Der Nationaltriner der Ukraine Oleg Blochin
Fragen nach Strategie und Aufbau wischt der 59-Jährige gern vom Tisch. Er erwarte von seinen Männern vor allem Einsatzbereitschaft und Kampf. "Warum sollen wir uns beklagen, vor wem Angst haben?", rief er.
Zum Beispiel vor den Deutschen. Seit Tagen ist die DFB-Elf Thema in den ukrainischen Medien. Der viel gelesene "Sport Express" beschreibt ein perfekt vorbereitetes deutsches Team, dessen Trainer - wie ein Chirurg vor der Operation - jeden Schritt bis ins kleinste Detail durchplane. "Die Deutschen sind nicht nur exzellente Fußballer, sondern auch akribische Organisatoren. Da wird nichts dem Zufall überlassen", sagt Sergej Juschtschinin, Fußballexperte bei der Nachrichtenagentur Ukrinform. In der Ukraine finden das viele vorbildlich - und drücken den Deutschen die Daumen. Wenn schon die Ukraine die EM nicht gewinnen sollte, dann das DFB-Team.
Blochin lässt das kalt, er wirft einen Blick auf seine schwere Uhr aus Schweizer Herstellung. "Ich muss los, meine Männer trainieren", sagt er. Bei winterlichen Temperaturen machen sich die Spieler auf einem Trainingsplatz warm, alle tragen Mützen, viele Handschuhe. Bayern-Profi Anatoli Timoschtschuk bolzt ausgelassen mit dem Ball herum. Blochin bellt: "Timoschtschuk soll sich eine Mütze holen." Der Coach, als Spieler Rekordmeister der UdSSR, gefällt sich in der Rolle des harten Knochens, mit seinen Spielern pflegt er einem Umgang wie ein Hundetrainer, der es mit begriffsstutzigen Kötern zu tun hat.