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Jedediah Smith - NATIONAL GEOGRAPHIC
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Jedediah Smith

Kein Trapper kennt den Wilden Westen so gut wie Jedediah Smith. Als erster Amerikaner findet er einen Weg über die Berge nach Kalifornien und zurück. Zwei Überfälle von Indianern überlebt er mit Glück. Dem dritten aber fällt er zum Opfer.

Eine Anzeige bringt die Wende im Leben des Jedediah Smith. Sie erscheint 1822 in dem Blättchen „Gazette and Public Adviser“, der Zeitung von St. Louis. «Unternehmungslustige junge Männer gesucht», heißt es da. «Missouri flussaufwärts bis zur Quelle, dort Job für ein, zwei oder drei Jahre.» Die Amerikaner William Ashley und Andrew Henry stellen mit Hilfe dieses Inserats eine Trappertruppe zusammen, aus der sich die Rocky Mountains Fur Company entwickelt. Smith gehört zu denen, die sich melden. So eine Chance hat er seit langem gesucht.

Jedediah Smith ist eines von 14 Kindern. Seine Kindheit und Jugend war wie ein Mikrokosmos, in dem sich der Aufbruch der Vereinigten Staaten spiegelte. Immer weiter nach Westen hieß die Devise. Als er 1799 geboren wurde, lebten die Eltern noch im Mohawk Valley des Bundesstaats New York. Dann zogen sie nach Erie in Pennsylvania, schließlich nach Ashtabula in Ohio. Der junge Smith ist nie richtig sesshaft gewesen, sondern immer ein Wanderer.

Dieser Mann sieht eigentlich gar nicht so aus, als sei er einer dieser Typen, die alle Barrieren niederreißen. Kein Bart wuchert in seinem Gesicht, sein Äußeres wirkt ungewöhnlich gepflegt. Er trinkt nicht und hat keine Frauengeschichten, stattdessen liest er oft in der Bibel. Dies soll ein richtiger mountain man sein? Die rauen Gesellen um ihn herum haben da wirklich ihre Zweifel.

Aber drei Jahre später hat Smith einen Rekord vorzuweisen, der sie alle mit einem Schlag verstummen lässt. Jedediah Smith hat 1825, in einem einzigen Jahr, 668 Biberfelle erbeutet. Kein anderer Fallensteller im Wilden Westen hat das bisher geschafft. Mit 26 ist er schon geworden, was man eine Führerfigur nennt. Ein Jahr später steht er an einem Punkt, der die nächste große Wende in seinem Leben bedeutet.

Die Rocky Mountains Fur Company, eine der zwei großen amerikanischen Pelzhandelsfirmen, hat bisher vorwiegend im Osten des großen Felsengebirges operiert. Die Trapper, die bei ihr unter Vertrag
stehen, haben einmal im Jahr ihr großes rendezvous. Sie bringen ihre Felle in ein riesiges Zeltlager, wo sich die Käufer mit Maultieren und Ochsenkarren einfinden. Wenn die Geschäfte getätigt sind, ziehen die Händler wieder nach Osten und die Trapper wieder in die Berge. Was aber wäre, wenn es diesen Handel auch nach Westen hin gäbe? Dort gibt es Häfen und Schiffe und vielleicht noch mehr Business. Trapper sind nicht nur Abenteurer. Sie müssen auch von der Biberjagd leben.

Das Land, das sich bis zum Pazifik erstreckt, ist endlos weit. Meriwether Lewis und William Clark haben 1805 zwar schon eine Route entdeckt, allerdings ziemlich weit im Norden. Die Leute um John Jacob Astor, den Gründer der ersten amerikanischen Pelzhandelsfirma, stiegen 1812 über den etwas weiter südlich gelegenen South Pass. Die „Ashley Men“ nahmen 1824 den gleichen Weg. Aber diese Wege führen alle nach Oregon. Was ist mit dem Land weiter im Süden? Wie weit ist es eigentlich noch bis Kalifornien?

Ein paar Trapper der britischen Hudson Company haben Gruselgeschichten erzählt: Wüste, nichts als Wüste, statt Biber nur Steppe, Steine und Sand. Aber man weiß ja, was man davon zu halten hat. Die Engländer tun immer alles, um die Amerikaner aus einer Gegend herauszuhalten. Jedediah Smith beschließt, mit 17 Leuten die Gegend westlich und südlich des Großen Salzsees zu erkunden. «Ich wollte als Erster ein Land erblicken, das noch nie ein Weißer gesehen hatte», schreibt Smith später. «Ich wollte dem Lauf von Flüssen folgen, die durch neues Land fließen.»

Im August 1826 ist es so weit. Von Utah aus ziehen sie an den Colorado, wenden sich nach Westen. Der Boden unter ihren Füßen besteht aus feinem, weißem Salz. Sie schleppen sich durch die Mojave-Wüste, 15 Tage durch totes Land. Dann erreichen sie abgemagert die Missionsstation San Gabriel, in der Nähe der Siedlung Los Angeles. Als erste Amerikaner sind sie zu Fuß nach Kalifornien gekommen. Weil das Gebiet aber zu Mexiko gehört, kriegen sie wegen illegaler Einreise Ärger mit den Behörden. Monatelang werden sie festgehalten, ehe die Mexikaner ihnen den Heimweg erlauben.

Im Frühjahr 1827 zieht Smith mit seiner Truppe in den Osten zurück. Am Reed’s Creek wird Harrison G. Rogers von einem Bären angefallen und schwer verletzt. Trotzdem schleppt er sich mit den anderen weiter. Als erste Amerikaner überwinden sie die Sierra Nevada. Dann stolpern sie wieder durch Wüsten, diesmal durch das Große Becken. Die Geschichten, die ihnen erzählt wurden, sind harmlos im Vergleich zur Wirklichkeit. Jedes Mal, wenn Smith auf einen Hügel steigt, blickt er in die gleiche triste Öde. «Ich darf gar nicht sagen, wie es aussieht», notiert er in sein Tagebuch. «Ich drehe meine Sätze immer so hin, dass ich die Leute so wenig wie möglich entmutige.» Einer der Männer, Robert Evans, bleibt eines Tages halbtot unter einer Zeder liegen. Die anderen ziehen verzweifelt weiter, stoßen zum Glück nach ein paar Kilometern auf Wasser. Sie finden den Weg zu Evans zurück, weil er mit letzter Kraft noch ein Feuer entfacht hat, dessen Rauch ihnen die Stelle anzeigt. Das große Geschäft hat dieser mörderische Marsch nicht gebracht. Aber dafür steht Smith nun in einer Reihe mit den großen Pionieren der Nation.

Nach dem rendezvous am Bärensee geht Jedediah Smith im Juli 1827 wieder auf Erkundungstour. Diesmal wird sein Trupp von Mojave-Indianern angegriffen, als er den Colorado mit einem Floß überquert. Von 19 Trappern sterben zehn, der Rest hat alle Pferde verloren. Smith fürchtet, dass die Indianer sie verfolgen werden. Er schüttet all den Kleinkram, den er normalerweise mit den Einheimischen tauscht, auf einen Haufen. Seine Erfahrung lehrt, dass die Indianer sich erst einmal über die Sachen streiten werden und sich dadurch ein Weile aufhalten lassen. Aber nach einem knappen Kilometer sind die Verfolger schon da. Die Weißen haben ihre Messer an Holzstöcke gebunden und sich so ein paar Lanzen gefertigt. Sie haben Glück, dass die Angreifer fliehen, als die ersten zwei Indianer unter Gewehrkugeln sterben. Wieder haben die Männer keine andere Chance, als sich nach Kalifornien durchzuschlagen. Wieder gibt es Scherereien mit den Mexikanern. Die Trapper müssen in der Nähe von San Francisco überwintern. Dann dürfen sie nach Norden, Richtung Oregon, ziehen.

Bis auf die Ausnahme am Colorado ist es Smith bisher stets gelungen, mit den Indianern gut auszukommen. Er braucht ihre Felle, ihre Ortskenntnis und nur zu oft auch etwas zu essen. Er kann, wie die meisten Trapper, in etlichen ihrer Sprachen radebrechen, die Zeichensprache wird ohnehin von beiden Seiten gut beherrscht. So tauscht Smith mit den Ureinwohnern Waren und Tipps. Doch seit immer mehr Weiße in ihren Gebieten auftauchen, reagieren die Ureinwohner zunehmend aggressiv. Der Überfall der Mojave war für Smith die erste Warnung. In Oregon folgt im Juli 1828 die zweite.

Was am Umpqua River passiert, ist ein Musterbeispiel dafür, wie eine Situation eskalieren kann. Bei einem Treffen mit Kelawatset-Indianern wird den Trappern ein Beil gestohlen. Smith schnappt den Verdächtigen und bindet ihm einen Strick um den Hals. Er löst ihn erst, als die Axt wieder auftaucht. Zwei Tage nach dieser Demütigung zerrt Harrison G. Rogers bei einer erneuten Begegnung eine Einheimische in sein Zelt. Der Bruder will ihre Ehre verteidigen, der Weiße schlägt ihn nieder. Daraufhin richten die Ureinwohner unter der Truppe ein Massaker an. Elf Trapper sterben, nur Smith und drei andere bleiben am Leben.

Jedediah Smith hat genug vom Trapperleben. Die Biber sind schon fast ausgerottet und bringen nicht mehr viel. Dafür wird der Santa Fé Trail immer attraktiver, eine 1827 fertig gestellte Handelsstraße, auf der Güter nach New Mexico transportiert werden. Smith verkauft 1829 seine Anteile an der Pelzfirma. 1830 erwirbt er mit dem Geld eine Farm und ein Stadthaus in St. Louis. 1831 geht er auf den Santa Fé Trail. In diesem Geschäft, so glaubt er, geht es ziviler zu als in den Bergen.

Seine Karawane besteht anfangs aus 85 Leuten. Nach ein paar Tagen teilen sie sich in kleinere Gruppen. Smith eilt voraus, um ein Wasserloch im fast ausgetrockneten Cimarron River zu finden. Eine Weile behält ihn einer seiner Leute mit dem Fernglas im Auge. Dann ist Smith verschwunden. Stunden vergehen, er kehrt nicht zurück. Die Gruppe gibt ihn verloren und setzt ihren Weg nach Santa Fé fort.

In der Stadt sieht sein Bruder Peter Smith bei mexikanischen Händlern plötzlich ein Gewehr und Pistolen mit Silberbeschlag. Es sind Waffen, die seinem Bruder gehörten. Die Händler sagen, sie hätten sie von Kommantschen gekauft. Und die hätten freimütig gestanden, den Weißen mit Pfeilen getötet zu haben. Die Waffen wollten sie dann aber doch nicht behalten. Vielleicht wollten sie, wie die Weißen, Geld damit machen. Vielleicht waren sie ihnen aber auch unheimlich. Denn Smith hatte noch im Todeskampf ihren Anführer damit erschossen.

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