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Hernán Cortés - NATIONAL GEOGRAPHIC
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Hernán Cortés

Machtgier und militärischer Mut, sanfte Diplomatie und skrupellose Grausamkeit – mit dieser Mischung zerstört der Spanier Hernán Cortés in Mexiko das Reich der Azteken. Nur in den eigenen Reihen ist er nicht allen Gegnern gewachsen.

Das Geheimnis liegt oben in den Bergen. 15 Reiter und 300 Mann Fußvolk wollen es lüften. Mit elf Schiffen und 16 Geschützen sind die Spanier am 18. Februar 1519 von Kuba aufgebrochen – elektrisiert von Geschichten, die Francisco Fernández de Córdoba 1517 und Juan de Grijalva 1518 von ihren Raubzügen auf der Halbinsel Yucatán mitgebracht haben. Es sind Geschichten von Gold und Glanz und einem mächtigen Reich.

Der Führer der Truppe hat eigentlich nur den Auftrag, das Land zu erforschen. Hernán Cortés, Sohn eines Adligen aus der Extremadura, ist 1504 in die neuen Kolonien gekommen und 1511 Sekretär von Diego de Velázquez, dem Statthalter auf Kuba, geworden. Doch Kuba ist jetzt weit, der große Reichtum hingegen vielleicht sehr nah. So ziehen sie mit mehr als Forscherwillen vom neu gegründeten Küstenort Veracruz ins Hochland.

Einen wertvollen Schatz hat Cortés schon in der Hand: die Indianerin Malitzin, seit ihrer Taufe Marina genannt, die ihm von Einheimischen an der Küste zusammen mit 19 anderen Frauen geschenkt worden ist. Sie wird seine Geliebte und Dolmetscherin – die Schlüsselfigur der Ereignisse.

Hernán Cortés hört Berichte von dem hohen Tribut, der an einen mächtigen Potentaten namens Moctezuma zu entrichten sei. Er nutzt den Hass auf die herrschenden Azteken, die sich selber mexica nennen, und schmiedet eine Allianz mit Totonaken und Tlaxcalteken. Mit diesen Hilfstruppen aus Tausenden von Kämpfern rückt Cortés auf die Hauptstadt Tenochtitlán vor.

Moctezuma ist seit 17 Jahren an der Macht. Die Kunde vom Nahen der weißen, bärtigen Männer, die von hölzernen Inseln auf dem Wasser mit hirschähnlichen Tieren und Feuer speienden Waffen gestiegen seien, stürzt ihn in tiefe Verwirrung. Alte Prophezeiungen sprechen davon, dass der Gottkönig Quetzalcóatl (Federschlange) mit weißhäutigem Gefolge aus dem Osten zurückkehren werde. Lähmt ihn der fatalistische Glaube, dass dies das Ende seiner Macht ist?

Der geistliche und weltliche Führer der Azteken, die das Hochland von Mexiko dominieren, versucht verzweifelt, das Schicksal irgendwie abzuwenden. Er überhäuft den nahenden Cortés mit Geschenken, die seine Gesandten überbringen. Er lädt ihn erst ein in seine Stadt, dann will er sie ihm wieder verbieten. Die Botschaften, die hin- und hergehen, spiegeln die inneren Kräfteverhältnisse wider: Hier wartet ein zaudernder Verteidiger, der ratlos vor rätselhaften Wesen steht und in all seinem Prunk plötzlich die Schwäche seines Priesterstaates zu spüren scheint. Dort zieht ein taktisch gewiefter Eroberer heran, mit einem eisernen Willen und einem klaren Ziel vor Augen.

Nach 20 Tagen in Tlaxcala steigt Hernán Cortés von Cholula aus auf einen Pass, der zwischen den beiden mehr als 5000 Meter hohen Vulkanen Popocatépetl und Iztaccíhuatl liegt. Von dort, notiert der Soldat Bernal Díaz de Castillo, sehen die Europäer einen riesigen See und Gebäude, die aus dem Wasser ragen. «Es war alles so wunderbar... dieser Anblick von Dingen, von denen wir nie zuvor gehört, ja nicht einmal geträumt hatten.»

In Schlachtordnung marschieren sie am 8. November 1519 über einen acht Kilometer langen und siebeneinhalb Meter breiten Damm nach Tenochtitlán hinein. Unter einem Baldachin aus grünen Federn kommt ihnen Moctezuma entgegen, Er schreitet in Sandalen mit goldenen Sohlen, flankiert von 200 Edelleuten. Die spanischen Besucher werden im Palast des toten Herrschers Axayácatl untergebracht. In einer Rede von seinem Thron aus sagt Moctezuma zu Cortés: «Ihr dürft im ganzen Lande nach Eurem Willen befehlen, man wird Euch gehorsam sein und Euch anerkennen.»

Cortés weiß nicht, ob das die Wahrheit oder eine Falle ist. Er sieht die größte Stadt der ihm bekannten Welt, mit rund 235000 Einwohnern, die Tausende von Kanus mit Lebensmitteln versorgen. Er sieht blühende Märkte, hoch entwickelte Verwaltung, Bau- und Heilkunst. Zugleich aber wird er Zeuge, wie auf der Hauptpyramide im Tempelbezirk Menschen geopfert werden, deren Blut die Sonne speisen soll. Inmitten all dieser widersprüchlichen Eindrücke diktiert ein sicherer Instinkt sein Handeln. Als an der Küste eine Rebellion gegen die spanischen Neuankömmlinge ausbricht, nimmt Hernán Cortés sie zum Vorwand, um Moctezuma unter Hausarrest zu stellen – eine Demütigung, die die endgültige Demontage des Regenten einleitet. Die Spanier stellen ihr erstes Kreuz auf, um eine christliche Messe zu feiern. Sie beginnen, die Götterfiguren der Azteken zu zerstören, deren religiöse Rituale und Menschenopfer zu verbieten.

Eine letzte Hoffnung keimt bei Moctezuma auf, als an der Küste 19 spanische Schiffe landen. Die Spanier, das weiß er mittlerweile, sind keine Götter. Velázquez, der seine Felle davonschwimmen sieht, hat die Flotte von Kuba geschickt, um Cortés an weiteren Eroberungen zu hindern. Cortés zieht den Ankömmlingen mit 250 Leuten entgegen und lässt den Rest seiner Truppe unter dem Kommando des Heißsporns Pedro de Alvarado zurück. Am 24. Mai 1520 schlägt er seine Gegner und nimmt deren Anführer Pánfilo Narváez gefangen. Doch als er nach Tenochtitlán zurückkehrt, ist die ganze Stadt in Aufruhr. Alvarado hat fast 1000 Indianer, die nachts am Haupttempel tanzten, niedermetzeln lassen, angeblich weil das Spektakel das Vorspiel zu einem Aufstand gewesen sei. Nun bricht der Aufstand tatsächlich los. Eine Ratsversammlung der Azteken setzt Moctezuma ab und wählt Cuitlahuac als neuen Führer. Als der entmachtete Herrscher von der Balustrade eines Dachs noch einmal zu seinem Volk sprechen will, trifft ihn ein tödlicher Hagel aus Steinen und Pfeilen. In der „Traurigen Nacht“ zum 1. Juli 1520 müssen die Spanier unter schweren Verlusten aus der Stadt abziehen. Trotzdem besiegt Cortés sechs Tage später bei Otumba die aztekische Übermacht und schlägt sich ins befreundete Tlaxala durch.

Hernán Cortés organisiert Verstärkung und lässt eine Flotte von Brigantinen bauen, um die Lagunenstadt von See her angreifen zu können. Am 31. Mai 1521 beginnt er mit 75000 Mann indianischer Hilfstruppen die Belagerung von Tenochtitlán. Der Ring um die Stadt wird immer enger gezogen, die Versorgung ihrer Bewohner nach dem Fall der umliegenden Seestädte unmöglich. Unter ihrem neuen Führer Cuauhtémoc, dem Nachfolger des an einer Krankheit gestorbenen Cuitlahuac, kämpfen die Azteken mit Todesverachtung. Sie bauen nachts die Barrikaden wieder auf, die tags zuvor von den Spaniern niedergerissen wurden. Sie machen die Kanäle wieder frei, die von ihren Feinden zugeschüttet wurden. Nach 75 Tagen aber sind sie am Ende. Tenochtitlán geht in Flammen auf, Cortés lässt es dem Erdboden gleichmachen. Ein Gestank von verfaulendem Müll und verwesenden Leibern liegt über der einstigen Prachtstadt. Ein Elendsheer von Zehntausenden Indianern zieht in die umliegenden Berge.

Der 26-jährige Cuauhtémoc, beim Fluchtversuch mit einem Kanu gefangen genommen, wird von Cortés gefoltert, damit er die Lage der vermuteten Goldschätze verrät. Seine Füße werden im Feuer geröstet. Dennoch bringen die Spanier nicht mehr aus ihm heraus, als dass ein paar Säcke im See versenkt worden seien. Cuauhtémoc muss Cortés auf dessen folgenden Eroberungszügen begleiten. 1525 wird er von ihm wegen angeblicher Verschwörung gehenkt. Dies ist das Ende des letzten aztekischen Führers – und der Beginn der Versklavung des einstigen Herrschervolks.

Nach dem Untergang von Tenochtitlán wird Hernán Cortés 1522 zum Generalkapitän von Neu-Spanien ernannt. Er unterwirft die Halbinsel Yucatán, Alvarado die Maya-Gebiete von Guatemala. Auf der Suche nach einer Passage vom Atlantik weiter nach Westen zu den Molukken stößt Cortés bis Honduras vor. Dann zwingen ihn Nachrichten von Unruhen 1526 zur Rückkehr in die Stadt, die von den Spaniern neu aufgebaut wird und nun México heißt.

Im Jahr 1528 reist Cortés nach Spanien. König Karl I. verleiht ihm den Titel eines „Marqués von Oaxaca“ (einer goldreichen Region südöstlich von Mexiko, die er ebenfalls erobert hat), außerdem weit reichende Landrechte. 1532 schickt der Konquistador seinen Neffen Diego Hurtado de Mendoza auf eine Expedition in den Golf von Kalifornien. 1535 segelt er selber an Mexikos Pazifikküste entlang und gründet auf der lang gestreckten Halbinsel Kalifornien die Siedlung Santa Cruz.

Sein Einfluss beginnt dennoch zu schwinden. Neue Expeditionen werden ohne Hernán Cortés geplant, in der Verwaltung des neu eingesetzten Vizekönigs Antonio de Mendoza wächst die Zahl seiner Gegner. 1540 kehrt Cortés erneut nach Spanien zurück, protestiert dort gegen die Bevormundung durch die Kolonialbeamten und die Aushöhlung seiner Macht. 1541 nimmt er noch einmal an einem Feldzug teil, diesmal gegen die Mauren in Algier. Doch auch dies bringt das verlorene Prestige nicht mehr zurück. Cortés wird ein einsamer Mann. 1547 stirbt er auf seinem Gut Castilleja de la Cuesta bei Sevilla. Durch die Eroberung Mexikos wird Spanien in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zum reichsten Land der Welt.

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