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Oper Frankfurt „Oberto“: Da sind sie ja schon, Vater, Tochter, Tenor | Musik - Frankfurter Rundschau
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Musik

19. Februar 2016

Oper Frankfurt „Oberto“: Da sind sie ja schon, Vater, Tochter, Tenor

 Von 
Maria Agresta, dahinter Dirigent Jader Bignamini in der konzertanten "Oberto"-Aufführung.  Foto: Wolfgang Runkel

„Oberto“, das Bühnendebüt von Giuseppe Verdi, in einer konzertanten Aufführung an der Oper Frankfurt.

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Das ist der Galopp, zu dem im Salon der Traviata die Sektgläser fliegen. Das ist die Nacht, in der Gilda erschlagen wird. „Oberto, conte di San Bonifacio“ stellt das Frühwerk eines 26 Jahre alten Bellini- und Donizetti-Hörers dar, tapfer geschrieben auf ein schwächelndes Libretto. Aber in der Frankfurter Oper war zur hiesigen konzertanten Erstaufführung doch ein eindeutiger und verheißungsvoller Giuseppe Verdi zu erleben. Seinerzeit wurde das an der Mailänder Scala auch so gehört, der Nachwuchskomponist bekam einen Anschlussvertrag für drei weitere Werke, es gab eine ordentliche Serie von 14 Abenden.

Die Kritik freilich beklagte einen mangelnden Einfallsreichtum des jungen Mannes, und als der große Durchbruch vollzogen war, verschwand das Debüt verständlicherweise in der Versenkung. Trotzdem ist die Musik eine Freude und wird gelegentlich hervorgezogen, zuletzt in der Gegend Ende 2012 am Stadttheater Gießen: Eine schöne Aufnahme (bei Oehms erschienen) wurde daraus, wobei auch die Gießener auf eine szenische Aufführung verzichteten.

Die Geschichte handelt von einem gestrengen Vater (dem Titelhelden), der das Glück der Tochter ohne mit der Wimper zu zucken fahrenlässt – schon gar nicht mit der Wimper zuckte im Frankfurter Opernhaus der prächtige Bassbariton Kihwan Sim –, weil er vor Rachedurst taub und blind ist. Die Tochter ist vor Beginn der Oper von einem verräterischen Tenor sitzengelassen worden, generell wird die Vorgeschichte – zumal in ihren politischen Implikationen – allerdings recht rumpelig in die Bühnenvorgänge gefügt.

So dass die Konstellation merkwürdig simpel wirkt: Der böse Tenor will jetzt neu heiraten, nachdem die verzweifelte Tochter sich vertrauensvoll an die Verlobte gewandt hat, lenkt diese stante pede ein. Würde der Vater nicht auf einem Duell mit dem Verräter bestehen, könnte sich die Angelegenheit noch halbwegs zum Guten wenden. Wie die Dinge aber liegen, hört man zu der reuigen Wehklage des Tenors den Bass aus dem Off sterbend stöhnen.

Darauf wurde hier verzichtet, auch gehörte der Premierenabend zu den weniger lebhaften konzertanten Frankfurter Aufführungen. Das lag nicht an den wunderbar agilen, lyrisch und dramatisch gleichermaßen eingestellten Frauen – alleine was Karen Vuong aus der winzigen Rolle als zagend sympathisierende Vertraute der Braut machte, hätte einen Regisseur schon froh machen können –, sondern an den doch statuarischen und zudem sehr auf ihre Notenbücher angewiesenen Herren. Freilich könnte das auch mit einem Libretto zusammenhängen, das die Figuren – gerade das Verdi-Trio Vater-Tochter-Tenor – eher nebeneinander gestellt, als ernsthaft zueinander in Beziehung setzt.

Fast auf Sängerfestniveau

Gesungen wurde aber fast auf Sängerfestniveau. Alles überragte Maria Agresta – erstmals in Frankfurt – als hochdramatische, aber selbst in den Spitzentönen nicht grelle Leonora (die unglückliche Tochter, die nachher aber bescheiden ins Kloster geht, statt zu sterben oder wahnsinnig zu werden). Ihr milderes, auch stimmliches samtigeres und geradezu nachdenkliches Pendant war Claudia Mahnke als Cuniza (die neue Verlobte).

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Machtvoll und idealtypisch entfaltete sich Kihwan Sim, während Sergio Escobar als Schuft Riccardo im ersten Akt offenbar an einer kurzzeitigen Indisposition laborierte und sich hüstelnd und unter einem Spitzenwackler sowie einer kleinen Auslassung im Duett mit Cuniza über die Runden brachte. Dabei war ein großer, nur manchmal eine Spur belegt wirkender Verdi-Tenor mit enormem Stimmmaterial zu hören.

Der italienische Dirigent Jader Bignamini, der in Frankfurt sein Deutschland-Debüt gab, wirkte als solider und wohltemperierter Anführer. Schwungvoll und ausdifferenziert sein Verdi, mit verfeinertem Hum-ta-ta und glückender Hervorhebung der spitzenmäßigen Bläser des Opernorchesters. Glanzvoll der Chor, der die Handlung melancholisch und mitleidig begleitet.

Oper Frankfurt: 20. Februar. www.oper-frankfurt.de

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