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Netflix hat für den Onlinevertrieb von Medieninhalten Maßstäbe gesetzt und wird von der Branche deshalb weltweit genau beäugt. Einst als DVD-Verleih im Internet gestartet, hat Netflix den Streamingmarkt mit einem breiten Angebot an Inhalten, einem einfachen Abomodell und niedrigen Preisen revolutioniert. Jetzt will die Firma, die bereits in 43 Länder, darunter Lateinamerika und Kanada, expandiert ist, in Europa angreifen. Am Montag kündigte Co-Gründer Hastings für das Frühjahr den Start in England und Irland an. Weitere Länder könnten bald folgen. Netflix nimmt damit vor allem den Kampf mit dem Onlinekonzern Amazon auf, der Anfang des Jahres den europäischen DVD-Dienst Lovefilm übernommen hatte und zum Netflix-Konkurrenten ausbauen will. Lovefilm ist auch in Deutschland und Skandinavien aktiv.
Doch zunächst muss Netflix den Heimatmarkt retten. Hier galt die Firma unter Kunden und Investoren lange als hip. Im Sommer hatte Netflix mehr als 25 Millionen Abonnenten und war fast konkurrenzlos. Der Aktienkurs stieg Mitte Juli auf fast 300 Dollar, der Börsenwert lag bei 16 Mrd. Dollar. Innerhalb weniger Wochen drohte die Firma dann den Vertrauensvorschuss zu verspielen. Ein über Nacht angekündigter Preisanstieg von rund 60 Prozent führte zu einem Aufstand von Kunden und einer Welle von Kündigungen. Hastings verteidigte den Schritt mit steigenden Kosten vor allem für Lizenzen. Nur wenige Wochen später, die Wogen waren noch nicht geglättet, kündigte er an, die Firma in DVD- und Streamingservice aufspalten zu wollen. Als der Plan für Entsetzen bei Anlegern und Abonnenten sorgte, ruderte er eilig zurück und schrieb eine öffentliche Entschuldigung. Da schien es bereits zu spät: Der Kurs war um 61 Prozent und der Marktwert damit auf unter 5 Mrd. Dollar abgesackt.