Saft- und kraftlos ist Mainz 05 in die Winterpause gestolpert. Die Rheinhessen waren am Sonntag beim 0:2 (0:1) bei der Überraschungsmannschaft Hertha BSC ohne jedwede Siegchance und rutschten damit auf den achten Tabellenplatz ab. Die Stimmung beim Gegner, der den dritten Sensationsplatz souverän verteidigte, war hinterher allerbestens. „Das war ein toller Abschluss einer bärenstarken Vorrunde“, freute sich der Berliner Sportchef Michael Preetz. Der Mainzer Chefcoach Martin Schmidt lobte den Gegner und wollte „nicht groß an meiner Mannschaft rumnörgeln“. Der Schweizer konstatierte: „Wir können nichts anderes tun, als dem Gegner für eine Topleistung und eine sehr gute Hinrunde zu gratulieren. In der ersten Halbzeit haben wir nicht unser normales Gesicht gezeigt. Das waren nicht wir. Für 24 Punkte brauchen wir uns aber nicht zu schämen, einen achten Platz schaffen wir nicht alle Jahre.“
Es waren kaum mehr als zehn Minuten gespielt, als Schmidt seine Spieler aus der Coachingzone heraus aufforderte, endlich mal aufzuwachen. Aber die hörten nicht auf ihren Vorgesetzten. Phlegmatisch huschten sie über den Fußballplatz des trotz des Hertha-Höhenflugs bei weitem nicht ausverkauften Berliner Olympiastadions. In der 34. Minute war es folgerichtig Vladimir Darida, der zu Saisonbeginn aus Freiburg verpflichtete Volltreffer der Hertha, dem mit einem präzisen Linksschuss die Berliner Führung gelang. Beide Mainzer Innenverteidiger hatten sich zuvor nicht auf dem Posten gezeigt. Erst verlor Stefan Bell einen Zweikampf gegen Vedad Ibisevic, dann ging Niko Bungert viel zu früh zu Boden.
Die Gastgeber hatten das Spiel voll im Griff, vor allem auf der linken Seite über den starken Marvin Plattenhardt marschierten sie immer wieder gefährlich nach vorn, der Mainzer Daniel Brosinski hatte seine liebe Müh und Not mit dem schnellen Plattenhardt. Auf der anderen Seite blieben die wenigen Mainzer Angriffsbemühungen regelmäßig im Mittelfeld stecken, und wenn Stürmer Yoshinori Muto mal in Szene gesetzt werden sollte, konnte jeder sehen, dass der Japaner völlig am Ende seiner Kräfte ist.
Zur Pause brachte Schmidt zunächst Pablo de Blasis für den zuvor fast unsichtbaren Christian Clemens, der überraschend in der Startformation gestanden hatte. Aber das brachte nichts. Nachdem de Blasis den Ball im Mittelfeld verloren hatte, konnten die Mainzer den folgenden Konter nicht unterbinden. Wieder kam Ibisevic an den Ball und legte sehr geschickt vor, und wieder sah danach der sonst so zuverlässige Bungert viel älter aus, als er ist. Kalou kam viel zu leicht am Mainzer Innenverteidiger vorbei, sein knochentrockener Schuss ins rechte Eck war für Loris Karius, der nicht immer sicher wirkte, unerreichbar.
Die Mainzer fuhren auf der letzten Rille. Kapitän Julian Baumgartlinger gelang rein gar nichts, Yunus Malli auch nicht viel mehr, Danny Latza rannte meist hinterher, die Kraft fehlte ganz einfach. Muto und Latza wurden folgerichtig in der 65. Minute ausgewechselt und durch die beiden Zentrumsstürmer Florian Niederlechner und Jhon Cordoba ersetzt. Aber die Berliner verteidigten viel zu konzentriert – und sie hatten Pech, als Ibisevic Tor zum 3:0 wegen Abseits abgepfiffen wurde, ehe de Blasis mit einem Verzweiflungsschuss die Oberkante der Latte traf. Immerhin.
Niko Bungert war hinterher bedient: „Hertha hat es auf der einen Seite gut gemacht und wir haben nicht die Lösung gefunden. Und ich sehe bei den Gegentoren sicher auch unglücklich aus, aber wenn man am Ende als Abwehrspieler eins gegen eins steht, ist auch vorher schon einiges schiefgelaufen.“ Insgesamt, so Bungert, „sind wir aber im Soll, wir haben eine gute Hinrunde gespielt“. (jcm)
[ Hat Ihnen der Artikel gefallen? Dann bestellen Sie gleich hier 4 Wochen lang die neue digitale FR für nur 5,90€. ]
Anzeige
Anzeige
Anzeige