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Frankfurter Rundschau  - Feminismus macht glücklich!
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Internationaler Frauentag
Feminismus macht glücklich!
Bascha Mika
Bascha Mika ist Chefredakteurin der FR.
 Foto: Gaby Gerster
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Am großen Rad drehen die Männer. Dagegen hilft nur handeln, und das heißt häufig, auf einem Menschenrecht zu beharren: soziale und ökonomische Gleichberechtigung.

Die Welt ist ein Misthaufen, Männer hocken oben drauf und krähen. Wo immer gemordet, verwüstet, kaputt gemacht und zerstört wird, sind sie lustvoll dabei. Ob blutrünstig beim IS oder abgezockt in der Wallstreet. Männer konstruieren die Uhren, nach denen die Gesellschaft tickt. Sie verabreden die politische Agenda, kontrollieren das Privatleben, haben die Macht, das Geld und die Aufmerksamkeit. Und was sie damit anstellen, ist allzu oft von Übel.

Soweit der hässliche Befund. Polemisch zugespitzt, zweifellos, nichtsdestoweniger realitätstauglich. Und dazu braucht es noch nicht einmal den globalen Blick. Wer sich allein hierzulande umschaut, stellt fest: Ob in der Kultur oder der Arbeitswelt, im Parlament, in Universitäten oder den Medien – es ist der männliche Teil der Gesellschaft, der das große Rad dreht und die Vermögen anhäuft. Noch immer. Über 100 Jahre, nachdem Frauen zum ersten Mal aufbrachen, um die Welt für sich zu erobern, fast 50 Jahre nach dem zweiten Versuch.

Interessant dabei ist, dass unser gesellschaftliches Selbstverständnis wenig von diesen Machtverhältnissen widerspiegelt. Im öffentlichen Diskurs bestätigen wir uns gern, wie sehr sich die Rollen bereits gewandelt haben. Männer und Frauen auf Augenhöhe? Klar doch! „Verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Verhaltensstarre“, hat der Soziologe Ulrich Beck dieses Phänomen genannt.

Denn ähnlich wie beim rechten Gedankengut, das trotz jahrzehntelanger Zivilisierungsprozesse bislang nicht ausrottbar scheint, werden steinalte Geschlechtermuster lebendig, sobald man an der kollektiven Oberfläche kratzt. Bei einer Umfrage meinten weit über die Hälfte der deutschen Männer, dass doch endlich Schluss sein müsse mit der Emanzipation. Dabei werden Frauen noch nicht einmal formell gleichbehandelt, geschweige denn im gelebten Leben.

Wie lässt sich so viel Ignoranz und Beharrungsvermögen begegnen? Im Nahbereich helfen manchmal nur Ironie und Gelassenheit. Schließlich wollen die meisten von uns doch mit den – mit unseren – Männern leben. Doch politisch haben wir damit noch nichts erreicht. Da hilft nur, aktiv zu werden. Und die Komplizenschaft mit dem männlich dominierten System, die es uns Frauen scheinbar herrlich bequem macht, endlich aufzukündigen. Den Hintern hoch und handeln!

Das muss keineswegs, kann aber unter dem Banner des Feminismus passieren. Ein häufig geschmähter und missbrauchter Begriff, nichtsdestoweniger hilfreich. Schon weil sich dahinter verschiedenste feministische Ansätze versammeln. Was in Deutschland noch immer zu wenig wahrgenommen wird – Feminismus heißt Vielfalt!

Denn was bedeutet er anderes, als auf einem Menschenrecht zu beharren? Für die soziale und ökonomische Gleichberechtigung einzutreten, auf allen Ebenen, in allen Bereichen. Im Politischen und Privaten. Warum sollten wir uns diese Idee von Übelkrähen stehlen lassen? Zumal Feminismus auf eine Win-Win-Situation zielt. Es geht darum, für alle die Rollenzwänge aufzubrechen. Für Menschen in den unterschiedlichsten Lebensrealitäten, weltweit. Der Feminismus hat sich längst aus dem männlich-weiblichen Antagonismus befreit – was nicht bedeutet, die Machtverhältnisse aus dem Blick zu verlieren, vielmehr gegen jede Ideologie der Ungleichwertigkeit anzutreten. Männer, die sich als Feministen bekennen, wissen das.

In der amerikanischen Verfassung ist neben dem Recht auf Freiheit und Gleichheit das Streben nach Glück als Menschenrecht festgeschrieben. Was ist größeres Glück, als selbstbestimmt leben zu können? Deshalb macht Feminismus glücklich!

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