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Hochschulmanager des Jahres 2011: Die besten Alphatiere an den Unis | FTD.de
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Merken   Drucken   21.10.2011, 06:00 Schriftgröße: AAA

Hochschulmanager des Jahres 2011: Die besten Alphatiere an den Unis

Jeder hat seinen eigenen Führungsstil, doch alle haben ihre Unis im Wettbewerb erfolgreich positioniert. Sechs Präsidenten sind nominiert für die Auszeichnung von FTD und CHE Centrum für Hochschulentwicklung. von Marion Schmidt  Hamburg
Ausgezeichnete Präsidenten und Rektoren setzen nicht allein auf Erfolge in der Forschung, sie schärfen vor allem das Profil ihrer Hochschule - indem sie konsequent Stärken ausbauen.
Es gibt einfachere Aufgaben, als eine klamme Privatuniversität in Bremen zu retten oder eine Fachhochschule im akademischen Nichts in Bayern aufzubauen. Doch wer das schafft, beweist als Hochschulpräsident, dass akademisches Management mehr ist als das Einwerben von Spitzenclustern. Alle sechs Kandidaten für die Auszeichnung zum Hochschulmanager des Jahres haben ihre Universität zu einem schwierigen Zeitpunkt übernommen. Sie mussten teilweise radikal sparen, auf- oder umbauen, Geld akquirieren und Schwerpunkte setzen, um sich im Wettbewerb um Studierende, Professoren und Drittmittel durchzusetzen. Das ist ihnen gelungen - wenn auch auf verschiedenen Wegen und mit verschiedenen Mitteln.
Für diese vorbildliche Leistung und die daraus resultierenden Erfolge in Forschung, Lehre und Internationalisierung zeichnen die FTD und das CHE der Bertelsmann Stiftung zum vierten Mal einen Hochschulmanager aus. Preisträgerin im vergangenen Jahr war Sabine Kunst, ehemalige Präsidentin der Universität Potsdam, jetzt Wissenschaftsministerin des Landes Brandenburg.
Eine Jury hat aus mehr als zwei Dutzend Kandidaten sechs Finalisten ausgewählt. Der Preisträger 2011 wird auf der FTD-Konferenz Hochschulmanagement am 7. Dezember in Berlin gekürt.
So verschieden die Wege zum Erfolg sind, gemein ist allen nominierten Hochschulleitern die Führung durch Partizipation. Auch wenn sie es sind, die letztlich entscheiden müssen, wollen sie so viele Mitarbeiter wie möglich und nötig mitnehmen. "Früher war das in den Gremien eher Dienst nach Vorschrift" , sagt Frank Ziegele, Geschäftsführer des CHE und Mitglied der Jury, "heute setzen Präsidenten und Rektoren Partizipation als strategisches Element ein, nach dem Motto: Wo brauche ich wen, für welche Entscheidung?" Da werden Befragungen initiiert, Experten von außen geholt, Wertediskussionen angestoßen und Vieraugengespräche geführt. "Gute Hochschulmanager beherrschen die ganze Klaviatur - und nutzen sie", so Ziegele.
Die sechs Finalisten beweisen, dass Hochschulen durch herausragende Führungspersönlichkeiten ein besonderes Profil entwickeln können. Und dass dieses nicht nur auf Exzellenz in der Forschung beruht. Unter den Finalisten befindet sich auch in diesem Jahr kein Präsident einer Eliteuniversität. "Wir identifizieren mit unserem Verfahren Hochschulen, die dynamisch sind", sagt Ziegele. "Gerade in der positiven Veränderung sehen wir eine große Managementleistung", so Ziegele. "Die Exzellenzunis hingegen bewegen sich bereits auf hohem Niveau, da sind weitere Leistungssteigerungen manchmal gar nicht mehr möglich."
Die Auswahl
Methode Nach Auswertung von Daten zu Forschung, Lehre, Internationalisierung, Wettbewerben und Frauenförderung werden die Leiter der Hochschulen mit den höchsten positiven Veränderungen schriftlich zu Führungsverständnis und Leistungen befragt.
Jury Abschließend berät eine hochkarätig besetzte Jury über die Kandidaten und kürt die Finalisten sowie den Preisträger. Zur Jury gehörten: Vorjahressiegerin Sabine Kunst, Wissenschaftsministerin des Landes Brandenburg und ehemalige Präsidentin der Uni Potsdam, Ada Pellert, Präsidentin der Deutschen Universität für Weiterbildung, Marion Schick, designiertes Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom, Marion Schmidt, Redakteurin Bildung der Financial Times Deutschland, Hans Weiler, Professor Emeritus der Stanford University, sowie Frank Ziegele, Geschäftsführer des CHE.
Prof. Dr. Nikolaus Risch   Prof. Dr. Nikolaus Risch
Es gibt nur wenige Hochschulen in Deutschland, deren Ruf so eng verbunden ist mit einer Branche wie die Uni Paderborn mit der Informationstechnologie. Das ist zum einen das Erbe des örtlichen Computerherstellers Nixdorf, aber auch Folge der Suche nach einem bundesweit sichtbaren Profil. Entwickelt und vorangetrieben hat dies Nikolaus Risch, 62, seit 2003 Präsident der Uni. Risch ist Chemiker, er weiß nicht nur Stoffe zu verbinden, er kann auch Menschen zusammenbringen. Viele Gespräche musste Risch führen, um alle Fächer davon zu überzeugen, dass sie von den Verbindungen zur IT profitieren werden.
So ist an der "Universität der Informationsgesellschaft", wie sie sich selbst nennt, nahezu jedes Fach verknüpft mit Aspekten der Informatik, sogar die Kulturwissenschaften. Daraus ergeben sich neue Schwerpunkte in den Studiengängen, die Studenten aus ganz Deutschland anziehen. Und die für Erfolge in der Forschung sorgen: Gerade erst hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) der Uni einen Sonderforschungsbereich in Informatik bewilligt, zudem treibt die Uni ein Exzellenzcluster in diesem Bereich voran.
Risch weiß, "so ein Profil ist Chance und Risiko zugleich". Um sich abzusichern, knüpft er Verbindungen nicht nur nach innen, sondern auch nach außen. Es gibt enge Kooperationen mit regionalen Firmen. In einem Forschungszentrum etwa soll gemeinsam an innovativen Technologien geforscht werden. Auch mit Fachhochschulen hat Risch keine Berührungsängste: Mit der Hochschule Ostwestfalen-Lippe etwa gibt es ein Promotionsprojekt und einen gemeinsamen Studiengang.
Prof. Dr. Wilfried Müller, Rektor der Universität Bremen   Prof. Dr. Wilfried Müller, Rektor der Universität Bremen
Es ist nur eine Geste, aber sie sagt viel aus über Wilfried Müller: Wenn der 66-Jährige über den Campus seiner Universität geht, begrüßt er jeden, wirklich jeden, sogar die Kassiererin in der Mensa. Müller kann gut mit Menschen umgehen und sie motivieren, egal ob Spitzenforscher, Student oder Küchenkraft. Sein Führungsstil ist unaufgeregt, partizipativ, aber dennoch entscheidungsstark. Seit neun Jahren ist er Rektor der Uni Bremen. Seitdem versucht er, Massenausbildung und Forschungsexzellenz in Einklang zu bringen.
Dabei ist es ihm gelungen, unter finanziell schwierigen Bedingungen die Universität zu einer der besten bundesweit zu formen. "Wir sind groß, wir sind nicht reich, wir müssen junge Topwissenschaftler finden und binden", sagt Müller, der nicht ohne ein gewisses Selbstbewusstsein auf systematisches Talent-Scouting setzt: "Man kommt nicht als Star nach Bremen - man wird ein Star in Bremen."
Als Rektor hat er das forschende Lernen zum Leitbild gemacht und die Kooperationen mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen ausgebaut. Das bedeutet, dass alle Studenten während ihres Studiums an mindestens einem Forschungsprojekt mitarbeiten, "damit sie lernen, eigenständig zu lernen", so Müller. Bei der Exzellenzinitiative geht die Uni erneut mit einem Zukunftskonzept in die dritte Runde.
Prof. Dr. Gunter Schweiger, Präsident der Hochschule Ingolstadt   Prof. Dr. Gunter Schweiger, Präsident der Hochschule Ingolstadt
Während zur Zeit viele Universitäten unter dem großen Ansturm von Studienanfängern stöhnen, macht Gunter Schweiger an der Hochschule Ingolstadt die Türen immer weiter auf. "Wir wollen wachsen", sagt der Ingenieur, der die Hochschule seit 1998 leitet. Damals gab es in Ingolstadt 500 Studenten, demnächst sollen es 5000 sein. Mittlerweile gibt es 14 Bachelorstudiengänge, darunter vier berufsbegleitende in Kooperation mit Unternehmen.
Jeder fünfte Student studiert dual. Die Hochschule reagiert mit der Erweiterung ihres Angebots auch auf die "große Nachfrage aus der Industrie", sagt Schweiger, der in diesem Jahr zum dritten Mal in der Runde der Finalisten ist. Weil zunehmend auch Studenten ohne das klassische Abitur kommen, verstärkt die Hochschule ihre Beratung mit Mentoren und baut Brückenkurse in Mathe und Englisch aus. Schweiger will kein Wachstum um jeden Preis: "Wir wollen keine anonyme Hochschule werden und unsere flachen Hierarchien bewahren."
Dass die Studienqualität nicht unter der Masse der Studenten leidet, beweisen die Ergebnisse in Studienrankings, in denen vor allem die technischen Fächer sehr gut abschneiden. Das bestärkt die Ingolstädter auch, den Bereich der akademischen Weiterbildung kräftig auszubauen. Zuletzt wurden damit 997.000 Euro umgesetzt.
Prof. Dr. Dr. Godehard Ruppert   Prof. Dr. Dr. Godehard Ruppert
Wenn sich Godehard Ruppert an die Uni Bamberg vor elf Jahren erinnert, spricht er von einer "verschlafenen Hütte". Die "Hütte" ist die kleinste Uni Bayerns, sehr alt, aber erst 1979 wiedereröffnet, katholisch geprägt, beschaulich, mit vielen kleinen, geisteswissenschaftlichen Fächern. Damit Profil gewinnen? Viele hätten abgewunken.
Auch Ruppert sagt, er habe sich 2000 nicht ins Amt des Präsidenten gedrängt. Ein Jahr hat der 57-Jährige sich die "Hütte" angeschaut, dann hat er begonnen aufzuräumen, mit "Graswurzelarbeit", wie er sagt. Der katholische Theologe machte aus der Not eine Tugend und stärkte kleine Fächer wie Islamische Kulturgeschichte, die woanders abgeschafft werden. Er verknüpfte die Archäologie mit der Angewandten Informatik und schaffte so einen bundesweit einzigartigen Schwerpunkt. Jede vierte Professur hat er in den vergangenen Jahren umgewidmet, einige Studiengänge abgegeben. Für diese Fächerbereinigung wäre er anderswo "erschossen worden", glaubt Ruppert.
In Bamberg aber gelang der Prozess, vor allem durch ausgewählte Berufungen, etwa für den neuen Schwerpunkt Bildungsforschung. Die Drittmitteleinnahmen haben sich in seiner Amtszeit verzehnfacht. "Ich mache nie das, was andere von mir erwarten", sagt Ruppert, "und damit fahre ich gut."
Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske, Rektor der Universität ...   Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske, Rektor der Universität Erlangen-Nürnberg
Was haben sie nicht alles gemacht: Fakultäten eingedampft, neue Strukturen eingezogen, leistungsschwache Fächer gestrichen, starke Bereiche ausgebaut, Leitung und Verwaltung reformiert, insgesamt 130 Stellen neu zugeordnet, konsequent die Profilbildung vorangetrieben, mehr Professorinnen gewonnen, sich stärker internationalisiert.
Es ist ein echter Kraftakt, der seit einigen Jahren an der Universität Erlangen-Nürnberg stattfindet und anfänglich größte Widerstände provozierte. "Mittlerweile hat sich die Uni an den Prozess gewöhnt", sagt ihr Präsident, Karl-Dieter Grüske, seit 2002 im Amt. Die ganze Hochschule wurde auf den Kopf gestellt, um leistungs- und wettbewerbsfähiger zu sein. Und dann das: In der zweiten Runde der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern fällt die Uni durch. Von dieser "Schockstarre", so Grüske, mussten sie sich erst mal erholen. Doch beirren ließ sich Grüske durch den Rückschlag nicht.
Er hält an seinem Reformprozess fest - weil er überzeugt ist, dass es seiner Uni im zunehmenden Wettbewerb nur mit einem geschärften Profil gelingen kann, international sichtbar zu sein und Forschern das richtige Umfeld zu bieten. Stärken hat die Uni vor allem in der Medizintechnik und bei neuen Materialien. Neu hinzu kommen Zentren für Islamstudien und Geowissenschaften.
Professor Dr. Joachim Treusch   Professor Dr. Joachim Treusch
Als Joachim Treusch vor fünf Jahren Präsident der International University Bremen wurde, stand die private Hochschule kurz vor der Pleite. Viele wären vor diesem Amt zurückgeschreckt, doch Treusch, 71, der vorher viele Jahre das Forschungszentrum Jülich geleitet hatte, griff beherzt zu - und schaffte die Wende. Mit viel Geschick hat der Physiker die Privatuni nicht nur vor dem Aus bewahrt, sondern sie regelrecht zum Blühen gebracht.
Treusch schaffte es, vom Kaffeeunternehmer Klaus Jacobs eine Spende über 200 Mio. Euro einzuwerben, um die Uni zu konsolidieren. Es war die bis dahin größte private Spende, die in Europa an eine akademische Einrichtung ging. Zum Dank wurde die Hochschule in Jacobs University umbenannt. "Wenn Geld fehlt, kann man nicht protestieren - man muss werben", sagt Treusch. "Für uns ist Fundraising lebensnotwendig."
Die Uni hat unter seiner Führung einen bemerkenswerten Lauf genommen: Sie gilt vielen in der Branche als beste Privatuni in Deutschland, weil sie es schafft, exzellent zu sein in Lehre und Forschung. Treusch sagt selbst, dass es "eine riesige Herausforderung" sei, Forschung an einer privaten Hochschule zu realisieren. Weil Forschung teuer ist, zumal in den Naturwissenschaften. In Bremen leistet man sich auch die und ist damit sehr erfolgreich.
An der Uni wird in zehn Research Centern interdisziplinär gearbeitet. Mit der Uni Bremen gibt es eine gemeinsame Graduate-School. Die Drittmittel haben sich verdoppelt, ebenso die Zahl der Doktoranden. Die Hälfte aller Drittmittel, die von der DFG an Privathochschulen vergeben werden, gehen an die Jacobs Uni.
  • Aus der FTD vom 21.10.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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