FTD-Serie: Wasser marsch

Viel Wasser, aber keine dezentrale Energieversorgung - für solche Regionen baut Smart Hydro Power Mini-Wasserkraftwerke, die auch Laien bedienen können.

Quartalsreportage enable2start: Alles im Fluss

31.10.2011 - Smart Hydro Power: Karl Kolmsees Kraftwerk geht in Serie. Aus aller Welt melden sich Käufer. Nur in Deutschland ist die Nachfrage verhalten - wegen einer Laune der Natur von Claus Hornung

Es ist eng geworden in Feldafing. In der Halle unter dem Büro von Karl Kolmsee stapelt sich das Material. Halbkreisförmige blaue Kunststoffteile stehen auf dem Waschbetonboden, Generatoren aus Edelstahl liegen auf Europaletten, Rotorblätter sind in Karton eingeschlagen. Zig Kleinstbauteile lagern in Kunststoffkisten, jede zweisprachig beschriftet.

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Der Kabelschrauber heißt auf Englisch "cable gland", die Sechskantmutter "hex nut" und der siebenpolige Einbaustecker - nicht ganz präzise - "bulkhead fitting plug". Aus alledem bauen Kolmsees zwei Ingenieure und ein frisch angestellter Produktionsleiter das Produkt von Smart Hydro Power zusammen: eine tragbare Turbine, die in Flüsse gesetzt wird und die Fließkraft des Wassers in Strom umwandelt.

Noch vor einem halben Jahr war die 150-Quadratmeter-Halle leer, im April stand hier der erste Prototyp. Jetzt, Anfang Oktober, sind drei Turbinen zusammengebaut, das Material reicht für 20 weitere.

Kolmsee ist ein pragmatischer Mensch. Einer, der nicht wissen will, warum eine Lieferung sich verspätet hat. "Mich interessiert nur: Wann kommt sie?" Einer, der sich keine Zeit nimmt, Erfolge zu feiern. "Ich bin in Gedanken immer schon beim nächsten Schritt."

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Aber diesmal klingt er anders. Vor zwei Wochen hat er die erste Turbine an einen Kunden nach Indonesien verschickt. "Das ist schon ein Moment, wo man innehält", sagt er. "Vor zwei Jahren hatten wir nur eine Idee, jetzt haben wir eine Betaserie. Das haben wir mit einem Team von gerade mal acht Leuten gestemmt." Stolz? "Na klar!"

Dabei lief einiges anders im vergangenen Quartal, als er es geplant hatte. Im Frühsommer schien bereits alles geregelt. Da hatte Kolmsee die Testreihen mit dem Prototyp abgeschlossen. Seine Lieferanten wussten, welche Details sie zu überarbeiten hatten. Die ersten fünf Bestellungen lagen auf seinem Schreibtisch.

Karl Kolmsee mit einem Mini-Wasserkraftwerk von Smart Hydro Power

Doch kurz vor Auslieferung der ersten Turbine gab es Probleme. Am 7. September musste die Maschine auf den Weg gebracht werden. Der Käufer ist gleichzeitig ein Händler und wollte das Gerät auf einer Messe in Indonesien ausstellen, die kurz darauf begann. Dann verzögerte sich der Schiffstransport von Bauteilen aus China wegen eines Taifuns um eine Woche.

"Damit war unser einkalkulierter Puffer verbraucht", sagt Kolmsee. Er bestellte die gleichen Teile noch einmal und ließ sie per Flugzeug einfliegen. Der deutsche Hersteller von Kolmsees Generatoren schaffte es sogar ohne Taifun, erst auf den letzten Drücker die zehn bestellten Geräte zu liefern. Irgendwie klappte dennoch alles. Aber im Jahr 2012 braucht Kolmsee 300 Generatoren. "Wir werden darüber reden müssen, ob er in der Lage ist, die zu liefern."

Teil 2: Deutsche Flüsse sind zu langsam