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08.01.2012 17:13
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Thomas Frickes Tagebuch aus der Welt der Wirtschaftswunder - über wunderbare Wachstumstrends, wundersame ökonomische Klischees und wundervolle wie verwunderliche Theorien

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Die Weihnachtskolumne - Taugen Sie zum Euro-Retter?

23. Dezember 2011 11:01 Uhr
Thomas Fricke
Heiligabend in Krisenzeiten – eine Herausforderung für alle Gastgeber. Wie wär’s zur Auflockerung mit einem kleinen Test unter dem Weihnachtsbaum?

Dieses Jahr wird Weihnachten nicht einfach. Kein Mensch kann das Krisengerede mehr hören. Ganz vorbeikommen werden Sie an dem Thema unterm Weihnachtsbaum aber auch nicht. Riskant. Da wird Klaus wieder mit den alten Zeiten nerven, als das Brötchen noch 10 Pfennig kostete, und Onkel Dieter schwärmt von Hans-Olaf Henkel, was das für ein toller Kanzler wäre. Wobei Monika schon angekündigt hat, wieder ihren lieben Spyros mitzubringen. Das ging schon vergangenes Jahr nur knapp am heiligen Eklat vorbei.


Da sollten Sie die Initiative ergreifen – und den Weihnachtsabend spielerisch angehen. Wie wäre es mit ein paar heiteren Fragerunden zur Euro-Krise? Das entspannt, das macht Spaß. Und Klaus und Dieter können was lernen. Here we go.

Wahrscheinlich wird Klaus schon auf dem Weg zur Kirche damit sticheln, ob Spyros schon wisse, dass in Europa jetzt wieder Deutsch gesprochen werde. Klar. Zeit der Besinnung. Messe, Krippenspiel, Vater unser, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Auf dem Weg aus der Kirche meint Dieter, dass er ja äußerst lobenswert finde, wie die Kanzlerin gerade diesen Fiskalpakt durchgesetzt habe. So richtig mit Strafen. Ja, meint Klaus, da können diese Schuldensünder mal richtig bluten. Wenn man da mal nachgebe, kämen gleich die Nächsten und wollten unser Geld. Amen.


Schnell nach Hause. Mama reicht Mö-e-schandong. Es läuft ja. Jetzt wäre ein prima Moment, den ersten Fragenblock auszuteilen. Man müsse zählen, wie oft man A, B oder C antworte. Und am Ende werde ausgewertet, was für ein Typ man sei. Oma juchzt. Klaus guckt etwas skeptisch. Dieter setzt sich neben Spyros. Zur Beobachtung.


1. Wer ist eigentlich schuld, dass unsere Staatsschulden seit 2008 so stark gestiegen sind?
A Der Grieche B Die Banken C Christian Wulff
(Als Spyros B ankreuzen will, spürt er am Schienbein Dieters Schuhkante. Spyros nimmt A.)

2. Wer hat die höchste Wirtschaftsleistung pro Kopf?
A Vorbild Neuseeland B Der Grieche C Israel

3. Wie viele Industrieländer hatten 2007 einen ausgeglichenen oder überschüssigen Etat?
A Keins, alles ungezügelte Schuldenmacher B Fast zwei Drittel C Was ist ein Etat?


Tolle Idee, meint Rosi. Auf Wulff wäre sie gar nicht gekommen. Vorspeise. Kaviar. Es läuft ja. Oma meint, sie hätte gehört, dass Spyros die Monika schon dreimal verlassen habe, um ein paar Tage danach wieder vor ihr niederzuknien. „Ich sag nur: Stabilitätskultur“, murmelt Klaus. Findet Oma lustig. Monika nicht. Vielleicht sollten Sie den nächsten Fragenblock einfach vorziehen.


4. Wer hatte 2011 niedrigere Staatsschulden?
A Deutschland B Spanien

5. Wem droht 2016 die höchste Schuldenquote?
A Italien B USA C Deutschland

6. Wo steigen die Löhne seit 2009 am stärksten?
A Griechenland B Deutschland C Rest Euro-Zone

7. Wo gibt der Staat pro Einwohner eigentlich am wenigsten aus?
A USA B Griechenland C Deutschland


Das seien doch Fangfragen, meint Dieter, der eine Fabrik bei Recklinghausen hat. Oma zuckt mit den Achseln. Kevin hat alle Angaben geprüft. Der Junge hat immerhin gerade sein Volkswirtschaftsstudium mit Auszeichnung abgeschlossen.


Klaus brummt, wie das bei Spyros wohl zu Hause aussehe. Rhetorische Frage. Monika kocht. Dieter schlägt vor, er könne ja mal seine Magdalena vorbeischicken. Die komme von hier, also aus Polen. Nur so zur Kontrolle, meint Dieter. Unsere Wachtruppe in Griechenland gucke sich das ja auch nicht umsonst vor Ort an. Die heiße Troika, sagt Kevin. Klaus hat gehört, dass es Studien gibt, die belegen, dass Griechen so gut wie nie die Wahrheit sagen. Also eigentlich alle da unten im Süden. Spyros holt Luft. Monika hat Spyros kürzlich fernöstliche Atemübungen beigebracht. Ein Glück.


Jetzt hebt Klaus zum großen Wurf an: Der deutsche Steuerzahler könne ja nicht ewig die Zeche für alle zahlen. Da sei jetzt auch mal Schluss. Kevin meint, dass wir bisher gar nichts bezahlt haben, und die Steuern würden doch sinken. Eher zahlten die Griechen uns was. Rosi meint, dass das alles schon sehr kompliziert sei. Oma zischt, ob denn unser Bundespräsident auch aus dem Süden komme. Na ja, meint Klaus, man könne so ein Haus ja nicht so aus der Geldbörse finanzieren, und die Banken seien ja Abzocker. Eben. Sagt Spyros.


Höchste Zeit für den nächsten Fragenblock. Zur Versachlichung der allmählich auch unter stärkerem Alkoholeinfluss stehenden Diskutanten. Im Hintergrund läuft Heintje.


8. Wer garantiert pro Einwohner eigentlich das meiste Geld im Euro-Rettungsfonds?
A Wir, wie immer B Luxemburg C Griechenland

9. Welches Land profitiert bisher noch am ehesten von der Euro-Krise?
A Natürlich die Griechen, die saugen uns aus B Wir, weil wir bisher keinen Cent zahlen müssen, von den Griechen Strafzinsen bekommen und unser Finanzminister dank Flucht in Bundesanleihen kaum noch Zinsen zahlen muss C Die Schweiz
(Bevor Spyros B ankreuzen kann, rammt ihm Dieter den Ellenbogen in die Hüfte. Spyros kreuzt lernbereit A an. Jemand muss halt die Führung übernehmen. Wie in der richtigen Krise.)

10. Was ist eine Bazooka?
A Irgendwas, wo wir wieder zahlen müssen B Ein blöder Name dafür, dass Notenbanker durch unkonditionierte Garantien Vertrauen schaffen sollen C Ein Kaugummi

11. Welche  Notenbank hat 1993 mal massive Interventionen angedroht („Bazooka“), um Attacken gegen Frankreichs Franc zu stoppen?
A Kann ich mich beim besten Willen nicht dran erinnern B Die Bundesbank C Die Bank of Ghana


Mama bringt die Hauptspeise. Rinderfilet aus Irland. Ganz schön teuer. Aber egal. Solange der Euro noch da ist, meint Monika. Dazu ein Weinchen aus Frankreich. Rosi will mal über was anderes reden. Vielleicht Christian Wulff? Betretenes Schweigen. Na ja, oder: Wer wird Nachfolger von Gottschalk? Stille Nacht. Hat denn Frau Merkel nicht auch mal was ganz schön Verrücktes gemacht? Bunga-Bunga? Kein schöner Gedanke. Dann doch lieber Euro-Krise.


Klaus schlägt vor, schon mal festzulegen, mit wem wir den Nord-Euro machen. Ist doch klar, meint Dieter. Wobei man schon überlegen müsse, ob Belgien noch zum Stabilitätskulturraum zähle. Bei Österreich werde ja auch gezweifelt, weil die so viel mit den Italienern machten. Klaus hat auch gehört, dass Holland vier Prozent Staatsdefizit hat. Was Kevin bestätigt. Dieter hält inne. Regel ist Regel. Im Grunde gingen natürlich auch Bremen, Berlin und das Saarland als stabilitätspolitische Anker nicht durch. Im Zweifel könne der Nord-Euro als Währung halt nur auf dem Gelände der Bundesbank gelten. Prinzipsache.


Dieter hat in den vergangenen Monaten ohnehin schon sämtliche Guthaben bei der Bank aufgelöst und die Scheine jetzt im Ankleidezimmer gestapelt. Zur Sicherheit. Rosis Kleider hängen seitdem am Wäscheseil über der Badewanne, den Rest hat das Rote Kreuz bekommen. Es sei besser, hat Dieter ihr erklärt, sich mental schon mal auf Krisenzeiten einzustellen. Wenn du meinst. Meinte Rosi.


Kevin hilft beim Abräumen. Alle satt. Zeit für den nächsten Fragenblock. Ganz passend.


12. Wo gibt es die meisten Übergewichtigen?
A Deutschland B Griechenland C Bei „Topmodel“
(Klaus protestiert. Die Frage habe ja nun wirklich nichts mit dem Euro zu tun. Abgelehnt.)

13. Wo ist die Lebenserwartung höher?
A Natürlich bei uns, ein Ouzo vor und nach jedem Souvlaki kann auf Dauer nicht gesund sein B Genau gleich C Bei den Griechen, Ouzo hält jung

14. Wo gibt es die wenigsten Selbstmorde?
A Natürlich bei uns, 2012 ist EM-Jahr B Bei den Griechen C Bei den Finnen, wo sonst?

15. Wo sterben weniger Kinder bei der Geburt?
A Nicht in Griechenland, da funktioniert ja nichts B In Griechenland C Pietätlose Frage an Heiligabend

Dieter hat Schnaps mitgebracht. Anstoßen auf den Untergang. Späte Bescherung. Die Verwandtschaft schwankt. Zeit für eine kleine Absackerfrage:

16. Wie viele Buchstaben hat das Wort Griechenland?
A Drei B Zwölf C Etwa 20

Mama klatscht. Oma schreckt auf. Klaus wankt. Jetzt soll jeder mal zählen. Rosi hat 14 C. Kevin liest vor, was „mehr als 10 C“ bedeutet: „Schön, dass Sie mitgemacht haben. Ihnen ist im Grunde egal, ob wir eine Währung haben oder nicht. Da muss man natürlich auch nicht wissen, mit wem man die teilt. Lassen Sie sich beim nächsten Währungswechsel einfach erklären, wie Sie jetzt bezahlen sollen.“ Rosi guckt etwas unsicher in den Weihnachtsbaum.


Kevin und Oma haben fast alles B: „Sie sind exzellent informiert, lassen sich von Klischees nicht so leicht täuschen und haben eine gesunde Distanz zu den Meriten Ihres Landes. Das ist schön, macht zu Hause allerdings nicht viele Freunde. Vielleicht kaufen Sie sich einfach einen Hund.“


Klaus und Dieter haben 16-mal A, Spyros natürlich auch: „Toll, Sie haben eine innige Beziehung zu fest verankerten stereotypischen Landeserklärungen. Und Sie halten unerschütterlich zu Deutschland, auf das sie nun aber mal gar nichts kommen lassen. Da darf man es mit Zahlen und Fakten natürlich nicht so eng sehen.“


Klaus strahlt. Spyros auch. Das mit dem Nicht-so-eng-Sehen kennt er von zu Hause.


Wie harmonisch. Oma holt den Eierlikör. Wie jedes Jahr um die Zeit. Frohes Fest.

Email: fricke.thomas@guj.de

Richtig ist:

1. Die Bankenrettung, kostete in Deutschland allein fast 200 Mrd. Euro.
2. B.
3. 21 von 36. So viele wie lange nicht.
4. Spanien mit 69,6 Prozent des BIPs; Deutschland 81,7 Prozent.
5. B.
6. In Deutschland mit 7,9 Prozent bis 2012; Rest der Euro-Zone: 3,7; Griechenland: minus 6,3.
7. In Griechenland mit gut 15000 $ (Kaufkraftparität); Deutschland 17000 $; USA 19000 $.
8. Luxemburg (3803 Euro) vor den Niederlanden (2668), Finnland (2600), Deutschland (2582), Österreich (2575).
9. Herr Schäuble dürfte durch krisenbedingt günstige Zinsen 2012 fast 4 Mrd. Euro sparen.
10. B.
11. B.
12. Achtung, Fangfrage: in Griechenland 40,7, in Deutschland 37 und bei „Topmodel“ null Prozent
13. Bei beiden 80 Jahre.
14. Griechenland: drei auf 100 000; Deutschland: knapp zehn; Finnland: 17.
15. Bei uns 3,5 auf 1000, in Griechenland 3,1.
16. B.

Quellen: Bundesbank, OECD, EU, IfW, Unicredit

 

Kommentare

  ich tauge nicht zum Euroretter [antworten]

Ich tauge deshalb nicht zum Euroretter, weil ich den Euro nie gewollt habe. Icvh tauge auch deshalb nicht zum Euroretter, weil ich den Euro auch heute nicht will.

WILHER | 04/01/2012, 10:03




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