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24.10.2011, 14:04
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Formel-1-Prozess:
Gribkowsky sieht sich als Wohltäter der BayernLB
837 Mio. Dollar Kaufsumme, 44 Mio. Dollar mutmaßliches Bestechungsgeld, mehr als 40 Zeugen, darunter Formel-1-Chef Ecclestone. Der Untreue-Prozess gegen den früheren BayernLB-Vorstand ist gespickt mit Superlativen. Gribkowskys Anwalt sagt zum Auftakt, sein Mandant habe eine "Bombe entschärft".
In der Formel-1-Affäre muss sich der frühere BayernLB-Manager Gerhard Gribkowsky seit Montag wegen Bestechlichkeit und Untreue vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, in seiner Amtszeit als Vorstand bei der Bank rund 44 Mio. Dollar Bestechungsgeld von Formel 1-Chef Bernie Ecclestone kassiert zu haben.
Gerhard Gribkowsky. Nach Ansicht seines Anwalts hat er "eine Bombe entschärft"
Der BayernLB soll dadurch laut Anklage ein Schaden von knapp 66,5 Mio. Dollar entstanden sein, weil sie ohne den Deal zwischen Gribkowsky und Ecclestone mehr Geld an dem Verkauf der Formel-1-Rechte verdient hätte.
Gegen Ecclestone laufen die Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft noch. Ob auch gegen ihn Anklage erhoben wird, ist nach Angaben einer Sprecherin offen. Am 9. und 10. November ist er als Zeuge geladen. Ecclestone spielt laut Anklage eine Hauptrolle in dem Krimi, schließlich sollen von ihm das Geld Gribkowsky stammen, das als Beratungshonorar getarnt war.
Der früher hoch bezahlte Manager Gribkowsky sitzt wegen der Affäre seit Anfang des Jahres in Untersuchungshaft in München. Lange äußerte er sich nicht zu den Vorwürfen, zum Prozessauftakt ließ er die Anschuldigungen durch seinen Anwalt zurückweisen. "Fakt ist, dass unser Mandant eine Bombe entschärft hat", sagte sein Verteidiger Rainer Büssow.
Gribkowsky habe durch sein geschicktes Verhandeln beim Verkauf der Formel-1-Rechte durch die Landesbank den Steuerzahler vor dem Verlust von hunderten von Millionen Euro bewahrt. Er rechne in dem Verfahren mit einem Freispruch. Sein Mandant habe seinerzeit das Beste für die Landesbank herausgeschlagen und sich nichts Strafbares zu Schulden kommen lassen. "Solche Zahlungen sind in der Formel 1 üblich, auch in dieser Höhe."
Die Staatsanwaltschaft habe die Beweise einseitig zu Lasten des Ex-Bankers ausgelegt und betreibe eine "heilige Hetzjagd", fügte der Verteidiger hinzu. Der Manager selbst will sich nicht zur Sache äußern.
Zu Beginn der Verhandlung zeichnete sich ein Mammutprozess mit mehr als 40 Zeugen ab: Bis ins nächste Jahr hinein sind mehr als 20 Verhandlungstage vorgesehen. "Wir gehen davon aus, dass der Sachverhalt dem Angeklagten nachgewiesen werden kann", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Teil 2: Wie das Geschäft funktionierte
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FTD.de, 24.10.2011
© 2011 Financial Times Deutschland,
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