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Über Esperanto

Zamenhof, der Initiator des Esperanto

Als Kind träumte Zamenhof häufig davon, wie man die Menschheit einigen und zum Frieden führen könne. Einer dieser Träume war die Initiative zu einer internationalen Sprache, und dieser Traum ließ ihn nicht mehr los. In diesem Teil erfährst du, woher seine Idee einer neuen internationale Sprache kam und wie er sie umsetzte.

Ein Junge mit einem großen Traum

1859 erblickte ein Junge das Licht der Welt und erhielt den Namen Ludwik Lejzer Zamenhof. Er wuchs im Städtchen Białystok auf, in dem Polen, Russen, Juden, Deutsche und einige Litauer wohnten, jeder mit eigener Sprache. Früh schon merkte Zamenhof, dass diese Menschengruppen nicht immer gut miteinander auskamen und dass ihre Missverständnisse und Streitigkeiten oft auf dem Fehlen einer gemeinsamen Sprache beruhten. Diese Erfahrungen hatten großen Einfluss auf den jungen Ludoviko (Esperantoform des Namens Ludwik), und schon als Kind erwuchs ihm der große Traum einer gemeinsamen Sprache (zusätzlich zu allen Volkssprachen) unter den verschiedenen Volksgruppen. Gäbe es diese gemeinsame Sprache, würden Orte wie Białystok ruhiger, und die Menschen bekämen die Chance, unmittelbar miteinander zu reden, um so mögliche Konflikte zu entschärfen, bevor es zum Eklat käme.

"Wär ich nicht ein Hebräer aus dem Getto, wäre mir diese Idee einer Einigung der Menschheit gar nicht in den Kopf gekommen oder aber sie hätte mich niemals derart hartnäckig in Spannung gehalten, mein ganzes Leben lang." ( schrieb Zamenhof 1905 in einem Brief.)

Sollte man dafür eine klassische Sprache nehmen?

Zamenhof war überzeugt, dass es nicht gut wäre, wenn die gemeinsame Sprache der verschiedenen Volksstämme einem unter ihnen gehören würde. Dies würde Eifersüchte hervorrufen und denjenigen Menschen große Vorteile einräumen, deren Muttersprache sie wäre. Im Gymnasium lernte Zamenhof Latein und Griechisch, und er spielte mit dem Gedanken, eine dieser klassischen Sprachen als internationale Sprache zu verwenden. Dennoch erkannte er nach einiger Zeit, dass diese zu schwer zu erlernen sind, selbst für ihn, der ja schon mehrere Sprachen beherrschte: Russisch, Polnisch, Hebräisch, Jiddisch, Deutsch und Französisch. Wie wäre das wohl für andere, die weder großes Interesse am noch große Erfahrung im Sprachenlernen hätten? Nein! Die internationale Sprache müsste leichter erlernbar sein als die klassischen Sprachen, und dennoch in gleicher Weise neutral wie diese! Doch welche Sprache hat diese Eigenschaften?

Eine "Plansprache"

Eine Sprache, neutral und dennoch leicht erlernbar. Ist das überhaupt möglich? Eine Sprache zu lernen ist ja niemals eine leichte Sache, und gibt es irgendwas in der Welt, das völlig neutral ist? Wohl kaum, doch dies bedeutet nicht, dass eine Sprache nicht leichter erlernbar und neutraler sein kann als Nationalsprachen. Zamenhof sann lange darüber nach und kam dann zum Schluss, eine Plansprache sei wohl die beste Lösung. Mit diesem Ausdruck Plansprache zielte er auf eine Sprache, die von einem oder mehreren Menschen geschaffen wurde. Schon als Gymnasiast begann er, zu experimentieren, wie man eine neue Sprache schaffen könne, doch oft blieben Zweifel, ob dies erfolgreich möglich wäre. Entgegen aller Zweifel kam er immer wieder auf seinen Traum einer gemeinsamen Sprache zurück, und er experimentierte weiter an seiner Plansprache, bis sich nach und nach der Erfolg einstellte ...

Eine einfache Grammatik, doch was tun wir mit den vielen Wörtern?

Am Ende der Gymnasialzeit lernte Zamenhof Englisch und wurde durch dessen, verglichen mit der lateinischen oder griechischen, einfachen Grammatik inspiriert. Er spürte: es müsste möglich sein, eine Sprache mit einfacher und klarer Grammatik zu haben! Er begann, die Grammatik seiner Plansprache zu vereinfachen und war nach sorgsamer Arbeit daran mit ihr ganz zufrieden. Aber der Wortschatz wurde immer umfangreicher. Eine Sprache muss ja praktisch für alles ein Wort haben. Wie sollte man dieses Problem lösen? Zwei russische Schilder veranlassten ihn, über die mögliche Lösung nachzudenken. Die Wörter auf den Schildern waren Ŝvejcarskaja" (Pförtner) kaj "Konditorskaja" (Konditorei). Beide Wörter enthalten die Nachsilbe "skaja" und Zamenhof erfasste die grosse Bedeutung von Vor- und Nachsilben. "Problem gelöst!" dachte er beim Anblick dieser zwei russischen Schilder. Danach begann er, alle Wörter und die Beziehungen untereinander bis ins Detail zu vergleichen, um herauszufinden, welche Vor- und Nachsilben für seine Sprache nützlich seien könnten. Diese Arbeit erwies sich als sehr bedeutend; denn Zamenhof gelang es so, die Anzahl der zu erlernenden Wortwurzeln drastisch zu verringern.

Ein erster Versuch

Anfangs überlegte Zamenhof, ob er nicht kurze Buchstabenkombinationen wie a, ab, ac, ad, ... ba, ca, da, ... e, eb, ec, ... be, ce, ... aba, aca, ... als Wörter verwenden könne. Doch diesen Gedanken verwarf er sofort wieder; denn es erwies sich als unmöglich, sich diese erdachten Wörtchen einzuprägen. Damals kam er zur Überzeugung, dass die Grundlage der Wörter Wortwurzeln aus romanischen und germanischen Sprachen sein müssten. So würde die neue Sprache in natürlicher Weise den europäischen Sprachen ähnlich werden. Zum Ende seiner Gymnasialzeit konnte Zamenhof seinen Schulfreunden die Grundlage einer Sprache vorstellen; ihr Name war "lingwe uniwersala". Mehrere seiner Freunde wurden von der Idee infiziert und erlernten die Sprache. Im Dezember 1878 kamen sie zusammen, um die Fertigstellung seiner ersten Sprachgrundlage zu feiern. Sie sangen sogar eine Hymne in der Sprache.

Erproben und Verbessern

Zamenhof wollte seine Sprache nicht gleich in größeren Kreisen vorstellen, teils weil er sich dazu zu jung fühlte, doch hauptsächlich, weil er die Sprache erst sorgsam erproben und viele Verbesserungen einarbeiten wollte. Einige der Gymnasiasten, die "lingwe uniwersal" lernten, versuchten, mit Erwachsenen darüber zu sprechen, ließen das aber schnell sein, wenn sie meist ausgelacht wurden. Zamenhof entschied, im Stillen an seinem Sprachprojekt weiterzuarbeiten, gerade um Spott und anderen Problem aus dem Weg zu gehen (Juden wurden ja damals aus verschiedensten Gründen verfolgt). Bei der praktischen Verwendung der Sprache, etwa der Übersetzung großer Werke, zeigte sich bei vielen Dingen, die aus theoretischem Blickwinkel erst gut zu funktionieren schienen, ein Änderungsbedarf, so dass er die Sprache dauernd verbesserte. Er stellte nach und nach fest, dass wörtliches Übersetzen vermieden werden muss, dass man statt dessen besser gleich in der neuen Sprache denkt. Und so fühlte Zamenhof dann, dass seine Sprache ihren eigenen Geist erhielt und zunehmend eine lebende Sprache wurde. Auf diese Weise wurde die Grundlage des heutigen Esperanto geboren.

Internationale Sprache "Lingvo Internacia"

Während seines medizinischen Praktikums in Warschau begann Zamenhof, einen Verleger zu suchen, um die neue Sprachgrundlage als Büchlein zu veröffentlichen. Er bereitete ein Manuskript mit dem Titel "Lingvo Internacia" (Internationale Sprache) vor, aber anstelle seines Namens verwendete er das Pseudonym "Doktoro Esperanto". Das Wort "Esperanto" bezeichnet dabei eine Person, die hofft, und so beschreibt das Pseudonym treffend den Augenarzt aus Białystok: ein Doktor, der auf eine bessere Welt, auf Einigung und Frieden zwischen den Völkern hofft. Aber er konnte nicht sofort das Büchlein veröffentlichen; denn es galt, zuerst eine Druckerei zu finden. Außerdem fehlte es an Geld.

Zum Glück (in mehrfacher Hinsicht) war er frisch verlobt mit Klara Silbernik, die seine Idee einer "neutralen Sprache" unterstützte. Im Sommer 1887 erhielt er finanzielle Unterstützung durch Klaras Vater. Einen Großteil davon verwendete er für die Herausgabe des sog. Unua Libro (Erstes Buch). Das Büchlein erschien erst in Russisch, danach in anderen Sprachen, und enthielt u.a. eine Vorrede, eine Beschreibung der Grammatik, ein kleines Wörterbuch und einige Gedichte in Esperanto. Das Büchlein verbreitete sich nach und nach unter Sprachfreunden und Idealisten, erst in Europa, dann auch auf den anderen Erdteilen.

Für das frisch vermählte Paar Zamenhof und die Kinder folgten hektische Jahre: Arbeit und nächtliche Esperanto-Korrespondenz. Sie waren nicht reich, dennoch gelang ihnen ein relativ gutes Leben, und 1905 hatten sie sogar genug Geld, um nach Frankreich reisen und am ersten Esperantokongress in Boulogne-sur-Mere teilnehmen zu können. Gute Stimmung herrschte dort unter den ca. 700 Teilnehmern aus 20 Ländern. Während der Eröffnungsfeier sprach Zamenhof ergreifend über seine Arbeit und seinen Glauben an eine Einigung der Menschheit. Hier ein Auszug aus seiner Rede:

"Seien wir uns der ganzen Tragweite des heutigen Tags bewusst! Denn heute trafen sich in Boulognes gastfreundlichen Mauern nicht Franzosen und Engländer, nicht Russen und Polen, sondern einfach Menschen und Menschen."

Nur ein naiver Idealist?

Was seine Ideen und Träume anlangte, war Zamenhof naiv; so suchte er ein neutrales religiöses Umfeld zu schaffen, in dem alle Gläubigen und Freidenker sich treffen und friedlich miteinander umgehen könnten, doch dieses Projekt hat sich nie verbreitet, auch nicht unter Esperantosprechern. Es ist richtig, dass sich Esperanto nicht massenhaft in der Welt ausbreitete, und dennoch hat es Hunderttausende oder gar Millionen Anwender, die die Sprache schätzen und in den unterschiedlichsten Bereichen anwenden. Kein anderes Sprachprojekt reifte zu einer lebenden Sprache heran, mit Sprechern in allen Erdteilen, täglicher Verwendung in internationaler Verständigung oder "internationalen Familien" (Eltern verschiedener Herkunft und Sprachhintergründe). Unter diesem Gesichtspunkt hatte Zamenhof sehr guten Erfolg, und wir Esperantosprecher haben den größten Respekt vor ihm und seiner kreativen Arbeit. Ihr verdanken wir, dass wir viel Inspiration und Freude erleben, dass wir freundschaftliche Beziehungen zu Menschen verschiedener Länder aufnehmen.


(Dieser Text stammt aus der originalen Esperanto-Ausgabe der Broschüre Entdecke Esperanto.)



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