USA: Regierung gibt "Pille danach" frei
In den USA können künftig alle Frauen die "Pille danach" rezeptfrei bekommen. Nach einem jahrelangen Gerichtsstreit hat die Regierung ihren Widerstand aufgegeben - und die Altersbeschränkung aufgehoben.
Washington - Der heftige Streit über die "Pille danach" in den USA ist beigelegt: In Zukunft soll es das Medikament rezeptfrei und ohne Altersbegrenzung geben. Das Weiße Haus in Washington gab am Montag seinen Widerstand gegen eine entsprechende Gerichtsentscheidung auf und ebnete dem freien Verkauf damit den Weg. Mit der Entscheidung endet ein insgesamt mehr als zehn Jahre dauernder Gerichtsstreit.
Die etablierte "Pille danach" enthält dieselben Wirkstoffe wie manche Antibabypillen, allerdings deutlich höher dosiert. Wird sie innerhalb von 72 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingenommen, kann sie eine Schwangerschaft verhindern. Eine hundertprozentige Sicherheit bietet sie allerdings nicht. Aus diesem Grund sollten Mädchen und Frauen sie auch nur bei einer Verhütungspanne oder einem anderen Notfall einsetzen.
Damit der rezeptfreie Verkauf beginnen kann, muss der Hersteller der "Pille danach" nun noch den formellen Antrag auf einen rezeptfreien Verkauf ohne Altersbeschränkung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA stellen. Sobald dieser Antrag eingegangen sei, werde die FDA "ihn umgehend genehmigen", hieß es in einer Erklärung. Dann könne die "Pille danach" ohne jede Beschränkung in den USA verkauft werden.
In Deutschland Rezeptpflicht für alle
US-Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius hatte im Dezember 2011 festgelegt, dass die Notfallverhütung nur für Frauen ab 17 Jahren ohne Rezept erhältlich sein soll. Ein US-Bundesgericht kippte die Regelung allerdings Anfang April. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass die Vorschrift "politisch motiviert" und "wissenschaftlich nicht gerechtfertigt" sei.
Gegen das Urteil legte die US-Regierung Einspruch ein, sie warnte vor sozialen und gesundheitlichen Gefahren der Entscheidung. Diesen Einspruch zog das Weiße Haus nun zurück. Dem Urteil war ein Streit zwischen Sebelius und der US-Aufsichtsbehörde FDA vorausgegangen.
Die FDA hatte empfohlen, die "Pille danach" (Plan B One-Step) allen Frauen unabhängig vom Alter rezeptfrei zugänglich zu machen. Sebelius setzte diese Empfehlung außer Kraft. Die Entscheidung, entgegen der inhaltlichen Stellungnahme der fachlich zuständigen FDA-Mitarbeiter zu handeln, war ein einmaliger Vorgang. Nie zuvor hatte ein Gesundheitsminister sich öffentlich so gegen die Fachbehörde gestellt.
In Deutschland ist die "Pille danach" anders als in vielen anderen Ländern uneingeschränkt rezeptpflichtig. Deutsche Frauenärzte stehen einer frei verkäuflichen Verhütung nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr äußerst kritisch gegenüber. Als Argumente für die Rezeptpflicht führen sie ausführliche Beratungsgespräche beim verschreibenden Arzt an, bei denen auch auf die Antibabypille und Geschlechtskrankheiten hingewiesen werde. Zuletzt hatte es Diskussionen über die Rezeptpflicht gegeben, nachdem der Anbieter DrEd.com die "Pille danach" über das Internet angeboten hatte.
Erfahren Sie hier mehr zur Verhütung: Was man über die Pille wissen sollte +++ "Pille danach" online bei DrEd.com +++ Ist die "Pille danach" Abtreibung?
irb/dpa
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