seine Eltern, eine alteingesessene Adelsfamilie, hat beim Städtchen Greve eine prächtige Residenz mit zwei Bergfrieden und einer eigenen Kapelle. Der Junge hat in Florenz eine standesgemäße Erziehung erhalten, die Mathematik war wohl von Anfang an seine besondere Stärke. Um 1506 ist Giovanni da Verrazzano ins französische Dieppe gezogen und seither als Seefahrer schon weit herumgekommen.

Der französische Monarch und die italienischen Banker ziehen an einem Strang. Die königliche Marine stellt Verrazzano die „Dauphine“, die italienischen Kaufleute die „Normande“ zur Verfügung. Aus unbekannten Gründen geht nur das erste Schiff auf die große Reise. In seinem Testament, das er vor der Fahrt vorsichtshalber abfasst, schreibt Verrazzano sein Ziel deutlich nieder: Cathay (China) und «die östlichste Küste von Asien“.

Giovanni da Verrazzano bricht am 15. Januar 1524 von der portugiesischen Inselgruppe Madeira auf, vermutlich um „Feindberührung“ mit spanischen Schiffen zu vermeiden. Er wählt eine nördlichere Route als Kolumbus, segelt auf Höhe des 34. Breitengrads. Am 1. März sieht Verrazzano zum ersten Mal Land. Vermutlich ist es Cape Fear, ein Vorgebirge an der Küste des späteren amerikanischen Bundesstaats North Carolina. Der Italiener zieht es vor, draußen auf See zu ankern. Er schickt ein Boot an Land, wo Eingeborene freudig winken. Sie sind nackt bis auf Lendenschurze, wohlgestaltet, breitbrüstig, schnellfüßig und mit starken Armen, wie der Seefahrer notiert.

Die Europäer machen nur eine Stippvisite an zwei verschiedenen Stellen. Nach China sieht es dort nicht unbedingt aus. Sie fahren auf Nordnordostkurs weiter die Küste entlang. Beim nächsten Landungsversuch ist die Brandung zu stark, um sie mit dem Boot zu durchfahren. Ein einzelner Matrose, der es schwimmend versucht, wird von mächtigen Wogen an den Strand geworfen. Als Indianer den halb Benommenen vom Wasser wegziehen, schreit er um sein Leben. Die Einheimischen wollen jedoch nur seine weiße Haut betasten. Und sie machen ein Feuer, damit er sich aufwärmen kann. Dann verabschieden sie ihn mit freundschaftlichen Klapsen und lassen ihn zurück auf das Schiff.

Giovanni da Verrazzano lässt seine Fantasie spielen, wenn es um Namensbezeichnungen für die neu entdeckten Landschaften geht. Selva di Lauri (Lorbeerwald) und Campo di Cedri (Zedernland) hat er die beiden ersten Landepunkte getauft. Annunziata nennt er das dritte Gestade, weil Giovanni da Verrazzano am kirchlichen Festtag „Mariä Verkündigung“ dorthin kommt, Archadia das vierte, vermutlich in Anklang an den Titel eines Romans von Iacopo Sannazaro. Die Eingeborenen verstecken sich in den dichten Wäldern, nur zwei Frauen mit kleinen Kindern sitzen ängstlich am Strand. Die Europäer nehmen eines der Kinder kurzerhand mit an Bord – ein exotisches Fundstück, das sie nach Frankreich mitnehmen wollen.

Drei Tage bleibt die „Dauphine“ dort vor Anker. Es kommt zu unvermeidlichen Missverständnissen. Ein Indianer nähert sich zögernd den Franzosen und hat, wie Verrazzano später schreibt, «einen brennenden Stock» in der Hand, «so, als wollte er uns Feuer anbieten». Offensichtlich ist es eine Friedenspfeife. Die Weißen aber haben so etwas noch nie gesehen, fühlen sich bedroht und geben einen Musketenschuss in die Luft ab. Die Indianer, so der Kapitän, sind «wie vom Donner gerührt». Sie deuten mit den Fingern zum Himmel, zum Schiff und zur See, «als wollten sie einen Segen auf uns herabrufen».

Giovanni da Verrazzano und seine Mannschaft bleiben gegenüber der Küste auf seltsamer Distanz. Am 17. April erreichen sie «eine sehr hübsche Stelle». Der Italiener nennt sie Santa Margarita, zu Ehren von Marguerite, der Herzogin von Alençon, einer Schwester des französischen Königs. Es ist die Bucht, an der einmal die Stadt New York entstehen wird. Rund 30 voll besetzte Boote kommen auf die Europäer zu. Die Indianer zeigen ihnen mit Gesten den Weg zur Landung. Doch wegen widriger Winde beschließt Verrazzano die Weiterfahrt – «zu unserem großen Ärger», wie er notiert, denn «wir vermuten, das Land ist nicht ganz ohne Schätze». Er erhascht nur einen kurzen Blick auf die Mündungen zweier Flüsse und eine Halbinsel, die sie umschließen. So entgeht der französischen Krone ein Stück Land, das einmal den Namen Manhattan tragen wird.

Auf einer Insel ein Stück weiter nördlich sind die Indianer «so freundlich», dass Verrazzano sich ausnahmsweise von ihnen an Land geleiten lässt. 15 Tage lang bleibt er in der Narragansett Bay, lässt die Einheimischen wie üblich mit Glas, Glöckchen und Spielzeug beschenken. Deren Häuptling kommt in vollem Ornat an Bord, um das Schiff zu bestaunen. Die «armen Frauen» allerdings, notiert Verrazzano, müssen drunten in den Kanus bleiben.

Noch ein Stück weiter, vor der Küste des späteren amerikanischen Bundesstaats Maine, werden die Europäer mit Pfeilen und Kriegsgeheul empfangen. Offensichtlich haben die Abnaki, die dort leben, schon unangenehme Erfahrungen mit Weißen gemacht. Nach langem Gestikulieren findet nur ein kurzer, kühler Warenaustausch statt – mit Hilfe eines Korbs, den die Einheimischen von einem steilen Felsen herunterlassen. Terra Onde di Mala Gente tauft Verrazzano dieses Gebiet, „Land der bösen Leute“. Er segelt noch bis Neufundland, dann nach Hause. Die Durchfahrt nach Asien hat auch Verrazzano nicht gefunden.

Drei Jahre später, 1527, bricht Giovanni da Verrazzano nach Südamerika auf. Er kommt mit brasil-Holz zurück, das gern zum Färben von Kleidern genommen wird, so war die Fahrt wenigstens ein geschäftlicher Erfolg. 1528 macht der Italiener einen letzten Versuch, einen Weg nach Asien zu finden. Er kreuzt in der Karibik, von den Bahamas bis zum Isthmus von Panama. Doch nirgends gibt es eine Passage.

An einer Insel, vermutlich Guadeloupe, schwimmt Verrazzano – ganz gegen seine Gewohnheit – als Erster und allein durch die Brandung an den Strand. Sein Bruder Girolamo wartet mit anderen Seeleuten weiter draußen in einem Boot. Am Strand fallen Kariben sofort über den Weißen her. Sie bringen ihn um und essen ihn, zum Entsetzen seiner Leute, auch gleich auf. Die Weißen im Boot sind zu weit weg, um ihre Schusswaffen einsetzen zu können. Das Kapitel „Amerika“ ist um eine blutige Episode reicher.

Extras

Das Lexikon der Entdecker - Die bedeutendsten Pioniere aller Zeiten
Von Christoph Kolumbus und Magellan bis Ernest Shackleton - das erfolgreiche Lexikon vereint in alphabetischer Reihenfolge die 100 bedeutendsten Entdecker vom 10. bis zum 20. Jahrhundert. Neuauflage in hochwertiger Broschurausstattung mit Klappen. mehr...

  • Artikel bookmarken
  • Firefox
  • IE
  • del.icio.us
  • Mister Wong
  • Yahoo MyWeb
  • Google
Userkommentare

DISQUS ist ein Angebot von disqus.com und unabhängig von nationalgeographic.de - siehe insoweit die Hinweise zum Datenschutz der DISQUS-Kommentarfunktion

blog comments powered by Disqus