(Translated by https://www.hiragana.jp/)
Abhängigkeit: Industrie fürchtet Suchtfaktor Zucker | FTD.de
The Wayback Machine - https://web.archive.org/web/20111108044259/http://www.ftd.de:80/unternehmen/handel-dienstleister/:abhaengigkeit-industrie-fuerchtet-suchtfaktor-zucker/60126044.html
FTD.de » Unternehmen » Handel+Dienstleister » Industrie fürchtet Suchtfaktor Zucker

Merken   Drucken   07.11.2011, 10:14 Schriftgröße: AAA

Abhängigkeit: Industrie fürchtet Suchtfaktor Zucker

Jeder weiß, dass zu viel von dem weißen Süßmacher ungesund ist. Studien gehen deutlich weiter: Demnach macht Süßes und Fettes abhängig wie Kokain. Die Erhebungen ähneln denen, auf deren Grundlage Milliardenklagen gegen die Tabakbranche geführt wurden. von Gregor Kessler  Hamburg
Grundrauschen ist gut fürs Geschäft. Wenn es mal wieder heißt, Coca-Cola  habe doch früher Kokain enthalten, wiegelt am Firmensitz in Atlanta offiziell jeder ab - und freut sich inoffiziell, dass die Brause auch nach 125 Jahre noch Gesprächsstoff liefert.
Gerade aber wird sich bei Coke niemand freuen, dabei geht es wieder um Kokain. Zucker, haben mehrere wissenschaftliche Studien herausgefunden, kann ebenso süchtig machen wie Kokain. "Die Daten sind so überwältigend, dass sie allgemein akzeptiert werden müssen", findet Nora Volkow, Direktorin des Nationalen Instituts für Drogenmissbrauch in den USA.
Sollten sich Erkenntnisse von Wissenschaftlern erhärten, könnte ...   Sollten sich Erkenntnisse von Wissenschaftlern erhärten, könnte auch vor dem Verzehr von Süßem gewarnt werden
Das ist jetzt kein lustiges Gerücht mehr, das Manager schweigend genießen. Das sind die Vorboten eines Angriffs auf eine Milliardenindustrie. Seit vor ein paar Jahrzehnten ähnliche Studien zur Wirkung von Nikotin erschienen sind, hat die Tabakindustrie reichlich Ärger am Hals. Kommendes Jahr führt der womöglich dazu, dass Zigarettenpackungen bis auf unappetitliche Fotos verteerter Lungenflügel weiß werden und nur noch unter der Ladentheke verkauft werden dürfen. Entsprechend müssten in der auf 1000 Mrd. Dollar geschätzten Getränke- und Nahrungsmittelindustrie längst die Krisenstäbe tagen.
Nach außen herrscht bislang souveräne Ruhe. "Nestlé schaut sich alle relevanten wissenschaftlichen Entwicklungen an", versichert etwa der weltgrößte Lebensmittelkonzern. "Wir sind uns bewusst, dass manche Studien bei manchen Menschen übermäßigen Zuckerkonsum mit suchtähnlichem Verhalten verbinden." Aber, mit Verlaub: "Hier muss noch weit mehr geforscht werden." Coke weist darauf hin, dass die Studien hauptsächlich auf Versuchen mit Ratten in extremen Ernährungssituationen beruhen, "deshalb kann man die Ergebnisse nicht glaubhaft extrapolieren" und auf den Menschen übertragen. Etwas konzilianter die Antwort beim Milka-Produzenten Kraft  Foods: "Wir wissen, dass Konsumenten sich gesünder ernähren wollen." Um dabei zu helfen, "reduzieren wir den Anteil von Natrium, Zucker und Kalorien in unseren Produkten in den USA". An den süßen "Spaß"-Nahrungsmitteln, wie Pepsi -Chefin Indra Nooyi sie nennt, sei doch nichts dran, solange man sie in Maßen konsumiere.
Noch vor zehn Jahren hielten Wissenschaftler die Idee, dass Nahrungsmittel süchtig machen können, für abwegig. Inzwischen haben Laborstudien erwiesen, dass zuckerhaltige Getränke und fettreiche Nahrungsmittel und Snacks bei Tieren zu Suchtverhalten führen können. Im Gehirn von Fettleibigen und Esssüchtigen können ähnliche Vorgänge im Belohnungskreislauf festgestellt werden wie bei Drogensüchtigen. "Wir beobachten enorme Überschneidungen zwischen der Wirkung von Drogen auf das Gehirn und der Wirkung von Nahrungsmitteln", sagt Direktorin Volkow.
28 wissenschaftliche Studien und Artikel wurden bislang allein 2011 zum Thema Nahrungsmittelsucht veröffentlicht, verrät die Datenbank der National Library of Medicine. Sollte tatsächlich nachgewiesen werden, dass fettreiche Lebensmittel und Getränke, die mit Zucker und Maissirup gesüßt werden, süchtig machen, könnte den Nahrungsmittelherstellern ein heftiger Kampf mit Verbraucherschützern blühen.
Fettleibigkeit ist ein weltweites Problem, dass Kosten in Milliardenhöhe verursacht. Übergewicht und Fettleibigkeit senken nicht nur die Lebenserwartung, sondern erhöhen auch das Risiko für Herzkrankheiten, Diabetes, Krebs, Arthrose und Schlaganfall, wie die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention berichtet. Die Kosten für die Behandlung der mit Fettleibigkeit in Verbindung gebrachten Krankheiten wurden laut einer 2009 im Fachmagazin "Health Affairs" veröffentlichten Studie für 2008 auf 147 Mrd. Dollar geschätzt.
Eine rasche Einigung mit der Industrie ist kaum zu erwarten. Die tut das Ganze bislang als Scherz ab. So wie der Berater des amerikanischen Getränkeherstellerverbands: "Ich habe noch nie davon gehört, dass jemand eine Bank ausgeraubt hätte, um an Geld für einen Schokoriegel, ein Eis oder eine Limonade zu kommen."
  • Aus der FTD vom 07.11.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
Jetzt bewerten
Bookmarken   Drucken   Senden   Leserbrief schreiben   Fehler melden  
FTD-Versicherungsmonitor
FTD-Versicherungsmonitor

Der FTD-Versicherungsmonitor hat alle wichtigen Namen und Nachrichten auf dem Radar und bündelt die wichtigsten Informationen aus verschiedenen Quellen.
So erhalten Sie einen exzellenten Überblick über die Assekuranz, analytisch kommentiert von FTD-Versicherungskorrespondent Herbert Fromme.

Jetzt kostenlos abonnieren
Tweets von FTD.de Unternehmens-News

Weitere Tweets von FTD.de

Tools für Unternehmer
 
Gründung Finanzierung Steuern Firmenwert Vorlagen
Verträge und Vorlagen Sie benötigen Dokumente und nützliche Arbeitshilfen für Ihren Geschäftsalltag? Wählen Sie aus fast 5.000 rechtssicheren und aktuellen Verträgen, Vorlagen, Checklisten, Rechentabellen oder Ratgebern. mehr

Newsletter:   Eilmeldungen Unternehmen

Autobauer unterschreibt milliardenschwere Übernahme? Mit uns wissen Sie es, bevor die Tinte trocken ist.

Beispiel   |   Datenschutz
  • Schwache Quartalszahlen: Die Commerzbank wird zur Peanut

    Die Commerzbank ist auf dem besten Weg, den Forderungen der Occupy-Demonstranten nachzukommen. Sie wird zu einer drögen Bank ohne Systemrelevanz. Unfreiwillig zwar, aber zum Nutzen aller. mehr

  •  
  • blättern
  Bilderserie Von Quelle bis Razr Auferstandene Marken - und was aus ihnen wurde

Bilderserie

  07.11. Wirtschaft Was bringt die Steuerentlastung?
Wirtschaft: Was bringt die Steuerentlastung? (00:01:51)

'Kein großer Wurf', meint der Bund der Steuerzahler - Der Durchschnittsverdiener dürfte ab 2013 rund zehn Euro monatlich weniger zahlen müssen. mehr

FTD-Blogs
Weitere FTD-Blogs

alle FTD-Blogs

 



markets
  DAX 5928,68  [-37.48 -0,63%
  Dow Jones 12068,39  [85.15 +0,71%
  Nasdaq Composite 2695,25  [9.1 +0,34%
  Euro Stoxx 50 2275,92  [-15.55 -0,68%
VERSICHERUNGEN

mehr Versicherungen

INDUSTRIE

mehr Industrie

FINANZDIENSTLEISTER

mehr Finanzdienstleister

HANDEL+DIENSTLEISTER

mehr Handel+Dienstleister

 
© 1999 - 2011 Financial Times Deutschland
Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen

Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!

Über FTD.de | Impressum | Datenschutz | Disclaimer | Mediadaten | E-Mail an FTD | Sitemap | Hilfe | Archiv
Mit ICRA gekennzeichnet

VW | Siemens | Apple | Gold | MBA | Business English | IQ-Test | Gehaltsrechner | Festgeld-Vergleich | Erbschaftssteuer
G+J Glossar
Partner-Angebote