Eine Szene aus dem Film "Anonymus"
Emmerich Als ich das Weiße Haus damals auf der Leinwand zerstörte, war ich sehr unzufrieden mit der US-Politik. Auch "Anonymus" liegt eine Frustration zugrunde. Das englische Literatur-Establishment glaubt, der Eigentümer von William Shakespeare zu sein. Ich finde, dass Shakespeare uns allen gehört. Und deswegen wollte ich die Sache ein wenig am Kochen halten.
Seit wann interessieren Sie sich für Shakespeare?
Emmerich Ich habe Shakespeare erst allmählich entdeckt, durch Verfilmungen, die mir richtig gut gefielen. Richtig intensiv habe ich mich damit dann beschäftigt, als ich vor zehn Jahren die Idee zu einem Drehbuch hatte. Da habe ich nicht nur "King Lear" und "Hamlet" verschlungen, sondern vor allem die Sonette.
s haben Sie als Schüler gern gelesen?Wa
Emmerich Uns wurden Goethe und Schiller eingetrichtert, was bis auf den "Jungen Werther" nicht allzu viel mit dem eigenen Leben zu tun hat. Mich hat mehr die jüngere Literatur interessiert, Hubert Selby oder Baldwin. Von den Deutschen mochte ich Thomas Mann und natürlich Hermann Hesse. Was man eben als Jugendlicher so liest.
Was würde Shakespeare zu Ihrem Film sagen?
Emmerich Vermutlich würde er sagen: "Coole Geschichte. Die könnte glatt von mir sein. Aber wer käme dabei als mein Ghostwriter in Frage?"