Noch vor zehn Jahren hielten Wissenschaftler die Idee, dass Nahrungsmittel süchtig machen können, für abwegig. Inzwischen haben Laborstudien erwiesen, dass zuckerhaltige Getränke und fettreiche Nahrungsmittel und Snacks bei Tieren zu Suchtverhalten führen können. Im Gehirn von Fettleibigen und Esssüchtigen können ähnliche Vorgänge im Belohnungskreislauf festgestellt werden wie bei Drogensüchtigen. "Wir beobachten enorme Überschneidungen zwischen der Wirkung von Drogen auf das Gehirn und der Wirkung von Nahrungsmitteln", sagt Direktorin Volkow.
28 wissenschaftliche Studien und Artikel wurden bislang allein 2011 zum Thema Nahrungsmittelsucht veröffentlicht, verrät die Datenbank der National Library of Medicine. Sollte tatsächlich nachgewiesen werden, dass fettreiche Lebensmittel und Getränke, die mit Zucker und Maissirup gesüßt werden, süchtig machen, könnte den Nahrungsmittelherstellern ein heftiger Kampf mit Verbraucherschützern blühen.
Fettleibigkeit ist ein weltweites Problem, dass Kosten in Milliardenhöhe verursacht. Übergewicht und Fettleibigkeit senken nicht nur die Lebenserwartung, sondern erhöhen auch das Risiko für Herzkrankheiten, Diabetes, Krebs, Arthrose und Schlaganfall, wie die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention berichtet. Die Kosten für die Behandlung der mit Fettleibigkeit in Verbindung gebrachten Krankheiten wurden laut einer 2009 im Fachmagazin "Health Affairs" veröffentlichten Studie für 2008 auf 147 Mrd. Dollar geschätzt.
Eine rasche Einigung mit der Industrie ist kaum zu erwarten. Die tut das Ganze bislang als Scherz ab. So wie der Berater des amerikanischen Getränkeherstellerverbands: "Ich habe noch nie davon gehört, dass jemand eine Bank ausgeraubt hätte, um an Geld für einen Schokoriegel, ein Eis oder eine Limonade zu kommen."