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Heinrich Barth - NATIONAL GEOGRAPHIC
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Heinrich Barth

Heinrich Barth durchquert Wüsten, Gebirge und Urwälder, erkundet den Tschadsee, den Niger und Timbuktu. In fünf Jahren streift er 20000 Kilometer durch die Sahara. Der akribische Deutsche gilt als Vater der klassischen Afrikaforschung.

Schon als Kind ist Heinrich Barth anders als seine Altersgenossen. Ein bisschen frühreif, strebsam in der Schule. Wenn die Klassenkameraden spielen, liest er die alten Griechen und Römer. Der Sohn eines reichen Hamburger Kaufmanns spricht schon mit 14 Jahren Englisch, danach beginnt er Arabisch zu lernen.

Im Jahr 1839 geht Heinrich Barth nach Berlin. Er studiert Philologie, das klassische Altertum, Archäologie, hört auch geographische Vorlesungen. 1844 promoviert Heinrich Barth über die Handelsbeziehungen des alten Korinths. Ein Jahr später unternimmt er seine erste größere Forschungsreise, grosszügig unterstützt von seinem Vater.

Es zieht Heinrich Barth an die Schauplätze der Antike. Er bereist die nordafrikanischen Küstenländer, bestaunt die punischen Ruinen. Er besucht Ägypten, Kleinasien, Südosteuropa. An der Küste Nordafrikas wird Barth 1846 überfallen, überlebt schwer verletzt. Die Banditen rauben seine gesamten Aufzeichnungen, die er später aus dem Gedächtnis niederschreibt. Schon zu dieser Zeit notiert Heinrich Barth alles, was er sieht. Zurück in Berlin habilitiert er sich mit seinen „Wanderungen durch die Küstenländer des Mittelmeers“. Für kurze Zeit Privatdozent, erhält Barth durch Vermittlung des Geographen Carl Ritter ein Angebot, das seine große Chance ist.

Die englische Regierung bereitet unter der Leitung von James Richardson eine Expedition nach Zentralafrika vor. Der ehemalige Missionar ist bereits 1845 dorthin gereist. Seine Berichte über den grausamen Sklavenhandel haben England aufgerüttelt. Seither gibt es auf der Insel eine starke Bewegung gegen die Sklaverei. Ein Ziel der Expedition ist daher, noch mehr über die Machenschaften der Menschenhändler herauszufinden. Außerdem sollen Handelskontakte zu den Anführern der islamischen Stämme des Sudan geknüpft werden – nicht zuletzt, um Alternativen zum Sklavenhandel zu eröffnen. Auch ein Wissenschaftler soll die Expedition begleiten. Heinrich Barth – reiseerfahren, mit Arabischkenntnissen – bekommt das Angebot, auch wenn er kein Engländer ist. Er stimmt zu «unter der Bedingung, dass der Erforschung des Innern eine größere Bedeutung und Ausdehnung Gegeben würde, als ursprünglich geplant». Noch ein zweiter Deutscher, der Hamburger Geologe Adolf Overweg, ist mit von der Partie. Barth bereitet sich durch gezieltes Training auf die bevorstehenden Strapazen vor.

Am 25. März 1849 startet die Karawane reichlich ausgestattet von Tripolis aus. Zehn Kamele – zwei davon sind Reittiere für Barth und Overweg – tragen die Ausrüstung: Tauschwaren, Geschenke, Messinstrumente, Medizin, Zelte, Proviant, Wasserschläuche, Waffen und Munition. Außerdem ein Mahagoni-Boot, das in zwei Teilen transportiert wird. Es sorgt bei den Sahara-Stämmen für ungläubiges Staunen und soll bei der Erforschung des Tschadsees von Nutzen sein. Ein Seemann wird eigens dafür mitgenommen, erweist sich später aber als untauglich und wird zurück geschickt.

Zunächst geht es nach Mursuk. Die Entdecker nehmen nicht die gängige Karawanenroute, sondern den Weg über die Oasenstadt Ghat ins Bergland Aír nach Tin Telloust. Heinrich Barth macht einen Abstecher in die Handelsstadt Agades, wo er Einblicke in die Geschichte der Tuareg erhält.

Die Europäer treffen auf wilde Stämme in der Wüste. Sie werden bedroht, überfallen, erkaufen sich die Weiterreise mit einem Drittel ihrer Habe. Durch unsicheres Gebiet reisen sie manchmal 30 Stunden am Stück. Sie brechen morgens um sieben Uhr auf, die Kamele schaffen um die vier Kilometer in der Stunde. Der Trupp hängt sich an eine Salzkarawane. Weiter geht es durch die Sahara in den Süden. Im Damerghu (an der Nordgrenze von Bornu, dem heutigen Nordnigeria) trennen sich Deutsche und Engländer. Richardson nimmt den direkten Weg nach Kukawa, der Residenz des Herrschers Omar von Bornu. Barth reist über Katsina nach Kano (im heutigen Nigeria), trennt sich unterwegs auch von Overweg. Die reiche Stadt mit ihren 50000 Einwohnern lebt vom Handel mit Baumwolle.

Am 7. Mai 1851 trifft Heinrich Barth verabredungsgemäß in Kukawa ein. Richardson aber ist auf dem Weg dorthin gestorben. Die Engländer übertragen dem Hamburger die Führung der Expedition. Kukawa wird zum Ausgangspunkt verschiedener Erkundungsreisen. Overweg bleibt am Tschadsee, von dem man in Europa noch nicht viel weiß. Barth reist weiter nach Süden, ins Land Adamaua (nördliches Kamerun). Schon zu Beginn der Reise hat er einen arabischen Namen angenommen: Abd el-Kerim, „Diener des Allerhöchsten“. Er kleidet sich halb sudanesisch, halb arabisch, lebt wie ein Einheimischer. Grosszügig verteilt er Almosen. Er ist bewaffnet und umsichtig, so wird er respektiert. Eingeborene erzählen ihm von einem großen Strom: Bei Jola entdeckt er den Benue.

Die Luft ist schwül und stickig, Barth leidet unter schweren Fieberanfällen. Trotzdem will er weiterforschen. Er macht sich auf den Rückweg nach Kukawa, gelangt mit Overweg ins Land Kanem. Sie sind dort die ersten Europäer.

Ende 1851 schließen sich die beiden Deutschen dem Heer der Bornu an. Es zieht südwärts ins Land der Musgu, um Sklaven zu erbeuten. In London wird sich Heinrich Barth später deshalb Vorwürfe gefallen lassen müssen. Doch der Wissenschaftler ist pragmatisch. Ohne die Bornu käme er nicht in das unbekannte Land. Nachts versucht Barth am Lagerfeuer, dem Anführer sein grausames Vorhaben auszureden – vergeblich. Im März 1852 reist Abd el-Kerim alias Barth durch das Land Bagirmi im Süden des Tschadsees. Er setzt über den Schari und gelangt nach Massénya, die Hauptstadt des Reichs. Von der Bevölkerung schlägt ihm Misstrauen entgegen. Er treibt keinen Handel, möchte alles wissen. Ein Spion vielleicht?

Zurück im Tschad trifft Heinrich Barth auf den sterbenden Adolf Overweg, der Opfer der Malaria wird. Nun ist Barth der einzige überlebende Europäer der Expedition. Doch er denkt noch immer nicht an die Heimreise. Er ist getrieben von unersättlicher Neugier. Noch steht ein großes Reiseziel aus: Timbuktu. Alexander G. Laing und René Caillié sind die einzigen Europäer, die die legendäre Stadt bisher erreicht haben.

Im Juni 1853 kommt Barth an den Niger bei Sinder. «Nach ruhelos durchträumter Nacht und gehoben von den erhabensten Gefühlen brach ich mit meinem rüstigen Reisetross in früher Morgenstunde auf», notiert er in sein Tagebuch, «und nach einem Marsche von etwas weniger als zwei Stunden und durch felsige, mit dichtem Buschwerk bedeckte Wildnis traf der erste Schimmer der silbernen Wasserfläche des Niger mein Gesicht. Bald lag der mächtige Strom ganz vor mir.» Es werden Boote angeheuert, um die Expedition ans andere Ufer überzusetzen. Ins größte passen drei Kamele. Barth wartet, bis alle heil auf der anderen Seite sind. Dann lässt er sich ebenfalls hinüberfahren. Der Hafenbeamte bekommt 1000 Muscheln.

Der Deutsche betritt den Nigerbogen: die Gebiete Gurma, Libtaka, Dalla. Am 7. September kommt Heinrich Barth in Timbuktu an. Sechs Monate verbringt der Wissenschaftler in der Stadt. Er sammelt völkerkundliches und geschichtliches Material, macht Sprachstudien und schreibt und schreibt. Am 8. April 1854 bricht er zurück nach Kukawa auf. Kurz vor der Stadt trifft er den Geologen Eduard Vogel. Die Engländer haben ihn der Expedition hinterhergeschickt. Sie hatten die Befürchtung, dass auch Heinrich Barth nicht mehr am Leben sei. Von Kuka aus macht er sich endlich auf den Heimweg. In der heißesten Zeit des Jahres durchquert er erneut die Sahara. Am 27. August 1855 – nach mehr als fünf Jahren – kommt der Afrikaforscher völlig erschöpft wieder in Tripolis an. Heinrich Barth hat 20000 Kilometer zurückgelegt, unbekannte Länder durchquert, viele weiße Flecken auf der Karte Afrikas gefüllt. Aber vor allem ging es ihm darum, herauszufinden, wie eine Landschaft Menschen prägt, die seit Jahrhunderten in ihr leben. Er interessierte sich dafür, was die Menschen anbauen, wie sie sich ernähren, ihre Häuser errichten, ihre Waren bezahlen.

Barth ist ein Sprachgenie. Er beherrscht Haussa, mehrere Tuareg-Dialekte, Kanuri, Songhai und Fulani. Von mehr als 40 afrikanischen Sprachen legt er Wort- und Grammatikverzeichnisse an, untersucht die Verwandtschaft der einzelnen Dialekte – zu seiner Zeit ein einmaliges linguistisches Unterfangen. Barth ist überzeugt, dass die afrikanischen Völker eine reiche Geschichte besitzen – eine Meinung, die viele seiner Zeitgenossen in der Wissenschaft nicht teilen.

In London macht Heinrich Barth sich daran, sein penibel aufgezeichnetes Material auf Englisch und Deutsch herauszugeben. Seine „Reisen und Entdeckungen in Nord- und Zentral-Afrika“ erscheinen in fünf Bänden. Sie gehören bis heute zu den wichtigsten Quellen der europäischen Afrikaforschung.

Im Jahr 1863 tritt Barth in Berlin eine Professur für Geographie an. Er nimmt seine Forschungen über die Mittelmeerländer wieder auf, reist auf den Balkan und nach Kleinasien. 1865 stirbt der weit Gereiste einen frühen Tod in Berlin.

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