FTD Wie soll das in Deutschland funktionieren?
Cremer Mannheim und die WHU zeigen, dass das durchaus möglich ist. Ich halte das Modell der Universität Mannheim auch für andere staatliche Hochschulen für geeignet. Die haben ihre Business-School als eigenständige GmbH aus der Universität ausgegliedert. So bekommen sie Reputation und Akzeptanz in der Wissenschaft und haben finanzielle Autonomie. Heute in Deutschland eine Business-School ganz ohne Angliederung an eine Universität aufzubauen, halte ich für nicht machbar.
FTD Das versucht die European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin seit sieben Jahren.
Cremer Was ich bisher sehe, überzeugt mich wenig. Die ESMT ist nicht unter den besten deutschen Business-Schools, einschließlich der traditionellen deutschen BWL-Fakultäten. Und international ist sie auch nicht sichtbar. Um eine gute Business-School aufzubauen, braucht man gute Professoren, gute Studenten, eine gute Infrastruktur, einen gemeinsamen Spirit und viel Geld. Ich sehe nicht, dass diese Faktoren schon ausgewogen entwickelt sind.
FTD Viele Hochschulen halten den MBA nach wie vor für überflüssig.
Cremer Man muss das Konzept verstehen. Es ist ein Irrtum zu glauben, der MBA sei nur eine neue Bezeichnung für den bisherigen Diplom-Kaufmann. Der klassische MBA entfaltet seine größte Produktivität bei Studenten ohne wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund, die schon über Berufserfahrung verfügen.