Heute genießt der Bankenanalyst bei CLSA, einer ursprünglich von Journalisten gegründeten Analysegesellschaft, die zur französischen Crédit Agricole gehört, größere Redefreiheit. Er sympathisiert sogar offen mit den Demonstranten von Occupy Wall Street. Es mache ihn wütend, wenn er die Gehälter des Führungspersonals der Banken sehe, die Millionen kassieren, während der Aktienkurs fällt, schimpft er.
Mayo ist ein Fitnessfanatiker, der Bewegung braucht: "Das ist mein Ventil zum Dampfablassen." Als die Finanzkrise ihren Höhepunkt erreichte, machte Mayo in seinem
Fitnessklub morgens 200 Liegestütze gegen den Stress. Hat er um sechs Uhr einen Termin, steht er um vier auf, um sein Fitnessprogramm einzuschieben.
Disziplin hat Mayo zweifellos, Leidenschaft und Temperament auch. Doch einer, der um jeden Preis Krawall machen will, ist er nicht: "In unserer Familie ist es eher meine Frau Jacqueline, eine Ärztin, die den Mund aufmacht." Mayo selbst dagegen ist meist um Ausgewogenheit bemüht. Im Bankenbereich hat er jedoch ein Expertenwissen wie kaum ein anderer. Und das
empfindet er als Verpflichtung, seine Meinung zu sagen: "Wenn ich mich am besten auskenne, sollte ich auch lautstark sein."
Mayo stammt aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Schon als Schüler arbeitete er und parkte Autos bei Beerdigungen. Auch während des Studiums jobbte er stets. "Ich hänge nicht von einem bestimmten Lebensstil ab – wie viele an der Wall Street, die kein anderes Leben kennen." Der Banker weiß auch, dass Geld nicht alles ist: "Geld mag das Leben einfach machen, aber es gibt ihm keine Bedeutung." Seinen persönlich glücklichsten beruflichen Moment verspürte Mayo, als er im Mai 1999 fast die gesamte Bankenbranche zum Verkauf
empfahl: "Das war der egoistischste Schritt in meinem Leben. Da habe ich freien Willen
gezeigt und nicht das getan, was von mir erwartet wurde."