Als Annelie M. (Name von der Redaktion geändert) am Abend im Internet nach einer neuen Wohnung in der Landeshauptstadt sucht, erhält sie ein unmoralisches Angebot: Ein Mann schreibt der 37-Jährigen, dass er ihr eine Wohnung zur Verfügung stellen könne – gegen Sex. Zwei- bis viermal die Woche, dann zahle sie nur 200 Euro im Monat, so sein Angebot.
Mehrfach schreiben die beiden daraufhin E-Mails hin und her. „Ich wollte wissen, ob das ein Scherz ist, oder ob er das ernst meint und wie weit er geht.“ Dass sie auf ein solches Angebot nicht eingehen würde, habe von Anfang an festgestanden, erzählt sie. „Das ist ziemlich dreist. Ich prostituiere mich doch nicht für eine Wohnung.“
Auf die Frage, ob es teurer würde, wenn sie nur einmal pro Woche Sex hätten, antwortete der Mann, der sich als 31-jähriger Jungunternehmer ausgibt, mit einem klaren „Ja“. „Ich dachte an zwei bis viermal Sex in der Woche und ja bei einem Mal wird die Wohnung dann teurer“, schreibt er. Und er schickt noch ein Angebot hinterher: Wenn er sein Büro in der 40 Quadratmeter großen Wohnung lassen könne, dann zahle M. nichts.
Daraufhin bricht M. den Kontakt ab. „Das wurde mir zu heikel. Er wollte auch Fotos sehen und sich mit mir zum Kaffee verabreden.“ Aber da sei es ihr doch mulmig geworden. „Und außerdem wollte ich sein Angebot nicht annehmen.“
Im Internet liest sie, dass solche Angebote vor allem in Großstädten nicht ungewöhnlich sind. Tatsächlich hatten im vergangenen Jahr zwei Frauen Anzeige erstattet, wie Polizeisprecher Markus Hoffmann auf Anfrage angibt. Auch ihnen sei auf ähnliche Weise in sozialen Netzwerken im Internet ein unmoralisches Angebot unterbreitet worden. Und auch der Mieterbund in Wiesbaden kennt solche Vorgänge, wie Geschäftsführerin Eva-Maria Winckelmann berichtet.
„Aber das sind Gott sei dank Einzelfälle“, sagt sie, fügt aber hinzu, dass nicht auszuschließen sei, dass es weitere Vorfälle gibt, „von denen wir nichts mitbekommen“. Winckelmann weiß um die derzeit angespannte Situation auf dem Wiesbadener Wohnungsmarkt. Viele Studierende seien noch immer auf der Suche nach einer Bleibe. Die Wartelisten für einen Platz in den Studentenwohnheimen seien lang. Und auch auf dem Markt für kleinere Wohnungen sei die Nachfrage höher als das Angebot. „In solch Situationen gibt es leider immer wieder schwarze Schafe, die das ausnutzen“, so die Expertin.
Winckelmann rät jedem davon ab, auf ein solch unmoralisches Angebot einzugehen. Der Mieter solle sich selbstbewusst zeigen, vor allem dann, wenn das Mietverhältnis schon bestehe und der Vermieter auf einmal vor der Tür stehe und Sex verlange. „Das ist auch schon vorgekommen“, erzählt Winckelmann. Nach der ersten Abfuhr habe der Mann locker gelassen.
„Wenn das nicht der Fall ist, dann sollte man sich an die Polizei wenden“, rät Winckelmann und räumt mit einem Vorurteil auf. „Es sind nicht nur Vermieter, die Sex von ihren Mietern wollen. Auch ein Mann hat sich bei uns über das Angebot seiner Vermieterin beschwert.“
Auch, wenn sich Wohnungssuchende über solche Angebote ärgern – strafrechtlich belangt werden kann der Vermieter im Fall von Annelie M. nicht. Es liege weder eine Erpressung noch eine Nötigung vor, sagt Oliver Kuhn, Sprecher der Wiesbadener Staatsanwaltschaft, auf Anfrage. Es bestehe keine Notsituation, in der M. das Angebot habe annehmen müssen. Auch habe sie der Mann nicht bedroht. „Er hat es ihr freigestellt, auf das Angebot, das höchst unmoralisch ist, einzugehen.“
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