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Frankfurt-Dornbusch: Streit um Bau | Frankfurt - Frankfurter Rundschau
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03. März 2016

Frankfurt-Dornbusch: Streit um Bau

 Von Michael Rebmann
Hier soll der Neubau entstehen.  Foto: peter-juelich.com

Das Bauvorhaben der freikirchlichen Gemeinde des Nazareners an der Hügelstraße im Dornbusch sorgt für Wirbel. Anwohner werfen der Kirche vor, sich nicht für die Belange des Viertels zu interessieren, die Gemeinde weist die Vorwürfe zurück.

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„Mit Augenmaß bauen“

Die Anwohnerinnen Eva Wener und Beate Maurer halten das Bauvorhaben der freikirchlichen Gemeinde im Frankfurter Stadtteil Dornbusch für überdimensioniert:

Frau Wener, Frau Maurer, was stört Sie am Bauvorhaben der Kirche?
Wener: Grundsätzlich ist es gut, dass das Gelände entwickelt wird. Was uns stört ist, dass ausschließlich finanzielle Ziele das Bauprojekt bestimmen. Hier steht nicht der Mensch im Vordergrund, sondern ökonomische Interessen. Ich empfinde das Projekt weder als sozial noch als ökologisch nachhaltig. Hier wird ein Objekt für die nächsten hundert Jahre stehen, das nicht zu Ende gedacht wurde.

Maurer: Der de facto fünfgeschossige Neubau der Kirche des Nazareners (KDN) wird künftig das mit Abstand höchste Gebäude im Quartier sein. Aber das ist nicht das einzige Problem: Die maximale Bebauung und der Praxisbetrieb ziehen eine Infrastruktur nach sich, für die der verbleibende Raum schlicht nicht ausreicht. Neben 13 Parkplätzen, Wegen und der Müllstellfläche bleibt kein Platz mehr für Bäume oder Grün. Es sind insgesamt 1200 Quadratmeter Parkplatzfläche geplant, aber keine Freiflächenqualität für die neuen Mieter.

Frankfurt braucht neue Wohnungen. Die Menschen müssen ja auch irgendwo wohnen. Stört Sie der Neubau nur, weil er direkt neben Ihren Häusern errichtet wird?
Wener: Nein! Nachverdichtung ist grundsätzlich sinnvoll, wenn sie umgebungsverträglich und mit Augenmaß betrieben wird. Und das Bedürfnis der Menschen nach Grünfläche darf schon aus stadtklimatischen Gesichtspunkten nicht aus den Augen verloren werden. Das Problem ist also nicht, dass gebaut wird, sondern nur wie.

Was würde hier denn besser passen?
Wener: Es wäre problemlos möglich, ein viergeschossiges Gebäude ohne zusätzliches Staffelgeschoss zu bauen. Ersetzt man darüber hinaus die geplante Arztpraxis durch eine Wohnung, spart man drei Parkplätze, gewinnt weiteren Wohnraum und ein Gebäude, das mit einer Höhe von rund zwölf Metern zumindest den dahinterliegenden Wohnblock nicht überragt.

Maurer: Die KDN hat einen Parkplatz von 730 Quadratmetern Größe. Statt weitere 780 Quadratmeter Grünfläche umzuwandeln, könnten – ohne bauliche Veränderung – alle erforderlichen Stellplätze dort ausgewiesen werden, zumal der Parkplatz nur sonntags für wenige Stunden genutzt wird und ansonsten leer steht.

Sie werfen der Kirche vor, die Anwohner getäuscht zu haben. Erklären Sie mal...
Maurer: Die KDN behauptet, man sei den Anwohnern mit einer Verkleinerung schon entgegengekommen, dabei ist es rechtlich gar nicht zulässig, noch mehr Fläche zu bebauen.

Wener: Es wurde öffentlich erklärt, es würden keine Bäume gefällt. Dabei lagen zu diesem Zeitpunkt bereits Fällanträge für alle Bäume vor. Trotzdem werden noch immer Freiflächenpläne mit Baumbestand gezeigt, die schon aus Platzmangel so nicht umsetzbar sind.

Sie befürchten, dass die Nazarener ihre Pläne von einem Ökohaus mit grünem Dach nicht umsetzen können. Warum?
Wener: Die gezeigten Ökohauspläne entsprechen überhaupt nicht den bislang eingereichten Bauplänen. Doch selbst wenn sie noch nachgereicht werden: Die Bauherrin kann leider von niemandem zur Umsetzung der Begrünungspläne verpflichtet werden. Schon in der Vergangenheit hat die KDN rechtsverbindliche Begrünungen einfach nicht realisiert.

Maurer: Die KDN hat angeblich keine Eigenmittel und kaum Rücklagen. Eine Hausbegrünung ist jedoch teuer. Pfarrer Schwarzfischer hat sogar öffentlich erklärt, dass die Begrünung nur realisiert wird, wenn am Ende noch Geld dafür übrig bleibt.

Wener: Wird die Dachbegrünung nicht umgesetzt , befürchten wir zudem Probleme mit der Entwässerung. Die Gemeinde hat bereits große Teile ihres Geländes versiegelt. Im schlimmsten Fall läuft das Wasser künftig in unsere Keller. Wir haben dann niemanden, den wir in Haftung nehmen können.

„Die Pläne waren einsehbar“

Die freikirchliche Gemeinde des Nazareners sieht sich zu unrecht angegriffen. Das sagt Gemeinde-Pfarrer Wolfgang Schwarzfischer.

Herr Schwarzfischer, die Nachbarn werfen Ihnen vor, bei Ihrem Bauvorhaben ausschließlich finanzielle Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Haben sie recht?
Nein, das stimmt nicht. Wir wollen etwa darauf verzichten, das Maximum an Miete aus unseren künftigen Wohnungen rauszuholen. Unser Mietpreis liegt ein ganzes Stück unter dem Mietspiegel. Wir wollen eine Durchmischung des Quartiers erreichen. Wir wollen Raum für Familien schaffen.

Die Anwohner befürchten, dass Sie Ihre Pläne für ein Ökohaus nicht umsetzen können. Was sagen Sie dazu?
Das Ökohaus ist in unserem Konzept fest verankert. Es ist Bestandteil der Bauunterlagen. Wir sind schon lange mit einem Energieberater im Gespräch und haben für die Beratung und das Erstellen der Pläne viel Geld ausgegeben. Das hätten wir nicht gemacht, wenn wir das nicht bauen wollten. Andererseits haben wir nur ein gewisses finanzielles Polster.

Das heißt, wenn das Geld ausgeht, kann das Ökohaus nicht realisiert werden?
Wenn es beispielsweise zu erheblichen Bauverzögerungen kommt und etwa die Zinsen steigen, dann wird es schwieriger, ja.

Ein Hauptkritikpunkt ist die Höhe des Hauses. Bleibt es bei vier Etagen und einem Staffelgeschoss?
Ja, das bleibt so. Der Bauplan gibt es her. Aus Sicht der Nachbarn ist es ein großes Haus, das gebe ich zu, andererseits haben wir die Grundfläche gegenüber der ersten Planung reduziert.

Wieso bauen Sie nicht niedriger?
Der Aufwand wäre immens. Das gesamte Finanzierungskonzept ist darauf abgestimmt. Natürlich haben wir geprüft, ob wir so groß bauen müssen. Aber anders ist es nicht finanzierbar – und zwei zusätzliche Wohnungen kann Frankfurt gut brauchen.

Was passiert mit den Grünflächen, die jetzt noch auf ihrem Grundstück vorhanden sind. Müssen die Parkplätzen weichen?
Wir werden Rasengitterpflaster verlegen und Pflaster aufbrechen, um Bäume zu pflanzen. Daneben wird es Bete und Rasenfläche geben. Aber die große Wiese wird Parkplätzen weichen müssen. Das passiert nicht, weil wir es so wollen, sondern weil die Stadt uns eine gewisse Anzahl an Parkplätzen vorschreibt. Außerdem: Für jeden Baum den wir fällen, werden wir einen neuen pflanzen.

Haben Sie von Anfang an klar kommuniziert und die Nachbarn mit in Ihr Bauvorhaben eingebunden?

Ja, wir haben den Nachbarn mitgeteilt, was wir vorhaben und haben die Pläne bei uns in der Kirche ausgehängt. Natürlich ändern sich Pläne aber zuweilen. Die jeweils aktuellen Pläne waren für die Nachbarn einsehbar. Und einige haben bei uns geklingelt, um die Pläne zu besichtigen.

Ihnen wird vorgeworfen, sich nicht um die Belange der Nachbarn zu kümmern, weil viele Ihrer Gemeindemitglieder von weiter außerhalb kommen. Stimmt das?
Wir haben das Interesse, neue Räume auch für unsere Gemeinde zu schaffen, da wir derzeit nicht gerade viel Platz haben. Aber ich finde es nicht fair zu behaupten, dass uns das Viertel egal sei. Wir betreiben hier einen Kindergarten, eine offene Kinder- und Jugendarbeit und einiges mehr. Wir haben bewusst entschieden, für die Menschen hier auch Wohnraum zu schaffen.

Warum hat sich die Situation so hochgeschaukelt?

Ich glaube, es hat sich eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Ich glaube auch, dass es viele Leute gibt, die um den Wert ihrer Grundstücke fürchten. Der Blick auf eine Wiese ist eher mehr wert als der Blick auf ein Haus. Viele Leute hier genießen einen sehr hohen Lebensstandard und fürchten nun, dass sie Einbußen hinnehmen müssen. Hinzukommt, dass die Anwohner in der Ecke durch andere Neubauprojekte schon zuvor sehr belastet waren. Vielleicht ist es eine Mischung aus allem.

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