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Trichet-Nachfolger: Harte Nüsse für Super-Mario Draghi | FTD.de
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Merken   Drucken   31.10.2011, 14:13 Schriftgröße: AAA

Trichet-Nachfolger: Harte Nüsse für Super-Mario Draghi

Der neue Präsident der Europäischen Zentralbank hat keinen leichten Job: Er muss nicht nur die Geldschöpfung in den Griff bekommen, sondern auch das Vertrauen der Bürger wiedergewinnen.
© Bild: 2011 Reuters/STRINGER/ITALY
Kommentar Der neue Präsident der Europäischen Zentralbank hat keinen leichten Job: Er muss nicht nur die Geldschöpfung in den Griff bekommen, sondern auch das Vertrauen der Bürger wiedergewinnen. von Ansgar Belke
Ansgar Belke ist VWL-Professor an der Universität Duisburg-Essen und Forschungsdirektor am DIW Berlin.

Es ist ein schweres Erbe, das Mario Draghi als Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) antritt. Folgewirkungen der bisherigen Politik Trichets sind noch "in der Pipeline". Am bedeutsamsten ist, dass übermäßige Geldschöpfung zu überschüssiger Liquidität, exzessivem Kreditwachstum und einer permanent steigenden Hebelung ("Leverage") in den Bilanzen aller volkswirtschaftlichen Akteure in der Euro-Zone geführt hat.
Welchem Ziel sollte die EZB dienen?

 

Welchem Ziel sollte die EZB dienen?

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Der ständige Verweis darauf, dass die Inflationsrate der Verbraucherpreise unter Trichets Ägide im Durchschnitt 1,97 Prozentpunkte betrug und somit das Preisniveauziel der EZB von zwei Prozent erfülle, lenkt hier nur von diesem zentralen Problem für Draghi ab. Eine weitere Beobachtung ist, dass die EZB unter der Führung Trichets die marktorientierte Verzinsung von Staatsanleihen in der Euro-Zone als wichtigen Sanktionsmechanismus gegen übermäßige Verschuldung außer Kraft gesetzt hat.
Zudem bleibt eine zentrale ökonomische Erkenntnis unberücksichtigt, dass der Spielraum für die öffentliche Verschuldung für eine Volkswirtschaft deutlich geringer wird, sobald es einer Währungsunion beitritt. Denn es kann diese nicht mehr mit Seigniorage und der Inflationssteuer finanzieren. Die Kosten der Anleihekäufe sind vor diesem Hintergrund noch höher einzuschätzen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Schuldenkrise mittelfristig durch höhere Inflation gelöst werden wird.
Draghi wird die Folgen der Vorgängerpolitik korrigieren müssen. Dazu zählt vor allem eine mögliche dramatische Verschlechterung der Euro-Schuldenkrise, da man sich bisher auf keine nachhaltige institutionelle Lösung einigen und das Schicksal der Banken nach wie vor nicht von jenem der nationalen Regierungen und deren Verschuldung entkoppeln konnte.
Hinzu kommt, dass Mario Draghi in einem noch größeren Umfang als sein Vorgänger mit den Herausforderungen in den Bereichen der Übertragungseffekte internationaler Liquidität und der Reform des internationalen Währungssystems konfrontiert werden dürfte. Gleichzeitig wird sich die Skepsis gegenüber dem neuen Leitbild der EZB, der engen Symbiose mit den nationalen Regierungen, verstärken - ohnehin war das Vertrauen in die EZB im Gefolge der Finanzkrise beispiellos gesunken.
Die Nominierung Draghis scheint aber in zweierlei Hinsicht keine schlechte Entscheidung für Europa zu sein. Nicht nur wird der taumelnde Euro in der Schuldenkrise mit einem hoch qualifizierten Steuermann versehen. Die Euro-Krise, der Streit um den Kurs sowie die Verhandlungen mit dem IWF erfordern auch großes Durchsetzungsvermögen, diplomatisches Geschick und internationale Ausrichtung. All dies bringt Draghi mit. Auch könnte seine Nominierung als Beleg dafür dienen, wie weit die europäische Integration vorangekommen ist - die Herkunft Draghis aus einem "Weichwährungsland" war letztlich kein K.-o.-Kriterium. Nun muss er nur noch als Italiener das Vertrauen der Deutschen gewinnen, indem er dem Geldmengen- und Kreditwachstum in der EZB-Strategie wieder mehr Bedeutung verleiht - nicht wegen aus dem Ruder laufender Verbraucherpreisinflation, sondern um eine neue Finanzkrise zu vermeiden.
  • FTD.de, 31.10.2011
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