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Peter Skene Ogden - NATIONAL GEOGRAPHIC
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Peter Skene Ogden

Fünf Jahre lang führt Peter Skene Ogden im britischen Auftrag Trapper durch den Wilden Westen. Er geht so viele unbekannte Pfade wie keiner vor ihm. Sein Ziel ist, alle Biber auszurotten – nur um den verhassten Amerikanern zu schaden.

Dies ist die Zeit der weichen Pelze. Die Damen der feinen Gesellschaft in Europa verlangen danach. Der Biber, der ihnen lange Zeit das Fell unfreiwillig geliefert hat, ist Anfang des 19. Jahrhunderts in der Alten Welt schon nahezu ausgerottet. Nicht so in der Neuen Welt. Dort gibt es Hunderte von wilden, biberreichen Flüssen, die durch einsame Wälder rauschen. Ein paar Jahrzehnte vor dem Ausbruch des Goldfiebers bedeutet der Nager das große Business. Die Menschen, die an diese Flüsse ziehen, sind keine Liebhaber, sondern Ausbeuter der Natur. Der Biber bringt Geld, viel Geld. Um sein Fell wird mit allen Mitteln gekämpft. So sind die Zeiten des weichen Pelzes zugleich auch die der harten Sitten.

Peter Skene Ogden liebt dieses Jägerleben. Er hätte sicher auch eine Karriere im Namen des Gesetzes machen können, so wie sein Vater, ein angesehener Richter, oder wie zwei seiner Brüder, nicht minder angesehene Rechtsanwälte. Das hätte dem Ruf der Familie deutlich mehr Ehre eingebracht. Stattdessen schlägt er sich mit gesetzlosem Gesindel, das der Wilde Westen in Scharen anlockt.
Seine Familie ist, wie das ganze Land, durch den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gespalten worden. Ein Teil der Ogdens stand auf Seiten der Amerikaner, der andere Teil auf Seiten der Engländer. Ogdens Vater ist wie 40000 andere Loyalisten nach Norden in die Provinzen gezogen, die der britischen Krone untertan bleiben. Peter Skene Ogden wird 1794 in Quebec geboren und danach in Montreal aufgezogen. Von Kindheit an schlägt sein Herz immer dann besonders britisch, wenn es gegen die Amerikaner geht.

Der Kampf um die Biberpelze ist bereits voll entbrannt. Hauptgegner sind zunächst die Hudson Bay Company, gegründet 1670, und die North West Company, gegründet 1783. Ogden schließt sich mit 17 Jahren der letztgenannten Firma an. Er ist ein Hüne von Gestalt und hat schnell gelernt, dass man in diesem Geschäft nicht nur den Kopf, sondern ab und zu auch die Fäuste gebraucht.

Nach seiner Ankunft am Handelsposten Île-à-la-Crosse in Saskatchewan kommt es schon bald zu den ersten Prügeleien mit der Konkurrenz, die ihren Posten nicht weit entfernt davon hat. 1816 bringt Ogden mit einem Trupp von Leuten einen Indianer um, der ständig nur mit der rivalisierenden Firma gehandelt hat. Der Sohn eines Richters hat wenig Probleme mit Selbstjustiz und ungeschriebenen Gesetzen. «Unsere einzige Orientierung ist die Sitte des Landes oder, wie es rechtlich heißt, das Lex non scripta», sagt er. «Manchmal müssen wir halt alles spielen – Richter, Schöffen, Sheriff und Henker.»

Als die Hudson Bay Company 1821 den alten Rivalen schluckt, wird Ogden aus nahe liegenden Gründen zunächst arbeitslos. Sein Glück ist, dass der neue Firmenchef aus ähnlich grobem Holz geschnitzt ist wie er. Gouverneur George Simpson, seit der Fusion Direktor der Gesellschaft, sucht Leute vom Schlage Ogden – für einen regelrechten Biberpelzkrieg, den er gegen die Vereinigten Staaten führen will.

Noch gibt es im amerikanischen Westen keine sicheren Grenzen. Der Adams-Onis-Vertrag von 1819 wurde noch mit der spanischen Kolonialmacht geschlossen, doch schon ein paar Jahre später hat es Washington mit dem unabhängig gewordenen Mexiko zu tun. Das nördlich des 42. Breitengrads gelegene Oregon-Gebiet wird seit 1818 von England und den USA gemeinsam verwaltet, doch seit der Expedition unter William Clark und Meriwether Lewis dringen von amerikanischer Seite her immer mehr Siedler dort ein. Die Briten wollen diesen Druck dadurch verringern, dass sie die Region für Pioniere so unattraktiv wie möglich machen. Und sie wollen, falls das Gebiet eines Tages doch verloren gehen sollte, zuvor herausholen, was herauszuholen ist. Das bedeutet, das Land seiner Schätze zu berauben. Und diese Schätze sind in erster Linie die Biber. Simpson will sie jagen, bis sie ausgerottet sind. Er will das Land beiderseits der Rocky Mountains in eine „Pelzwüste“ verwandeln. Dafür braucht er einen Trapperführer, der so wenig Skrupel hat wie er selber.

Simpson holt – vergangen ist vergessen – den Mann zurück, der schon in der Versenkung verschwunden schien. Ogden wird zum Frontkämpfer der Hudson Bay Company, deren Leute er noch bis vor kurzem verprügelt hat. Von 1824 an unternimmt er mit angeheuerten Trappern fünf Handels-, Erkundungs- und Ausrottungszüge.

Die erste Expedition hat 131 Teilnehmer, darunter 30 Frauen und 35 Kinder, viele Trapper sind mit der ganzen Familie unterwegs. Sie haben 268 Pferde und 352 Biberfallen dabei. Der Verlauf des Zugs zeigt, welchen Wert im Wilden Westen Grenzverläufe haben, die auf Papier festgelegt sind. 1824 führt Ogden seinen Trupp an den Snake River, dann nach Süden über den 42. Breitengrad hinaus. Dort trifft er im Frühjahr 1825 am Weber River auf amerikanische Trapper unter Führung von Johnson Gardner. Beide Gruppen haben hier eigentlich nichts zu suchen. Denn laut Vertrag gehört das Gebiet zu Mexiko, in dessen Auftrag der Franzose Etienne Provost mit einem weiteren Team ganz in der Nähe Biber jagt.

Keine 100 Meter voneinander entfernt schlagen Engländer und Amerikaner ihre Camps auf. Gardner zieht die US-Flagge hoch, fordert Ogden zum Rückzug auf. Als dieser ablehnt, bestechen die Gegner seine nicht gerade gut bezahlten Leute mit so hohen Summen, dass immerhin 23 – und mit ihnen 700 Felle – die Seiten wechseln.
Es werden nicht die einzigen Verluste sein, die Ogden in den folgenden Jahren erleidet. Die einsamen Pfade, die er betritt, sind lang, gefährlich und strapaziös. Die Trapper sterben durch Kälte im Winter, durch Hitze und Fieber im Sommer und durch die Pfeile feindlicher Indianer, die sich gegen die Eindringlinge wehren.
Ogden zieht durch viele Gebiete, die auf keiner Karte verzeichnet sind und die noch nie ein Weißer betreten hat. Er macht Aufzeichnungen über Indianervölker und deren Bräuche, die noch völlig unbekannt sind. Sein Tagebuch allerdings ist relativ trocken. Am Anfang einer Eintragung steht meist das Wetter, am Ende das, was am wichtigsten ist. Samstag, 7. Mai: 31 Biber. Sonntag, 8. Mai: 22 Biber. Montag, 9. Mai: 119 Biber...

In der Saison 1824/25 stößt Peter Skene Ogden bis zum Großen Salzsee vor. Von dort zieht er nach Osten zur Dreigabelung des Missouri und an den Marias River. Dann macht er eine große Schleife und marschiert wieder nach Westen, bis er Fort Vancouver erreicht, den Hauptposten der Hudson Bay Company am Columbia River. Von 1825 bis 1826 führt Ogden seine Leute vom Columbia River aus über den Deschutes River bis zum Snake River. 1826 und 1827 zieht er von Walla Walla zum Upper Klamath Lake und ins nördliche Kalifornien. 1828/29 erreicht er die Nord- und Westseite des Großen Salzsees und beendet damit Spekulationen, dass es sich dabei um einen Arm des Pazifiks handele. Er durchquert Utahs Salzwüste nach Westen und stößt im späteren Bundesstaat Nevada auf einen Fluss, den er Marys River tauft. Fallensteller werden den Strom eine Zeit lang Ogden River nennen, bis John Charles Frémont 1845 den Unterlauf in Humboldt River umtauft.

Peter Skene Ogdens letzte Expedition von 1829 bis 1830 ist die längste von allen. Vom Columbia River im Nordwesten ziehen seine Leute über die Rocky Mountains nach Südosten. Sie durchqueren das Große Becken, erreichen den Colorado und folgen ihm bis zur Mündung in den Golf von Kalifornien. Dann wenden sie sich nach Westen, überwinden die Sierra Nevada am Walker Pass, ziehen durch die Täler des San Joaquin und des Sacramento wieder nach Norden. Die Tour endet mit einer Tragödie, die den Schlusspunkt unter alle Qualen der vergangenen Jahre setzt. Neun Männer, 500 Felle und Ogdens Papiere versinken an einer Stromschnelle in den Fluten.

«Dies ist ein scheußliches Leben, man kann es wohl ohne Übertreibung sagen», schreibt Ogden an einer Stelle in seinem Tagebuch. Aus der Liebe zum Wilden Westen ist eine Hassliebe geworden. Ogden bleibt bis zu seinem Lebensende im Pelzgeschäft. Auf den Landkarten der USA wird er Spuren hinterlassen: Ogden City, Ogden Valley, Ogden Canyon. Die Spuren der Biber hingegen hat er in den Flüssen für lange Zeit gelöscht.

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