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Hintergrund: Gaddafi und seine Kinder | tagesschau.de
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11.02.2012

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Ausland
Gaddafi und seine Söhne Hannibal und Saif al-Islam (Foto: picture alliance / dpa)
Hintergrund: Gaddafi und seine Kinder
Hintergrund: Der Gaddafi-Clan

Eine Familie und das Ende ihrer Macht

Muammar al Gaddafi hatte acht leibliche Kinder. Fast alle hatten Schlüsselpositionen in Politik und Wirtschaft inne. Während des Umsturzes flohen einige von Gaddafis Kindern ins Ausland, andere tauchten unter, einige gelten als tot. tagesschau.de gibt einen Überblick über den Gaddafi-Clan.

Mohammed al Gaddafi: Der älteste Sohn des langjährigen Machthabers leitete während der Herrschaft seines Vaters das staatliche Post- und Fernmeldeunternehmen und besaß zwei Mobilfunk-Anbieter. Außerdem führte er das Nationale Olympische Komitee. Der 1970 geborene Informatiker ist das einzige Kind von Gaddafi mit der vermögenden Offizierstochter und Lehrerin Fatiha. Die Ehe wurde 1969 nach einem halben Jahr geschieden.

Mohammed setzte sich zusammen mit seiner Stiefmutter, seinen Kindern und seinen Geschwistern Hannibal und Aischa nach Algerien ab.

Saif al Islam Gaddafi (Foto: REUTERS) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Galt lange als westlich orientiert: Saif al Islam al Gaddafi ]
Saif al Islam al Gaddafi: Mit Durchhalteparolen und bizarren Auftritten vor Kameras hat Gaddafis zweitältester Sohn während des Umsturzes mehrfach für Aufsehen gesorgt. Der Name Saif al Islam wird mit "Schwert des Islam" übersetzt.

Auch wenn er kein offizielles politisches Amt inne hatte, stand er während des Konflikts als einflussreicher Gesandter der Regierung im Mittelpunkt des politischen Geschehens. Lange Zeit galt Saif al Islam al Gaddafi als so etwas wie "das gute Gesicht" Libyens.

Saif al Islam gründete nach einem Studium der Architektur und Wirtschaftswissenschaften in Tripolis, Wien und London 1999 die formal unabhängige Gaddafi-Stiftung für Entwicklung. In den internationalen Schlagzeilen tauchte Saif al Islam al Gaddafi erstmals im Jahr 2000 auf, als er bei der Befreiung der entführten deutschen Familie Wallert auf den Philippinen half. Ihm gehörten bisher mehrere Wirtschaftsunternehmen.

Er wurde als das dem Westen zugewandte Aushängeschild aufgebaut und ist der international wohl bekannteste Sohn Gaddafis. An der renommierten London School of Economics erwarb er 2003 einen Doktortitel. Dieser ist allerdings umstritten - angeblich soll die Arbeit ein Plagiat sein, die Doktorwürde im Zusammenhang mit Spenden an die britische Hochschule stehen. Der Direktor der Hochschule trat deshalb zurück.

Nach Beginn des Aufstands im Osten des Landes zeigte Saif al Islam indes seine andere Seite und präsentierte sich zunehmend als Hardliner. So drohte er den Aufständischen in einem TV-Auftritt einen Bürgerkrieg an.

Im Juni erließ der Untersuchungsrichter des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag auf Antrag von Chefankläger Luis Moreno-Ocampo internationalen Haftbefehl gegen den 1972 geborenen Saif al Islam. Ihm werden schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen - darunter die persönliche Verantwortung für Morde an Hunderten regimekritischen Zivilisten.

Nach der Einnahme von Tripolis durch die Rebellen und den Zusammenbruch des Regimes gab es wiederholt Meldungen über den Tod oder die Festsetzung von Saif al Islam. Dennoch konnte er sich noch einen Monat nach dem Tod seines Vaters versteckt halten. In dieser Zeit verhandelte er ab mit dem IStGH über Bedingungen, unter denen er bereit wäre, sich zu stellen. Am 19. November wurde er nach Angaben der libyschen Regierung im Süden des Landes gefasst.

Al Saadi al-Gaddafi (Archivbild aus dem Jahr 2003) (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Als Fußballprofi mäßig erfolgreich: Al Saadi al Gaddafi (Archivbild von 2003) ]

Al Saadi al Gaddafi: Der 1973 geborene Gaddafi-Sohn besuchte die libysche Militärakademie und hat - wie sein Vater - den Rang eines Oberst. Nachdem er als Kommandant einer Eliteeinheit Islamisten in Libyen bekämpft hatte, ging er 2003 als Fußballprofi nach Italien. Er stand dort bei mehreren Erstliga-Mannschaften unter Vertrag, kam aber kaum zum Einsatz, bevor er sich nach Doping-Vorwürfen verabschieden musste.

Zuletzt war Al Saadi Präsident des libyschen Fußballverbandes. In von WikiLeaks veröffentlichten Einschätzungen von US-Diplomaten wird er 2009 als Mann beschrieben, der immer wieder Probleme mit Drogen und exzessiven Partys haben soll.

Im September floh Al Saadi nach Niger. Die dortige Regierung sagte, er stünde unter Beobachtung. Man wolle ihn nicht ausliefern, solange nicht sicher sei, dass er einen fairen Prozess bekomme.

Ursprünglich hatte es geheißen, Al Saadi sei zusammen mit seinem Vater auf der Flucht.

Mutassim Billah al Gaddafi: Der vermutlich 1975 geborene Sohn absolvierte eine militärische Ausbildung in Libyen und Ägypten. Nach einem Zerwürfnis mit dem Vater floh er vorübergehend nach Ägypten. Später durfte er in die Heimat zurückkehren und befehligte die einflussreiche Präsidentengarde. In den vergangenen Jahren wurde Mutassim Billah wiederholt vom Vater mit wichtigen politischen und diplomatischen Aufgaben betraut. Dem Übergangsrat zufolge soll Mutassim zunächst in Bouhadi, südlich von Syrte, gewesen sein. Nach der Einnahme von Bouhadi habe er die Verteidigung der Stadt Syrte angeführt. Am 13. Oktober wurde zunächst die Festnahme Mutassims gemeldet. Der Übergangsrat dementierte dies aber noch am selben Tag. Am 20. Oktober meldeten arabischen Medien unter Berufung auf Kämpfer des Übergangsrats, Mutassim sei in Syrte lebend gefasst worden. Muttassim soll am selben Tag wie sein Vater von Truppen des Nationalrats in Syrte getötet worden sein.

Hannibal Gaddafi (Foto: picture alliance / dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Sorgt für besonders viele Negativ-Schlagzeilen: Hannibal al Gaddafi ]
Hannibal al Gaddafi: Der Absolvent der Militärakademie in Libyen (geboren 1977) geriet wiederholt durch seinen luxuriösen Lebensstil und Gewalttaten in die Schlagzeilen. 2005 soll er eine Freundin in einem Pariser Hotel niedergeschlagen haben.

2008 verhaftete ihn die Schweizer Justiz, weil Hannibal in Genf Hausangestellte misshandelt haben soll. Angeblich soll er auch seine eigene Frau misshandelt haben. Die Affäre führte zu schweren diplomatischen Verwerfungen zwischen Libyen und der Schweiz. Hannibal al Gaddafi leitete zuletzt die libysche Schifffahrtsgesellschaft.

Hannibal ist mit seiner Familie nach Algerien geflohen.

Saif al Arab al Gaddafi: Über diesen Sohn ist wenig bekannt. Unterschiedliche Angaben zu seinem Geburtsjahr reichen von 1979 bis 1988. Nach Angaben der libyschen Regierung wurde Saif al Arab in der Nacht auf den 1. Mai bei einem NATO-Luftangriff auf Tripolis getötet. Eine unabhängige Bestätigung dafür gibt es allerdings nicht.

Saif al Arab al Gaddafi studierte in München, wo er mehrfach der Polizei auffiel, unter anderem wegen seines besonders lauten Ferraris und wegen Schlägereien in Nobel-Diskotheken. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelte unter anderem wegen Waffenschmuggels und Körperverletzung gegen ihn. Es kam in diesen Fällen jedoch nie zu einer Anklage.

Chamis al Gaddafi: Nach übereinstimmenden Berichten ist Chamis bei Kämpfen mit Rebellen außerhalb von Tripolis getötet worden. Allerdings erklärte die NATO Ende August, dass sie sich über seinen Verbleib nicht sicher sei.

Die Aufständischen hatten den vermutlich 1980 Geborenen bereits am 20. März nach einem Angriff auf die Gaddafi-Residenz in Bab al Asisija für tot erklärt, dann noch einmal nach einem Luftschlag Anfang August. Die libysche Führung dementierte jedoch diese Angaben. Im Bürgerkrieg befehligte er eine Eliteeinheit des Regimes.

Aischa al-Gaddafi (Foto: AFP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Inzwischen nicht mehr UN-"Ehrenbotschafterin": Aischa al Gaddafi ]
Aischa al Gaddafi: Die 1976 geborene Juristin ist die einzige Tochter des Herrschers. Sie studierte in Tripolis und Paris. Aischa gehörte zu der Gruppe von Rechtsanwälten, die den gestürzten und später hingerichteten irakischen Diktator Saddam Hussein verteidigte. Wegen ihres eleganten Aussehens und der langen blonden Haare wird sie "Claudia Schiffer Libyens" genannt.

Seit 2006 ist sie mit einem Cousin ihres Vaters verheiratet und leitete zuletzt eine libysche Wohltätigkeitsorganisation. Auf den Philippinen verhandelte sie mit der islamistischen Abu-Sayyaf-Gruppe über die Freilassung westlicher Geiseln. Seit 2009 war sie "Ehrenbotschafterin" der UNO zur Bekämpfung von Armut. Die UNO entzog ihr den Titel aber inzwischen.

Sie flüchtete Ende August nach Algerien. Dort brachte sie algerischen Regierungskreisen zufolge eine Tochter zur Welt.

Milad Abustaia al Gaddafi: Muammars Neffe unbekannten Alters wurde vom Herrscher adoptiert. Während eines US-Bombenangriffs auf Tripolis 1986 soll er nach libyscher Legende das Leben des Machthabers gerettet haben. Die 15 Monate alte Adoptivtochter Hana wurde bei dem Bombardement getötet. Aktuelle Angaben zu seinem Verbleib gibt es nicht.

Stand: 19.11.2011 12:52 Uhr
 

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