Merken
Drucken
10.11.2011, 10:42
Schriftgröße: AAA
Hohe Haftstrafe für Fußball-Boss:
Ex-Juve-Sportdirektor Moggi wegen Betrugs verurteilt
Laut Gerichtsurteil war der Manager Kopf einer mafiaartigen Struktur, die den italienischen Fußball über mehrere Jahre kontrollierte. Neben Moggi müssen weitere ehemalige Präsidenten bekannter Serie-A-Klubs ins Gefängnis. Dass jetzt Ruhe einkehrt ist allerdings nicht zu erwarten.
von Julius Müller-Meiningen, Rom
Es spricht nicht viel dafür, dass nun Frieden einkehrt in der unendlichen Geschichte um den italienischen Fußballskandal Calciopoli. Fünf Jahre sind vergangen, seit das Betrugssystem des ehemaligen Sportdirektors von Juventus Turin, Luciano Moggi, aufgeflogen ist. Fünf Jahre lang haben Tifosi und die Beteiligten darum gestritten, ob das System Moggi außergewöhnlich perfide oder ob der ehemalige Bahnhofsvorsteher aus der Toskana einfach einer von vielen Falschspielern im italienischen Fußball war. Am Dienstagabend gab ein Strafgericht in Neapel nun eine erstinstanzliche Auskunft zum Fall: Luciano Moggi war der Kopf einer mafiaartigen Struktur, die den italienischen Fußball - meist per Telefon - in den Jahren 2004 bis 2006 kontrollierte.
Er hat dafür gesorgt, dass Juventus oft Meister wurde: Luciano Moggi
Über diesen Zeitraum reichen die abgehörten Telefonate, deren strafrechtliche Relevanz nun erstmals ein italienisches Gericht beurteilte. Drei Richterinnen verurteilten 16 Angeklagte zu mehrjährigen Haftstrafen, acht Angeklagte wurden freigesprochen. Moggi, der wegen Sportbetrug und Bildung einer kriminellen Vereinigung verurteilt wurde, muss fünf Jahre und vier Monate hinter Gitter, sollte das Urteil in den Instanzen bestätigt werden. Aber Friede herrscht nach diesem überraschend harten Richterspruch noch lange nicht.
"Ich verliere den Mut nicht, weil ich überzeugt davon bin, nichts getan zu haben", sagte Moggi am Mittwoch in einem Fernsehinterview. Mit ihm sind von ihrer Unschuld überzeugt: die Schiedsrichterobmänner Paolo Bergamo (Haftstrafe drei Jahre und acht Monate) und Pierluigi Pairetto (23 Monate). Der ehemalige Schiedsrichter Massimo De Santis (23 Monate) sowie drei seiner Kollegen, neben anderen Funktionären auch der Vereinspräsident von Lazio Rom, Claudio Lotito, und die Eigentümer des AC Florenz, Diego und Andrea Della Valle (alle 15 Monate). Im Prozess war deutlich geworden, wie diese Clique unter der Führung von Moggi und Juventus-Geschäftsführer Antonio Giraudo Italiens oberste Fußball-Liga manipulierte.
Teil 2: So funktionierte das Machtsystem
-
FTD.de, 10.11.2011
© 2011 Financial Times Deutschland,
Bookmarken
Drucken
Senden
Leserbrief schreiben
Fehler melden