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Merken   Drucken   11.10.2011, 12:57 Schriftgröße: AAA

Schuldenkrise und Fast Food: Italiens Kampf um die Esskultur

Die Italiener bangen nicht nur um ihre Wirtschaft, sondern auch um ihre traditionelle Küche. Der Ferienort Forte dei Marmi verbietet ab sofort neue ausländische Imbisse - und untergräbt so die Krisenpolitik aus Rom. von Tobias Bayer  Mailand
Ein klares "No!" zu Fast Food, Kebab oder Sushi. Ein klares "Si!" zu Acciughe fritte, Spigola al forno oder Spaghetti alle arselle. Die italienische Stadt Forte dei Marmi in der Toskana sperrt sich gegen Kulinarisches aus der Ferne: Für neue ausländische Schnellimbisse erteilt das örtliche Amt ab sofort keine Genehmigungen mehr. Der noble Badeort fürchtet um sein ursprüngliches Stadtbild, wie Bürgermeister Umberto Buratti erklärt: "Wir wollen unsere kulturellen Eigenheiten schützen." Buratti ist wohlgemerkt nicht Mitglied der rechtskonservativen Lega Nord, deren Vertreter häufig gegen Ausländer wettern, sondern der Demokraten.
Schuldenlast Auf diese Staatspleiten wettet der Markt
Die Geschichte aus dem Touri-Nest ließe sich als Provinzposse abtun, wäre sie nicht durchaus relevant für die große Politik in Rom. Silvio Berlusconi und sein Finanzminister Giulio Tremonti arbeiten an einem Wachstumspakt, um die Investoren zu besänftigen. Italiens Wirtschaft fehlt seit Jahren die Dynamik, auch weil es zu wenig freien Wettbewerb gibt. Angedacht ist daher etwa eine Liberalisierung des Dienstleistungssektors.
Doch das ist eine Sisyphusarbeit, weil Gemeinden und Provinzen wie im Fall Forte dei Marmi mitreden können. Der Ort ist mit seinem Protektionismus der italienischen Küche nicht allein. Ähnliche Verbote sprachen schon Prato und Florenz aus. "Wir sagen Nein zu Hamburgerketten aus den USA", sagt Bürgermeister Buratti, der seine Aktion zugunsten des lokalen Geschmacks "Genius loci" getauft hat. Gut möglich, dass die Kampagne vor allem ihm selbst hilft: Bald muss er seinen Posten bei Wahlen verteidigen. Ausländische Lokale nämlich tun sich schon jetzt schwer in der Heimat der Pizza. Laut einer Umfrage von Coldiretti, einer Organisation, die die Interessen der italienischen Landwirtschaft vertritt, haben vier von zehn Italienern noch nie den Fuß in ein Restaurant mit fremder Küche gesetzt. Nur 38 Prozent hätten schon einmal Kebab, Tacos oder Sushi mit nach Hause genommen.
Als Populismus oder gar Fremdenfeindlichkeit will Buratti seinen Kampf für "Cooked in Italy" dennoch nicht verstanden wissen, er hält ihn sogar für volkswirtschaftlich sinnvoll: "So können wir unserem traditionellen Gewerbe wieder einen Schub geben." Besonders, wenn ab dem kommenden Frühjahr die Restaurants und Bars des Ferienparadieses wieder brechend voll sind mit Touristen. Die dürfen selbstverständlich gern weiterhin nach Forte dei Marmi kommen - nicht nur aus Italien, sondern aus allen Ländern der Welt.
  • FTD.de, 11.10.2011
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