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Merken   Drucken   09.11.2011, 10:44 Schriftgröße: AAA

Archäologie: Forscher finden älteste Malerei Mitteleuropas

Ein beispielloser Fund stellt unsere Vorfahren in ein neues Licht. Vier unscheinbare Steine aus der berühmten Höhle "Hohler Fels" beweisen, dass ein Steinzeitmensch vor 15.000 Jahren Farben herstellte - und malte.
Archäologen haben auf der Schwäbischen Alb die ältesten bislang bekannten Überreste von Malerei in Mitteleuropa gefunden. Die vier bemalten Steine aus der Höhle "Hohler Fels" bei Schelklingen seien rund 15.000 Jahre alt, sagte Archäologe Nicholas Conard in Tübingen. Bislang habe es in ganz Mitteleuropa keine Anhaltspunkte dafür gegeben, dass die Menschen schon in der späten Altsteinzeit gemalt hätten.
Forscher entdecken älteste Malerei   Forscher entdecken älteste Malerei
Große Kunst ist es auf den ersten Blick nicht. Gleichmäßige rot-braune Punkte zieren die Steine. Die Farbe sei eine Mischung aus Hämatit und Rötel, die dann mit kalkhaltigen Wassertropfen aus den Höhlen angerührt wurde, sagte eine Grabungstechnikerin. Niemand weiß bislang, was die Punkte bedeuten. Doch sie beweisen: Vor 15.000 Jahren hat in der kalten Eiszeit-Höhle ein Mensch eine rot-braune Farbe hergestellt, um etwas zu malen.
Conards Comeback
Wenn Conard zu einer Ausgrabung auf die Schwäbische Alb fährt, muss anschließend fast immer die Geschichte der Menschen umgeschrieben werden. Jedes Jahr findet sein Team etwas, das es eigentlich gar nicht geben dürfte.
Vor drei Jahren war es eine 40.000 Jahre alte Frauen-Figur - dabei dachte die Wissenschaft, dass die Menschen das Schnitzen erst viel später gelernt haben. Kurz danach fand er eine 40.000 Jahre alte Flöte - dabei gab es damals eigentlich noch keine Musik. Und nun hat er den 15.000 Jahre alten gemalten Stein gefunden.
Conard ist seinem Ruf als Anwalt der Eiszeitmenschen damit wieder einmal gerecht geworden. Er konnte beweisen, dass unsere Vorfahren gar nicht so primitiv waren, wie Wissenschaftler lange dachten.
Für den Tübinger Professor ist der Fund aber noch aus einem ganz anderen Grund ein persönlicher Triumph: Als er vor zwei Jahren damit begann, im Sediment aus dem sogenannten Magdalénien vor rund 15.000 Jahren graben zu lassen, hatte manch einer mit dem Kopf geschüttelt. Noch nie gab es auf der Schwäbischen Alb aus dieser Epoche irgendwelche besonderen Entdeckungen.
Conard wurde zu einem der berühmtesten Archäologen, schaffte es weltweit auf die Titelseiten der Zeitungen. Jedes Jahr grub er sich im "Hohlen Fels" noch etwas tiefer in die Vergangenheit hinein und fand noch ältere Kunstwerke. Trotzdem stoppte er diese Arbeit und richtete sein Interesse stattdessen auf das vermeintlich langweilige Magdalénien-Sediment.
"Wir haben uns bei der Grabung in einem gewissen Niemandsland bewegt", gibt Conard heute zu. Da gebe es tausende und tausende und tausende Kalksteine. Aber man erwarte nicht, irgendetwas zu finden.
Trotzdem hätte er immer das Gefühl gehabt, dass die scheinbar sinnlose Arbeit sich lohnen würde. Und dann hätte eine Studentin plötzlich diesen einen Stein in der Hand gehabt. Er sei genauso schmutzig gewesen wie alle anderen. Erst, als der Stein gewaschen worden wäre, sei klar geworden, dass eine Seite bemalt gewesen sei.
In ganz Mitteleuropa gebe es kein vergleichbares Fundstück. Conard ist trotzdem bemüht, die Euphorie zu bremsen. Auf die Frage, ob er denn wohl in der nächsten Grabungssaison wieder ähnlich Spektakuläres findet wird, gibt er seit Jahren immer dieselbe Antwort: Darüber mache er sich gar keine Gedanken.
"Die Realität hat zuletzt ohnehin alles übertroffen." Eigentlich sei ja nicht mit großen Sensationen zu rechnen, schließlich gehe die Grabung im vermeintlich langweiligen Magdalénien weiter. Aber dann muss Conard doch schmunzeln. Im Hohlen Fels sei es aber eigentlich auch egal, in welcher Schicht er grabe. "Am Ende kommt immer etwas Sensationelles heraus."
  • dpa, 09.11.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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