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Finanzen: Prognose unmöglich | Gastwirtschaft - Frankfurter Rundschau
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Gastwirtschaft
Andere Ansichten, andere Haltung - die Wirtschaftskolumne der Frankfurter Rundschau

22. Januar 2016

Finanzen: Prognose unmöglich

 Von 

Unwägbare Ereignisse bestimmen die Kapitalmärkte

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Zwischen all dem Rauf und Runter an den Kapitalmärkten zu Beginn des Jahres ist mir eine Anekdote aufgefallen: Der Hedgefonds Nevski Capital hat seinen Anlegern ihr Kapital zurückgezahlt, weil das Management in Zeiten verzerrter Märkte keine seriösen Investment-Strategien entwickeln kann; die Erklärung dafür gipfelt in der Aussage „die bislang gültigen ökonomischen Gesetze sind ausgesetzt“. Nun ist Nevski kein Garagenfonds, der eine Entschuldigung sucht, sondern hat in den letzten Jahren circa. 18 Prozent  Rendite pro Jahr erwirtschaftet.

Wie man es auch nennt – Schmetterlings-Effekt, Schwarzer Schwan oder Fat Tail Risk – in unserer komplexen Welt geben unwägbare Ereignisse die Richtung an den Kapitalmärkten vor; die lang erprobten, auf Zahlen basierenden Erklärungsmuster stoßen an ihre Grenzen.

Solange man den Fakten ins Auge sieht und so reagiert wie Nevski Capital, sehe ich da kein Problem. Der Babel’sche Turm unserer Finanzwelt allerdings ist auf Modellen aufgebaut, die „rationale“ Wirkungsketten und eine valide Datenbasis voraussetzen.

Wenn nun gleichzeitig der jüngste Bericht des World Economic Forum konstatiert, dass die Risiken in allen Bereichen – umweltbezogen, gesellschaftlich, wirtschaftlich, politisch und technologisch – gestiegen sind und als langfristig drängendstes Problem die Klimaerwärmung gesehen wird, darf man gern nervös werden. Denn wie   viele Banken    testen schon die Resistenz ihrer Bilanzen gegen Klimamodelle? Wie zuverlässig sind die Datenbasen unserer Sorgenkinder China und Brasilien?

Vor allem aber kommt hinzu, dass der Zündstoff für den nächsten Finanzcrash, die globale Verschuldung, seit 2007 um  57 Billionen Dollar gestiegen ist. Das ist eine Zahl mit zwölf Nullen, auf die aus Risikosicht noch die  700 Billionen Dollar Gesamtsumme der weltweit ausstehenden Derivate addiert werden muss. Und ja, ich weiß, dass es unseriös ist, mit Gesamtsummen zu rechnen. Aber all die Risikomodelle, mit denen diese  700 Billionen Dollar auf ein Netto-Risiko von drei Billionen klein gerechnet werden, werden im Falle eines Crashs obsolet sein.

Das alles mag manchem zynisch und unwissenschaftlich vorkommen, aber zynisch ist auch der Versuch uns Bürgern einzureden, die nächste Bankenrettung werde ohne Beteiligung des Steuerzahlers abgewickelt, weil wir seit 2016 gemeinsame Abwicklungsmechanismen haben.

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