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Luis Vaez de Torres - NATIONAL GEOGRAPHIC
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Luis Vaez de Torres

Sein nachweisbares Leben ist so lang wie die Reise, durch die Luis Vaez de Torres berühmt wird. Woher er kommt, liegt im Dunkeln, wohin er geht, ist nirgends bezeugt. Doch er bleibt unsterblich – durch eine Passage, die er ahnungslos als Erster durchquert.

Das neue Jerusalem soll auf dieser Insel entstehen, am Ufer des Flusses, den sie den Jordan nennen, obwohl nichts in dieser Landschaft biblische Züge aufweist. Ihre Schiffe liegen in einer weiten, pazifischblauen Bucht, deren Schönheit nicht darüber hinwegzutäuschen vermag, dass sie für ihre Zwecke nicht sehr viel taugt. Nur im Südosten, dort, wo der Jordan sich in sie ergießt, ist das Wasser flach genug, um halbwegs sicher zu ankern. Schaut einer hinüber an Land, kann er, wenn er über ausreichend Fantasie und Gottvertrauen verfügt, das neue Jerusalem schon heranwachsen sehen. Ganz aus weißem Marmor wird es gebaut werden, mit einer Kathedrale im Zentrum, die den Petersdom von Rom weit überragt. Noch braucht man für einen solchen Blick in die Zukunft all seine Vorstellungskraft. Noch stecken all diese Visionen nur im Namen der Insel, die Pedro Fernandez de Quiróz, der Bauherr des neuen Jerusalem, auf den Namen „La Australia del Espíritu Santo“ tauft.

Man schreibt den 14. Mai 1606. Der Schiffskapitän, der Rom aus eigener Anschauung kennt, gründet mit seinen Offizieren und Mannschaften einen Orden, der den Namen des Heiligen Geistes in seinem Wappenschild führt. Philipp III. von Spanien, in dessen Auftrag er segelt, ahnt nichts von den Ritterspielen, die an diesem Tag auf einer stattlichen, aber sehr entlegenen Insel der Neuen Hebriden aufgeführt werden. Dessen Interesse richtet sich, seit Papst Alexander VI. mit seinem Schiedsspruch von Tordesillas die Erde im Jahr 1494 in eine spanische und eine portugiesische Hemisphäre aufgeteilt hat, auf die ihm zugefallenen pazifischen Reichtümer. Besonders angetan hat es ihm die terra australis incognita. Über dieses Gebilde von unbekannter Beschaffenheit und Ausdehnung, dessen Existenz aber unstrittig scheint, kann er noch nicht verfügen. Um dem abzuhelfen, hat er Quiróz von Callao, an der Westküste Perus, in den Pazifik geschickt. Zu den Rittern, die auf Espiritu Santo eine von ihrem Kapitän angeordnete Komödie aufführen müssen, gehört auch der Kapitän der „Almirante“, Luis Vaez de Torres. Er ist ein tüchtiger Nautiker, der alle in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt.

Über das Leben von Luis Vaez de Torres vor seiner Abreise aus Callao ist wenig bekannt. Wahrscheinlich ist er auf den Goldkaravellen gefahren, die die Schätze Perus an den Isthmus von Panama brachten, oder von dort auf den Landweg nach Lima gelangt. In den 17 Monaten seiner Reise nach Manila hat es auf seinem Schiff nicht einen Todesfall gegeben. Dies spricht dafür, dass de Torres und seine Männer über in den Tropen erworbene Widerstandskräfte verfügten. Man munkelt, er sei bretonischer Abstammung, in seinen Adern fließe keltisches Blut. Letztlich bleibt auch dies eine Vermutung. Torres’ Leben ist einzig durch die Reise, die ihn berühmt machen sollte, bezeugt. Es existiert kein Hinweis auf den Tag und den Ort seiner Geburt, es gibt keine Nachrichten über seine Familie und Herkunft, keine Papiere, in denen sich Hinweise auf seine Laufbahn als Schiffsoffizier finden. Selbst sein Tod liegt im Dunkeln. Luis Vaez de Torres ist so wirklich wie das Kielwasser des Schiffs, das ihn nach Neu Jerusalem trägt, und er bleibt, jenseits seiner Entdeckungen, so schemenhaft wie diese spanische Kolonie, an der ihr Urheber, Pedro Fernando de Quiróz, bald wieder das Interesse verlieren wird.

Selbst daran, ob Torres all die Orte, an denen er gewesen sein soll, tatsächlich erreicht hat, wird häufig gezweifelt. Die einzigen halbwegs authentischen Quellen, die seine Anwesenheit im Pazifik und in Südostasien dokumentieren, sind ein in Abschrift erhaltener Brief an seinen Kommandanten Quiróz, ein Brief von Torres an den König von Spanien, ein Memorandum eines Luis Arias de Loyola aus der Zeit um 1630, das sich auf Auskünfte von Quiróz stützt, die erst 1930 erstmals publizierte Reisebeschreibung seines Begleiters Don Diego de Prado und ein 1762 während der britischen Besatzung der Stadt in Manila gefunden er Reisebericht. Mit diesem Dokument beschäftigt sich, kaum dass es aufgetaucht ist, der damals bei der Ostindien-Kompanie in London beschäftigte Alexander Dalrymple. Durch ihn gelangen Torres ’ Name und seine Entdeckungen wieder an die Öffentlichkeit. Die wichtigste aller Informationen aus Torres’ Hinterlassenschaft, die Nachricht von der Existenz einer Durchfahrt zwischen Neuguinea und der Nordküste Australiens, erreicht über Dalrymple James Cook . Cook bestätigt, auf den Spuren von Torres, dem der Charakter der von ihm befahrenen Meerenge verborgen geblieben war, das Vorhandensein dieser überaus gefahrvollen und schwer aufzufindenden Durchfahrt.

Vor Espiritu Santo trennen sich, als das Ritterspiel um Neu Jerusalem ein Ende gefunden hat, die Wege von Quiróz und Torres. Unter nicht aufzuklärenden Umständen – in manchen Quellen ist von widrigen Winden und schwerem Wetter die Rede, in anderen davon, dass Quiróz die Lage nutzte, um entgegen bestehender Verabredungen nach Südamerika zurückzukehren – trennt sich die Expedition. Torres vermutet eine Havarie der von Quiróz geführten Schiffe. Die Suche nach den Wracks bricht er ergebnislos ab. Nach einer Wartezeit von 15 Tagen entnimmt er den für den Fall einer Trennung des Verbands gegebenen Anweisungen, dass es seine Aufgabe ist, auf Westkurs bekannte Länder genauer zu positionieren und nach neuen Ausschau zu halten. Wäre Torres der mit dieser Weisung verbundenen Kursvorgabe gefolgt, hätte ihn dies direkt in die Passage zwischen Neuguinea und Neuholland geführt.

Bevor dieses imaginäre Ziel erreicht wird, muss Luis Vaez de Torres eine Enttäuschung protokollieren. Espiritu Santo, von dem Quiróz gehofft hatte, es sei Teil der terra australis incognita, erweist sich als recht unbedeutende Insel. Eine von vielen, die man schon kennt und auf die man noch treffen wird in einem Meer, dessen Weite durch jedes Eiland, auf das die Seefahrer dieser Zeit stoßen, ein wenig erträglicher wird. Am 26. Juni 1606 endet die Episode auf Espiritu Santo. Torres nimmt Kurs auf die Ostküste von Neuguinea, um – nicht ganz seinen Instruktionen gemäß – nach Manila zu laufen. Die nächste Enttäuschung, mit der sie konfrontiert werden, besteht aus Meilen von schierem, durch keine Brandung und keinen Streifen Land aufgelockertem Wasser. Kein Südland weit und breit, obwohl sie sich in seiner Reichweite befinden.

All seine Navigationskünste hätten Torres nur wenig genutzt, wäre er am 14. Juli 1606 in die sich vor seinen zwei Schiffen an einer lang gezogenen Rifflinie auftürmenden Brecher geraten. Hinter ihr lag unübersehbar gebirgiges Land. Mit Wind auf Strom von Backbord entgeht Torres nach einem halsbrecherischen Wechsel auf einen westlichen Kurs der Gefahr. Die beiden Inseln, die vor ihm liegen, Tagula und Rossel Island, gehören zu der Inselgruppe, die L. A. de Bougainville 1768 nach seinem König als das Louisiaden-Archipel in die Geographie einführen wird. Torres und seine Mannschaften erhalten durch sie einen Vorgeschmack auf das, was vor ihnen liegt: Landfetzen ohne Zahl, von ausgedehnten Riffen gesäumt, über Kreuz laufende Strömungen und Gezeitenwechsel, die scheinbar sichere Passagen in tödlich flaches Wasser verwandeln. Nach fünf Tagen auf Westkurs südlich des Louisiaden-Archipels verwandelt sich die Riffbarriere. An ihre Stelle tritt flaches, grünes Wasser, das sich deutlich vom Blau des tieferen Ozeans abhebt. Torres lässt ein Boot aussetzen, entschlossen, in dem Gewirr von Felsen, Erhebungen und bewohntem Land eine nördliche Passage nach Manila zu finden. Diejenige, auf die sie tatsächlich stoßen, erweist sich als zu eng und risikoreich.

Luis Vaez de Torres bleibt, notgedrungen, auf westlichem Kurs. Er passiert die gesamte Südküste von Neuguinea. Von den zahlreichen Entdeckungen, die er dort macht, haben nur wenige Bestand. Die spärlichen Überlieferungen von seiner Expedition kommen zu spät in den Handel mit geographischen Namen. Seinen Beobachtungen fehlt der systematische Zug, mit denen seine Nachfolger ans Werk gehen werden. Die Beschaffenheit von Pflanzen und Tieren, Begegnungen mit Eingeborenen und die Charakteristik von Landschaften werden von Torres und Prado so beschrieben, wie der Zufall es will, anschaulich, aber ohne wissenschaftliches Interesse. Die Expedition durchquert den Papuagolf, tritt in intensiven Kontakt mit den dortigen Küstenbewohnern, studiert deren Sitten und Gebräuche und bewundert ihre navigatorischen Künste. Die eigenen werden überlebenswichtig, als sie den Kontinentalschelf zwischen der australischen Nordküste und der Südküste von Neuguinea erreichen. In dieser Region, die sie am 5. September 1606 anlaufen, ist nichts wirklich sicher. Der in der Seefahrt geläufige Begriff des Lügens auf über den Daumen gepeiltem Kurs beschreibt wohl am besten, was in den nächsten 35 Tagen vor ihnen liegt: Riffe, bei niedriger Tide offen liegende Untiefen, Inseln, die keine Sicherheit bieten, falsche Passagen. In ein fataleres Revier ist vor ihnen, außer Fernando Magellan im Jahr 1520, wohl kaum ein Seefahrer vorgedrungen. Irgendwie schaffen sie es, und irgendwie gelingt es ihnen sogar, einige wenige überprüfbare Angaben zu hinterlassen. Letztlich dringt aber nichts davon an die Öffentlichkeit. Spanien hält seine Entdeckungen auch dann, wenn sie von solcher Natur sind, unter Verschluss. So verlieren sich Torres ’ Leistung und Torres ’ Namen, kaum dass er am 22. Mai 1607 in Manila eintrifft. Wahrscheinlich ist er, den man 150 Jahre vergessen wird, nicht einmal der Erste gewesen. Auf einer Weltkarte von Abraham Ortelius aus dem Jahr 1570 ist die von Torres gefundene Passage schon vorhanden.

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