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James C. Ross - NATIONAL GEOGRAPHIC
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James C. Ross

Die polaren Gewässer sind James C. Ross Element. Auf der Suche nach der Nordwestpassage sammelt er erste Erfahrungen im Eis. Bei seiner ersten eigenen Expedition stößt er das Tor zur Antarktis weiter auf als jeder Seefahrer vor ihm.

Kein Kontinent hat sich seiner Entdeckung so lange widersetzt wie die Antarktis. Aber auf jedem anderen Erdteil lebten auch schon vor der europäischen Erkundung Menschen – dort nicht. James Clark Ross entreißt der Antarktis viele Geheimnisse. Doch seine entdeckerische Meisterleistung hat eine lange Vorgeschichte.

Seit Jahrhunderten vermuteten Seefahrer und Geographen einen großen, fruchtbaren Kontinent am unteren Ende der Welt – schon aus Gründen der Symmetrie. Der Franzose Jean-François-Charles Bouvet segelt 1738 so weit nach Süden, dass er eine erste Ahnung von der terra australis bekommt. Am Neujahrstag 1739 stößt er im Nebel auf eisbedecktes Land – eine Insel, wie sich später herausstellt. Er berichtet als Erster von den tafelförmigen Eisbergen der Antarktis. Dennoch hält sich das Gerücht von dem fruchtbaren Kontinent. Der Engländer James Cook entdeckt 30 Jahre später das Südland vor den Franzosen. Dreimal stößt er bis zur Packeisgrenze vor. Er ist sich ziemlich sicher, dass es dahinter Land gebe. Aber dieses sei «zu ewiger Erstarrung verurteilt», wie er später berichtet.

Französische Revolution, Napoleonische Kriege – die Erforschung der antarktischen Gewässer kommt erst einmal zum Erliegen. Doch im Jahr 1819 wird ein englisches Handelsschiff bei seiner Fahrt um Kap Hoorn zu den Süd-Shetland-Inseln abgetrieben. Ein Jahr später wagt der Brite Edward Bransfield von Chile aus einen Vorstoß ins Polarmeer. Er erreicht die Spitze des heutigen Grahamlands und betritt als erster Mensch die Antarktis.

Auch der Baltendeutsche Fabian Gottlieb von Bellingshausen segelt im Dienst der russischen Marine 1819 bis 1821 in den antarktischen Breiten. Er entdeckt die Peter-I.- und die Alexander-I.-Insel. Auf der Weiterfahrt umkreisen Vögel sein Schiff. Er vermutet Land in der Nähe, aber die Antarktis bekommt er nicht zu Gesicht. Der Kontinent verbirgt sich weiterhin hinter Eis und Nebel.

Walfänger kennen zu dieser Zeit die Gewässer vermutlich am besten. Sie landen auf den Süd-Orkney-und den Süd-Shetland-Inseln. Doch ihre Fanggründe verraten sie nur ungern. Der britische Walfänger James Weddell segelt 1823 bis 74 Grad 15 Minuten. So weit südlich ist vor ihm noch keiner vorgedrungen. Das Meer trägt heute seinen Namen.

Im selben Jahr wird James Ross zum Leutnant befördert. Er ist schon mit zwölf Jahren in die britische Marine eingetreten. 1818 diente Ross als Seekadett auf dem Schiff seines Onkels John Ross. Die Expedition sucht die Nordwestpassage. Zwischen 1819 und 1825 begleitet Ross junior William Edward Parry auf seinen Fahrten in die Arktis. Auch dieser hat das Ziel, im Norden eine Route vom Atlantik zum Pazifik zu finden. Auf der ersten Expedition gelangen sie durch den Lancaster Sound in die arktische Inselwelt Kanadas. James Ross lernt auf den Fahrten mit Parry sämtliche Gefahren der Polarfahrt kennen. Doch der junge Seeoffizier ist begeistert von seiner Arbeit. James Ross führt magnetische und astronomische Beobachtungen durch, unternimmt Erkundungsfahrten mit Schlittenhunden, widmet sich mit großer Sorgfalt dem Studium von Tieren und Pflanzen. Aber die Nordwestpassage finden sie nicht.

Im Jahr 1827 bricht Parry von Spitzbergen zum Nordpol auf. James Ross ist wieder mit dabei. Sie gelangen bis 82 Grad 43 Minuten, ein Rekord zu dieser Zeit. Dann stecken sie im Packeis fest.

Von 1829 bis 1833 unternimmt Ross eine zweite Arktisreise mit seinem Onkel. Viermal müssen sie im Packeis überwintern. Sie entdecken die Halbinsel Boothia und den magnetischen Nordpol. James Ross kartiert King William Island – als Teil des Festlands. Bei einer geschlossenen Eisdecke ein nachvollziehbarer Fehler. Doch für John Franklin wird er einige Jahre später fatale Folgen haben.

Im September 1839 sticht James Ross mit seiner ersten eigenen Expedition in See. Im Auftrag der britischen Regierung soll er in der südlichen Hemisphäre erdmagnetische Messungen durchführen und in der Antarktis den magnetischen Südpol lokalisieren. Mit den Schiffen „Erebus“ und „Terror“ segelt James Ross über das Kap der Guten Hoffnung und die Kerguelen nach Tasmanien. Dort erhält er die Nachricht, dass sich zwei weitere Expeditionen in den antarktischen Gewässern aufhalten: eine unter dem Franzosen Du-mont d’Urville , die andere unter der Leitung des Amerikaners Charles Wilkes. Ross beschließt, weiter östlich zu fahren als die anderen.

Am 1. Januar 1841 überquert James Ross den Polarkreis. Er kämpft sich durchs Packeis und gelangt hinter dem Eisgürtel tatsächlich in ein offenes Meer, das heute seinen Namen trägt. Bei Kap Adare – es wird von ihm so getauft – erreicht Ross die antarktische Küste. Die Bergketten ragen hoch über die Meeresfläche, Gletscher ziehen sich weit in die See hinein. An eine Landung ist nicht zu denken. Ross lokalisiert den magnetischen Südpol bei 76 Grad. Er segelt entlang der Küste weiter nach Süden, wird den Punkt jedoch nicht erreichen. Bei 71 Grad 56 Minuten südlicher Breite betreten die Männer auf einer kahlen Insel antarktisches Land. Sie nennen die Insel „Possession Island“ und nehmen sie für die britische Krone in Besitz. Auf das gegenüberliegende Land erheben sie ebenfalls Anspruch, der Queen zu Ehren nennen sie es Victorialand.

Bei Sturm, Nebel und Schneegestöber folgen sie dem Eissaum. Sie bestaunen Wale und die unberührte Schöpfung und überlegen, wie sich damit Geld verdienen ließe. «Ein neue Quelle nationalen und individuellen Reichtums tut sich gerade auf», notiert James Ross in seinem Reisebericht. Er tauft die Berge, die an ihnen vorüberziehen, doch einen Platz zum Landen finden sie nicht. Am 25. Januar erreichen sie 74 Grad 44 Minuten und brechen den Südrekord von Weddell.

Einige Tage später stößt die Expedition auf ein Phänomen, das zu dieser Zeit noch niemand kennt. Eine steile, bis zu 100 Meter hohe Eiskante ragt über dem Meer auf. Sie zieht sich nach Osten und Westen, so weit das Auge reicht. «Wir könnten mit ebenso viel Aussicht auf Erfolg durch die Klippen von Dover hindurchzusegeln versuchen wie durch eine solche Eismasse», schreibt Ross später. Heute weiß man, dass es sich um die Schelfeiskante handelt. Sie ist nach dem Entdecker benannt. James Ross kartiert 500 Kilometer der gigantischen Wand, erreicht dabei 78 Grad südlicher Breite. Im Februar beenden Eisberge und Stürme die Entdeckersaison.

Die Expedition überwintert auf Tasmanien. Am 23. November 1841 macht sie sich auf den Rückweg in die Antarktis. Ende Januar 1842 geraten sie in den schlimmsten Sturm, den sie bis dahin erlebt haben. Das Steuerruder der „Terror“ wird zertrümmert. Die Schiffe geraten zwischen die tobenden Eismassen und stoßen dabei zusammen. Dennoch erreichen sie am 22. Februar erneut die Eisbarriere und folgen ihr nach Osten. An einer Stelle gelingt es ihnen, von der Mastspitze einen Blick über die Eiskante zu werfen. «Die Fläche schien ganz glatt zu sein und vermittelt den Eindruck einer unendlich weiten Ebene aus gefrorenem Silber», schreibt Ross. Ende Februar werden sie vom Packeis nach Norden getrieben. Diesmal überwintern sie auf den Falklandinseln.

Im nächsten Antarktissommer stößt James Ross zum dritten Mal ins Südpolarmeer vor, diesmal ins Weddellmeer. Er erkundet einen Teil der unbekannten Küste, die Antarktische Halbinsel, und entdeckt die James-Ross-Insel. Anfang März 1843 macht er sich auf die Heimfahrt. Ein halbes Jahr später kommt er in England an.

Er wird für seine Entdeckungen gefeiert und zum Ritter geschlagen. James Ross ist nun ein berühmter Mann. Eine weitere Fahrt ins Polarmeer, diesmal wieder auf der Suche nach der Nordwestpassage, lehnt er ab. Stattdessen sticht John Franklin mit den Schiffen „Erebus“ und „Terror“ Richtung Norden in See.

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